Donnerstag, 2. Februar 2012

Hartmudo: Shopping

Da hab ich doch noch beim Spiegel diese Glosse gefunden:
Die Forumsbeiträge dazu sind auch sehr erfrischend. Der Bericht wie die meisten der Forumsgeschichten sprechen mich an. Ich will es mal so erzählen:
Noch Ende der 90er und Anfang dieses Jahrtausends bin ich einmal im Monat zu Fuß in die Stadt gelatscht. Ich wohnte in der Gartenstraße und hatte es nur ca. 10 Minuten bis zu Mediamarkt oder den beiden Buchläden – Graff und Pfannkuch. Zu Mediamarkt mußte ich weniger, da ich kaum noch Musil hörte zu der Zeit. Aber Lesen!
Dauernd kamen ja Neuheiten raus. Und da SF-Romane meist nach 1-2 Jahren aus den Regalen verschwinden und dann nie, nie mehr wieder aufgelegt werden, mußte ich die interessanten und wichtigen Bücher kaufen, wenn sie rauskamen. Heyne wie auch Bastei-Lübbe waren die 2 Verlage, die regelmäßig SF-Romane veröffentlichten. Es gab da natürlich auch immer ein kleines Hochglanzprospekt mit den Neuheiten des Jahres. Das nahm ich als Grundlage, um dann einmal monatlich einzukaufen.
Also: Von der Arbeit kommend, ging ich zu Fuß in die Stadt. Zuerst mal in die Buchläden. Manchmal bis zu 5 Bücher nahm ich mit; Häufig ging ich aber auch leer aus. Mediamarkt, Karstadt oder auch C&A waren dann weitere Anlaufstationen, denn Klamotten braucht man ja auch ab und an.
Die ganze Aktion dauerte dann 2 – 3 Stunden, bis ich wieder zu Hause war. Müde und kaputt, aufs Sofa usw. war angesagt. Manchmal schlief ich dann auch wirklich, da ich eh den Nachmittagsschlaf brauchte.
Dann kam Amazon, BonPrix Online und z.B. Booklooker. Letzteres ist erwähnenswert, weil ich über die Jahre eine Liste mit ca. 20 Büchern aufgestellt hatte, die mir noch fehlten und die natürlich nicht mehr aufgelegt wurden. Jahrelang suchte ich in Antquariaten wie dem Comic Book Shop. Gar bis nach Hannover bin ich gefahren. Ohne Erfolg. Bei Booklooker.de brauchte ich für die Liste nur ein paar Stunden, bis ich alle gebraucht kaufen konnte.
So geht es mir heute auch noch: Im Buchladen kriegst Du nicht alles oder müsstest es bestellen. Nach 1-2 Tagen ist es da, dann musst Du aber wieder in die Stadt latschen. Das geht bei Amazon schneller. Das ganze auch noch mit Bewertungen anderer User.
Sieht doch gleich viel besser aus. Sicherlich muß man bei den Beurteilungen Abstriche machen, aber nicht zuletzt vom Preis her ist Amazon konkurrenzlos. Nach 2 Tagen kann ich dann ein Paket von der Packstation abholen und gut is. Ähnliches gilt auch für andere Versender wie Bonprix, Bol oder auch Pearl.
Was spricht dann noch für den Einzelhandel? Beratung und Service vielleicht? Wenn Dir einmal bei Mediamarkt ein schleimiger Verkäufer etwas erzählt hat, was Du eh selber weißt oder nach kurzer Zeit selbst aus dem Netz ziehen kannst, stellt sich Dir diese Frage nicht mehr. Sorry, aber qualifiziertes Fachpersonal ist eher selten. Für die Waren, die ich so kaufe, gibt es schon lange kein Fachpersonal mehr. Wenn dort im Einzelhandel Jobs wegfallen, dann sind dies keine qualifizierten Jobs und somit verschmerzbar. Vom letzten Verkäufer, der mir bei Saturn übern Weg lief, kann ich mir nicht vorstellen, dass er den Job bei Mc durchhalten würde.
Wenn es also die örtlichen Arbeitsplätze nicht sind, was dann? Reklamationen und Reparaturen natürlich. Bei Amazon hatte ich einmal nach nem 3/4tel Jahr eine Digitalkamera, die ich für meine Schwägerin bestellt hatte, zur Reparatur eingeschickt. Nach noch nicht einmal einer Woche kam eine brandneue Kamera an Land – das Nachfolgemodell sogar. Dazu gab es noch ne Erstattung von ca. 10,- €, da die Kamera mittlerweile preiswerter geworden ist. Auf einen Rasierer, den ich beim Kundendienst von Mediamarkt zur Reparatur vorbeigebracht hatte, mußte ich Wochen warten und dann wieder hin, um das reparierte Gerät wieder abholen zu dürfen.
Ich bin keine Frau und brauche deshalb keine kleinen Boutiquen, um alle möglichen Blusen, Röcke und Hosen anzuprobieren. Bonprix ist mein Herrenausstatter! C§A Online hat mehr Auswahl als die örtliche Filiale und bei Amazon gibt es Schuhe, Zalando ist mir zu teuer.
Bis auf Lebensmittel und Drogerieartikel fällt mir spontan nichts ein, wofür ich in den Einzelhandel rennen müßte. Das schließt natürlich nicht aus, das, wenn ich mit meiner Löwin shoppen gehen (muß), hier und da nicht doch das Eine oder Andere entdecke und kaufe. Für solche Spontankäufe ist der Einzelhandel natürlich unschlagbar. Doch für diese Zwecke kann man eigentlich hur nen Ein Euro Laden betreiben.
Ich bin gespannt, wie die Innenstadt in 5 – 10 Jahren aussieht. Wahrscheinlich ist aber lediglich Karstadt weg, denn die ganzen Läden wie Laura, Tommy Hügelschänder, Mexx oder wie sie alle heißen – New Yorker, H&M …. bleiben für die Damen. Wahrscheinlich gibt es dann für uns Jungs mehr Biergärten. Das wär doch mal was. Dann haben endlich wieder ALLE Spaß beim Shoppen. Für Kinder gibt es dann bestimmt auch Angebote.
Witzigerweise ist der Versandhandel umweltfreundlicher als der Einzelhandel, da das Postauto für bspw. 100 Kunden eine Tour planen kann, denn wenn 100 Leute in ihren Autos in die Parkhäuser fahren. Wird erheblich mehr C= Zwo ausgestoßen.
Ich habe, das möchte ich dann doch erwähnen, auch schlechte Erlebnisse mit Amazon und Co erlebt. Das hielt sich aber in Grenzen.
So bleiben also mehr Vor- als Nachteile zugunsten des Versandhandels. Im Übrigen ist Amazon nichts anderes als Quelle oder Otto, lediglich preiswerter. Und am Preis ist meiner Meinung nach auch Quelle gescheitert.

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