Samstag, 21. Juli 2012

Contramann: Gesprächskreis


Per Mail erhielt ich eine Anfrage zur Teilnahme am Gesprächskreis. Gedacht war dieser Gesprächskreis, angelehnt an die Nachdenkseiten, zum Gedankenaustausch von Menschen, die politisch eine andere Meinung haben.
Angestoßen wurde dies vor ca. 3 Jahren über die Nachdenkseiten. Warum dies in BS nicht funktionierte und was ich damit zu tun habe, lest ihr in meiner nachfolgenden Antwort an den Interessenten für den Gesprächskreis:

Hallo Herr Schulze (Name geändert),
um es vorwegzunehmen: Wenden Sie sich bitte an Hannover oder Wolfsburg.
Wenn Sie etwas ändern möchten, engagieren Sie sich besser direkt in einer Bürgerinitiative oder einer Partei.
Mein Tip: Linkspartei. Als Leser der Nachdenkseiten sollte dies und eben nicht die Piraten der logische Schritt sein.

Zur Entwicklung des Braunschweiger Gesprächskreises:
2009, also vor 3 Jahren, starteten wir mit bis zu 4 Mitgliedern. In dem beginnenden Bundestagswahlkampf wollten wir gezielt auf Wahlkampfveranstaltungen durch gezielte Zwischenfragen Politiker - vornehmlich CDU und FDP - verunsichern und die anwesenden Zuhörer "wachrütteln". Wir tauschten unsere Ansichten über die politische Landschaft aus und gingen mit einem guten Gefühl im Bauch nach Hause.
Ein Teilnehmer z. B. war rhetorisch sehr überzeugend und auch bei Bibs aktiv. Zum Verständnis: Die Braunschweiger Bürgerinitiativen sind ein Wahlbündnis eingegangen und sitzen im Rat der Stadt Braunschweig.
Der nächste war in der Rententhematik eingearbeitet und dort auch sehr engagiert. Sprich: Sowie das Wort Rente fiel, hörte er nicht mehr auf zu reden. Und dann war da noch einer, der schon damals von den Piraten überzeugt war.
Als ich irgendwann kurz vor der Bundestagswahl den Gesprächskreis nochmals einlud, kam keiner. Nicht einmal abgesagt hatten meine Mitstreiter, nicht einer. Allein saß ich in der Kneipe und wartete vergebens.
Danach gab es wohl noch ein letztes Treffen. Hier stellten wir fest, das die Politiker überhaupt keine Zwischenfragen zuließen oder aber die Vorträge hinter verschlossenen Türen stattfanden. Unser Vorhaben war also von vornherein gescheitert.
Ich gebe zu, das auch ich irgendwie erleichtert war, das ich mich nicht in der Öffentlichkeit präsentieren mußte und höchstwahrscheinlich der Lächerlichkeit preis gegeben worden wäre.
Ich denke, den Anderen ging es ähnlich. Denn seitdem hat mich keiner mehr von der Mannschaft kontaktiert. Auf meinen Letzten Versuch per Mail, mich wegen eines neuen Termins zu kontaktieren, erhielt ich schon keine Antwort mehr.
Als mich dann noch Detlev L. kontaktierte, hatte ich gemerkt, wo ein Problem bei den Gesprächskreisen liegt: Es sind viele Enttäuschte und Verwirrte unterwegs, die bei den üblichen Anlaufstationen (Parteien, Bürgerinitiativen, etc.) schon abgeblitzt sind.
Herr Schulze, das wird sicher nicht auf Sie zutreffen, denn ich hatte bisher eher normale und engagierte Bürger in Sachen Gesprächskreis als Kontakte. Aber Leute wie der "Rentenmann" oder Detlev L. sind eher abschreckend und haben auch schon andere Gesprächskreise gesprengt. Das konnte ich vor 3 Jahren im Internet direkt verfolgen.Da war eine Frau aus Süddeutschland mit einem Forum am Start. Hinterher mußte sie das Forum schließen. Üble persönliche Beleidigungen waren dort am Start.
Nicht zuletzt deshalb haben sich die Macher der Nachdenkseiten auch von Anfang an bedeckt gehalten, was die Unterstützung dieser Gesprächskreise anging. Dies Problem sollte aber inzwischen behoben sein, da zumindest der Gesprächskreis Dresden sich etabliert hat und auch sehr aktiv ist. Wenn Ihnen das also nicht zu weit ist....
Aber noch ein Wort zu Detlev L. Bekannt wurde er als anerkanntes Mobbing Opfer der Autostadt Wolfsburg. So wie er es mir schilderte, war sein Anliegen, politische Gegner gezielt zu mobben und zu verleumden. Dies hatte er selbst schon erfolgreich mit seinen ehemaligen Chefs gemacht, indem er diese Leute zu Hauf übers Netz mies angegangen ist.
Wie Sie sich vorstellen können, sind Versuche, gegen solche Haßtiraden im Netz vorzugehen, nicht von Erfolg gekrönt. Ich sage nur Facebook. Fast eine Stunde hat mich dieser Mensch am Telefon zugeschwafelt. Mit einem Wort: Behandlungsbedürftig.
Insgesamt habe ich also mit dem Gesprächskreis eher schlechte Erfahrungen gemacht. Dadurch ist mir klar geworden, das man nur in einer Partei oder Bürgerinitiative die Chance hat, effektives Engagement zu zeigen und brauchbare Ergebnisse erhalten kann.
Mit dem Gesprächskreis erlebte ich ein ähnliches Desaster wie mit den Montagsdemos gegen die Einführung von Hartz IV. Die Leute, die es betrifft, standen seinerzeit am Straßenrand und belustigten sich über die Idioten, die da demonstrieren gingen.
Mein Herz schlägt trotzdem noch links, aber außer in meinem persönlichen Umfeld möchte ich mich nicht mehr politisch engagieren.
Wenn wir das alle so machen, erreichen wir mehr als mit Gesprächskreisen, bei denen alle ihre Wunden lecken und mit einem guten Gefühl nach Hause gehen, weil man ja was getan hat. Wie gesagt: Partei oder Bürgerini - da kann man wirklich was bewegen, wenn man möchte.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Bleiben Sie engagiert, bleiben Sie links.

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