Freitag, 16. Dezember 2011

Udorallala trifft Hartmudo: Achim

Ab und an stirbt ein bekannter Rockstar. Dann steht dies groß und breit in den einschlägigen Medien. Am 10.12.2011 verstarb Achim Bernhard an einer bakteriellen Infektion in Wolfenbüttel. Er wurde nie ein berühmter Star, lebte aber den Rock `n` Roll wie kein zweiter. Mit Mitte 50 trat er jetzt ab.  Udorallala erinnert sich.
Seit Anfang/Mitte der 70er machte Achim Musik. Der Keith Richards Fan verbesserte sich stetig. Mit Machine Gun stand er – so hatte er es mir mal gesagt – Anfang der 80er vor einem Plattenvertrag, als der englische Sänger ausstieg und zurück nach England ging.  Er spielte seitdem in verschiedenen Bands, ohne dabei den Erfolg zu suchen. Stones und Dr. Feelgood, das war sein Ding.
Ich lernte ihn erst später kennen. Musik und insbesondere die Stones waren sein Steckenpferd., das ging schon bis zur Religiösität. Bis Mitte der 90er Jahre hingen er und Pocke mit mir häufig ab. LPs wurden aufgelegt und die Songs dann bis ins Kleinste analysiert. Dazu gab es Bier und Jägermeister.
Ich habe noch das Bild vor Augen, als er am Tag der Niedersachsen in Wolfenbüttel mit der Plastiktüte vor mir stand. Darin befanden sich Bierpullen und die kleinen Spaßmacher mit dem Hirsch vorne drauf. Dies ist ein Eindruck, der sich in den letzten Jahren, in denen ich ihn vielleicht 1 – 2 mal gesehen habe, verfestigt hat.
Aber da war noch mehr: Anfang/Mitte der 90er habe ich Achim auch anders kennengelernt. Das anerkannte Mobbingopfer erzählte mehr aus seinem Alltag, von der Arbeit beim Landkreis Wolfenbüttel, auch vom Leben außerhalb der Mukke. Leider war der Kontakt über die Jahre eingeschlafen. Meist war ich zu schlaff, Achims Gesundheitszustand ließ Konzertbesuche auch nicht mehr so zu.
Der Spitzname war Drei Finger Achim, weil ihm in einer Sylvesternacht 2 Finger auf dem Heimweg nach WF abgefroren waren. Hohe Ansprüche stellte er an sein Gitarrenspiel, scheute sich aber auch nicht, mit Amateuren zu musizieren.
Um es einfach zu sagen: Was unterscheidet Achim von Kurt Cobain, Brian Jones oder Pete Townsend ? Nichts, aber auch gar nichts. Er lebte den Rock n Roll genauso intensiv. Bloß der Erfolg fehlte. Dafür aber war Achim jederzeit ein ehrlicher Rocker.
2 Szenen mit Achim möchte ich noch zum Besten geben:
Ende der 80er waren wir mit Pocke in Hannover, um dort die Lords of the New Church zu sehen. Pocke und ich hatten Achim einen ganzen Abend lang von dieser Supergruppe ehemaliger Punk-Größen vorgeschwärmt, die erste Platte hatte Achim dann auch mehr als überzeugt, das uns ein aufregendes Konzert erwartete.
Der Soundcheck, den wir vor Konzertbeginn durch die geschlossene Tür im Musikzentrum Bad in Hannover hörten, war absolut überzeugend. Dann ging es los. Stiv Bators kam auf die Bühne. Mit ner halb ausgelutschten Pulle Tequila. Die Band drehte die Regler bis zum Anschlag auf. Dann ging ein tierisches Gebrate los; Es waren keine Songstrukturen mehr zu erkennen. Fluchtartig verließ Achim den Saal, um vorne an der Theke ein Weizen nach dem Anderen zu lutschen. Derweil leerte Stiv den Tequila, wurde von der Bühne getragen, während irgendwelche Punks das Podest, auf dem der Mischer stand, zusammentraten. Ein denkwürdiges, wenn auch nicht gutes Konzert. Für Achim waren die Lords of the New Church danach gestorben.
Meine Lieblingsszene mit Achim ist aber diese:
Wir waren mit Tesla nach Hannover aufgebrochen, um dort Creedence Clearwater Revisited zu schauen. 40 Mark waren Mitte der 90er viel Geld für ne Nachspielcombo. Zwar waren noch der Bassist und der Drummer von CCR mit dabei, aber kein Fogerty. CCR und vor allen Dingen John Fogerty waren übrigens für Achim auch Vorbilder, die er verehrte. Jedenfalls stand ich dann neben Achim vorm Mixer in der überraschend vollen Halle. Der Sänger traf jeden Ton. Es war so, als ob Fogerty höchstpersönlich auf der Bühne stand. Und Achim und ich standen da, umarmten uns und hielten die Biere hoch. Richtung Bühne. Und sangen den ganzen Song mit.
„Rolling, rolling down the River!“
Das ist das Bild, das ich vor Augen habe, wenn ich an Achim denke. So werde ich ihn in Erinnerung behalten.
Achim, machs gut. Bis bald.

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