Mittwoch, 11. Juli 2012

Contramann: kurz gesehen im Juni


Wie zu erwarten war, ist Schlecker jetzt endgültig fertig. Da ist auch nichts mehr zu retten; An DM oder Roßmann wären die nie wieder rangekommen. Eine transfergesellschaft für die Beschäftigten würde meiner Ansicht nach das Leiden der Ex-Mitarbeiter nur verlängern. Da stimme ich Rößler zu.
Und dann kommt da noch das Duo Dilletanti um die Ecke: Frau von der Leyen als Arbeitsministerin und der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Herr Weise. Nach 2 Jahren Umschulung sollen die Schlecker Frauen in KiTas und Altenheimen zum Einsatz kommen.
Ganz großes Kino: Meine Nichte Gundula z. B. hat 3einhalb Jahre Erzieherin gelernt. Jetzt sollen irgendwelche Verkäuferinnen, ungeachtet ihrer Motivation oder Eignung, nach 2 Jahren Crashkurs auf die Kinder und Alten losgelassen werden? Frau von der Leyen, geht’s noch?
Das diese Frauen dann weniger als Erzieherinnen oder Altenpflegerinnen bekommen werden, dürfte klar sein. Kann man ja wieder sparen. Immerhin wäre das wohl trotzdem noch mehr als bei Schlecker!
Eine komische Welt das ist. Frau von der Leyen äußert sich in letzter Zeit zunehmend populistisch. Hoffentlich beerbt sie nicht die Merkel.

Die Anfangsszene aus „The Big Lebowski“: Lebowski steht nachts im leeren Supermarkt und schlürft aus einer Milchtüte. An der Kasse unterzeichnet er der kaugummikauenden, gelangweilten Kassiererin lächelnd den Lebensmittelscheck. Das war 1998.
Heuer ist es ab 0.00 Uhr am Ersten eines Monats voll bei Ralphs oder Walmart. Der amerikanische Traum gilt halt nicht für jeden. Dieses Bild, welches die Welt hier zeichnet, hat Karl-Eduard von Schnitzler – meine Eltern nannten ihn immer Schmunzel-Ede – bereits in den 70ern des 20. Jahrhunderts gezeichnet.
Da darf die Frage erlaubt sein: Ist das wirklich „besser“ als seinerzeit in der „Ostzone“?

und von Schmunzel-Ede gehen wir nahtlos über zu Augsteins Sohn. Seine Analyse der Grabenkämpfe in der Linkspartei greift etwas kurz. Das hätte sein Vater besser herausgearbeitet.
Die Linkspartei als Korrektiv der SPD – einverstanden. Aber in Anbetracht der Massen an Lebensmittelmarkenempfänger in den USA sind Marx und Engels eben erst recht aktuell, Jakob.
Insofern würde ich Sarah Wagenknecht schon als letzte Hoffnung für die Demokratie sehen.
Sarah irrt sich eben nicht, wenn sie den Reformismus a la Bartsch als größte Gefahr für die Linkspartei ansieht. Das Schielen nach Wählerstimmen droht die einzige Oppositionspartei zu zerstören. Bartsch ist da eher so ein ostdeutscher Steinmeier. Weg mit dem Mann !

Der frisch gewählte Geschäftsführer der Piraten, Johannes Ponader, tritt von seinem Amt zurück. Er fühlt sich – nicht zu Unrecht – vom Jobcenter wegen seiner politischen Aktivitäten sanktioniert; Er bezieht Arbeitslosengeld 2. Jetzt gibt er sein Amt auf: Nicht das politische, sondern das „Hartz IV Amt“.
Respekt. Wenn man den Artikel liest, merkt man, das die Angst der Behörden vor Sozialgeldmißbrauch leicht zu Grundrechtsverletzungen führen kann. Hier wird das ganze Dilemma der Sozialleistungsbehörde deutlich: Der Hilfeempfänger wird einerseits zum potentiellen Sozialbetrüger erklärt, andererseits wird der Allgemeinheit die soziale Hängematte suggeriert.

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