Nachdem MC5 und die Stooges gecrasht waren, nicht zuletzt weil sie konsequent ihr „Sex and Drugs and Rock and Roll“ Gehabe durchzogen, schlug in New York die Stunde der Literaten.
Patti Smith gehörte Anfang der 70er zur Künstler-Boheme, die es schick fand, sich zwischen den Strichern und Junkies in Warhols` Factory oder auch im Max`s rumzutreiben. Die Dolls fingen gerade an und Iggy war in der Stadt. Patti Smith war mittendrin und ging irgendwann dazu über, ihre lyrischen Texte mit Rockmusik zu verbinden. Ihre Freundschaft mit Tom Verlaine und Todd Rundgren öffnete die entsprechenden Türen. Erste Langplatte 1975, 1978 mit Bruce Springsteen zusammen „Because the Night“ – ihrem Hit – und dann brach es irgendwie ab. Vielleicht hat dies auch etwas mit dem Sturz von der Bühne zu tun, bei dem sie sich 1977 2 Rückenwirbel brach, was zum Abbruch ihrer vorher sehr ekstatisch-träumerischen Bühnenpräsenz führte. Schließlich heiratete sie den ehemaligen MC5-Gitarristen Fred Smith und zog sich für Jahre aus dem Business zurück.
Nach den Schilderungen mehrerer Weggefährten in „Please Kill Me“ war Patti darauf aus, Karriere zu machen. Wenn sie auf der Leiter höher stieg – und dies ging bei ihr ja schnell – dann interessierten sie alte Freunde nicht mehr. Da ich sie eh nie so toll fand, neige ich dazu, dies zu glauben.
Tom Verlaine war mit Television ab 1973 am Start. Die Patti verwandte Seele ging zum Lachen wohl in den Keller und war kein wirklich guter Gitarrist und genialer Songschreiber, brachte aber einen intellektuellen Touch als Gegenentwurf zu den Dolls ins Rennen. Als Verlaine auf „Marquee Moon“auch noch singen mußte, war das auch nur 1977 erträglich. Es gab ja nichts Vergleichbares. Mit Auftauchen der Talking Heads war das dann aber auch vorbei.
„Marquee Moon“ wird von Kritikern gerne heute noch als eines der wichtigsten Werke der Rockmusik bezeichnet. Angeblich halten die Strokes Television für ihre Vorbilder. Und wenn schon. Ich hatte „Marquee Moon“ als Platte und möchte sie als CD nicht haben.
Zur Anfangsbesetzung von Television gehörte übrigens auch Richard Hell als Sänger. Hell war ein alter Schulfreund von Verlaine und spielte mit ihm schon 1972 als Neon Boys Singles ein. So introvertiert Verlaine war – Hell war das genaue Gegenteil. Er war Mitte der 70er der erste mit roten Stachelhaaren in der Scene und war auch sonst gern prollmäßig unterwegs, obwohl er sich auch damals schon als Literat sah.
Hauptsache heftig. 1975 hatte sich Hell von Television getrennt und sang bei den Heartbreakers. Anders als Johannsen stand er im Drogenkonsum Johnny Thunders nicht nach. Jedoch schlug ein Englandaufenthalt der Heartbreakers fehl, so dass sich die Träume von Malcolm Mclaren mit Hell als Sänger der Pistols nicht erfüllten.
1976 hieß seine Band Richard Hell and the Voidoids. Mit Richard Quine (später Gitarre bei Lou Reed) und Marc Bell (später Marky Ramone) hatte er kompetente Mitstreiter. Der gleichnamige Titelsong aus „Blank Generation“ (1977) sowie „Love comes in Spurts“ sind nach wie vor All-Time-Faves von mir. Der verzweifelte Gesang zu den schrillen Gitarren klingt auch heute noch so frisch wie seinerzeit.
Richard Hell steht auch für den Übergang des Glam Rock der New York Dolls hin zum Punk der Ramones, Dictators oder auch Dead Boys. Hier waren Drogen und Groupies und Parties und Action angesagt, die eine oder andere Schlägerei inklusive. Patti Smith oder auch Tom Verlaine gaben der Scene noch den intellektuellen Touch, haben aber mit ihrer Musik eher gemächlichere Töne angeschlagen.
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