Sonntag, 15. April 2012

Uncle Fester: grad gelesen April 2012

Jeff Somers – Avery Cates Zyklus
Avery Cates ist Auftragskiller und mit 27 Jahren im postkapitalistischen New York ein alter Mann. Seine Lebenserwartung ist also gering. Und da muß er sich, beauftragt von Dick Marin, dem Sicherheitschef der Weltregierung, mit den elektronischen Mönchen auseinandersetzen.
Die elektronischen Mönche vertreten eine Religionsgemeinschaft, die täglich immer größer wird. Sie wollen Dich retten.Dazu müssen Sie Dich töten.Dann entfernen sie Dein Gehirn und packen es in einen Standard – Mönchskörper. In diesem metallischen Wirtskörper wird Dein Gehirn verkabelt und dient fortan als „Arbeitsspeicher“. Du bist immer noch bei Bewußtsein, hast aber keine Kontrolle über den Körper und mußt hilflos zusehen, wie Du selber einen nach dem Andern wegmeuchelst. Du bist quasi unsterblich. Dein Schreien nach Erlösung, dass man Dich töten möge, hört niemand.
Eine wirklich schöne Idee, die Somers aus Douglas Adams` elektrischen Mönch entnommen hat. Doch anders als bei Adams ist die Welt von Somers düster. Sin City oder auch Pulp Fiction fallen mir spontan als Vergleich ein.
Avery Cates ist quasi als Blade Runner unterwegs. Stirb Langsam fällt mir noch ein. Dauernd wird geballert und gestorben. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen im Ablauf der Story mehr und mehr.
            
Den 3. Roman – Das ewige Gefängnis – habe ich lange Zeit nur abgehackt und oberflächlich gelesen, weil ich immer wenig Zeit hatte oder müde war. Aber auf dem Rückweg von der Arbeit machte es auf einmal Bing! Die 2 Handlungsstränge (vorher arbeitete Somers lediglich mit einem Strang) werden mitten im Buch zusammengeführt. Und das auf so überraschende Weise, dass ich über 200 Seiten zurückblättern mußte und das halbe Buch nochmal überschlagen habe. Klasse gelöst; Wie, möcht ich hier nicht verraten. Lies es selbst.
Somers liest sich klasse und flüssig. Wer die erwähnten Hollywood – Kracher mag, wird Somers zu schätzen wissen. Das Jeff Somers ein neuer heller Stern am Himmel des Genres ist, möchte ich noch nicht unterschreiben. Auf alle Fälle haucht er dem mittlerweile vergessenen Cyberpunk neues Leben ein. William Gibson oder auch Neal Stephenson könnten heutzutage das Tempo von Somers gut gebrauchen.
4 Bände gibt es bisher, ein 5. Band ist in Vorbereitung. Das ganze ist absolut lesenswert, hat ne Menge Action und verschwendet keine Zeit mit philosophischen Betrachtungen. Wer allerdings Science Fiction mit intellektuellem Touch und Tiefgang bevorzugt, könnte sich in der Welt des Jeff Somers nicht zurechtfinden oder gar überleben.
Aber aufgepaßt, Ihr Literaturstudenten: Die postkapitalistische Welt von Avery Cates könnte zur Realität werden, wenn die Mächtigen dieser Welt nicht von uns gestoppt werden. Und dann seid auch Ihr froh, wenn Ihr noch eine Nährstofftablette bekommt...

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