Samstag, 24. Dezember 2011

Little Richard

(zuerst veröffentlicht 16.10.2002)
Am 5.12.1932 wurde Richard Wayne Penniman in Georgia geboren. Richard wuchs als eines von 12 Kindern in einer dreckigen Nebenstraße in Macon auf; Sein Vater Charles predigte das Evangelium jeden Tag, und nachts.... 11 Geschwister!
In dieser Umgebung – warum muß ich immer nur an Russ Meyer`s Mudhoney denken... - war das Singen von Spirituals allgegenwärtig und prägte somit wesentlich das Musikverständnis des jungen Richard. 

Schon als Kind sang er mit den Penniman Singers und Tiny Tots Quartett. Seine charismatische und hyperaktive Persönlichkeit machte ihn schnell populär, brachte ihn aber immer wieder in Schwierigkeiten. Seine homosexuellen Neigungen taten ihr Übriges. Der 15jährige Richard hielt es zu Hause nicht mehr aus und war Teil der Sugarfoot Sam`s Minstrel Show; Heute vergleichbar mit Rheumadeckenverkauf.
1951 schließlich gewann er einen Talentwettbewerb in Atlanta. Der Preis war ein Plattenvertrag bei RCA Victor. Die 4 entstandenen Singles sind leider verschollen.Dort lernte er aber Esquerita (Geheimtip!) kennen, der ihm einige Pianotechniken beibrachte. Im Winter 1952 wurde sein Vater ermordet (Mudhoney!) und Richard ging zurück nach Macon, um abends den Blues im Tick Tock Club zu zelebrieren. Tagsüber wusch er Teller in der Cafeteria einer Greyhound Station.
Ebenfalls 1952 traf Richard Bill Wright, einen Bluessänger aus New Orleans. Dieser hatte die Angewohnheit, sich bei seinen Auftritten Pomade ins Haar zu schmieren und die Tolle hoch auf dem Schädel aufzutürmen; Grelle Klamotten inclusive. Richard übernahm dies für seine Bühnenshow und machte dies zu seinem Markenzeichen.
Bis 1955 nahm er in Houston für Peacock Records insgesamt 4 Singles auf, darunter eine frühe Ausgabe von She`s got it namens Rice, red Beans and Turnip Greens. Auf den letzten beiden Singles wurde er vom Johnny Otis Trio begleitet.
Der Erfolg blieb ihm jedoch versagt, so daß er wieder als Tellerwäscher in Macon landete. Er schaffte es aber trotzdem, ein Demo aufzunehmen, das bei Art Rupe und damit bei Speciality Records landete. Art war sehr beeindruckt und verhalf Richard zu einer Aufnahmesession in New Orleans` J&M Studios, wo Fats Domino seine Dinger aufzunehmen pflegte.
Richard tendierte zum Slow Blues, merkte aber, das diese Aufnahmen nicht gut klangen. Der Producer Bumps Blackwell und Richard landeten dann in einer Pause im Dew Drop Inn. Mit ein paar Leuten und einem alten Piano startete Richard dort durch: Laut kreischend sang er seine Songs und hämmerte auf das Piano ein. Bei Blackwell machte es Klick, und – die Texte wurden gesäubert – nahm in den J&M Studios mit Richard Tutti Frutti auf. Die Geburt eines frühen Megastars.
Richard nahm in September und Oktober 1955 50 Songs, inclusive Alternative Takes, für Speciality Records auf. Art Rupe verwurstete dies zu 9 Singles und 2 Alben.
Alles, was er zwischen Anfang 1956 und Mitte 1957 aufnahm, wurde zum Hit und verkaufte sich wie warme Semmel. Für den Film „The Girl can`t help it“ schrieb er den Titeltrack, seine Shows waren ausverkauft und Touren ins Ausland folgten. Auf dem Höhepunkt seines Ruhmes, mitten in einer Australientour mit Eddie Cochran und Gene Vincent, am 1.10.1957, stieg er plötzlich aus. In Huntsville, Alabama, begann er eine Ausbildung zum Prediger der „Seventh Day Adventist Church“. Speciality ließ ihn jedoch nicht aus dem Vertrag. Das Material reichte zwar noch für 1958, aber 25000 $ mußte Richard hinblättern, um sich freizukaufen.
Ab Januar 1959 tourte Richard als Gospelsänger und nahm für Gone Records dementsprechendes Material auf. 3 Jahre des Mißerfolges brachten ihn 1962 zurück zum Rock `n` Roll. Er tourte durch England, 1963 waren die Rolling Stones seine Vorgruppe. Viele Record Companies waren an ihm interessiert. Sie wollten aber nichts neues, sondern nur altes Material aufwärmen. 5 Sessions in dieser Zeit brachten keine Erfolge, die Zeit des wilden, verrückten Mannes mit der Tolle war vorbei. Immerhin machte noch sein Gitarrist dieser Phase Karriere: Jimi Hendrix übernahm von seinem Mentor den exzessiven Lebensstil.
Ich habe Spielfilme mit dem alten Little Richard gesehen; mehrere Revivals mit dementsprechenden Aufnahmen sind mir in Erinnerung. Aber die Power der Aufnahmen bei Speciality hat er nie mehr erreicht. Wenn ich Lucille höre, kriege ich nach wie vor eine Gänsehaut. 1957 verlor der Rock `n`Roll seinen markantesten Sänger. Was die Religion so alles anrichten kann... Aber so blieb ihm wenigstens der lange Abstieg eines Elvis Presley versagt.

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