Buddy Holly, Eddie Cochran oder Chuck Berry: Welcher Rockabilly Sänger und Gitarrist am stilprägensten ist, darüber könnte man stundenlang streiten. Aber für die Psychobilly-Welle ab Beginn der 80er Jahre muß man immer an Hasil Adkins erinnern. Er machte wie die genannten Größen in den 50ern die ersten Aufnahmen, ohne allerdings damit Erfolg zu haben. Bis zu den Cramps und Co.
Hasil Adkins wurde am 29.04.1937 in Boone County, West Virginia geboren. Bis zu seinem Tod kam er nie aus Boone County raus; Er wohnte dort sein ganzes Leben lang. Er war das jüngste von 10 Kindern eines Bergarbeiters und wuchs während der großen Depression in bitterer Armut auf. Nach eigenen Angaben erhielt er erst mit 4-5 Jahren sein erstes Paar Schuhe. Gehungert wurde in der Familie viel. Angeblich besuchte er als Kind lediglich 4 Tage die Schule.
Der kleine Hasil hörte im Radio gerne Musiker wie Jimmie Rodgers oder Hank Williams und dachte, dass die Musiker alle Instrumente selber spielen würden. Der Autodidakt beschloss, es ihnen gleich zu tun und haute auf Milchkannen, Eimern und Pfannen ein – was so da war. In einem Nachbarhaus sah er zum ersten Mal eine Gitarre. Er war sofort fasziniert. Und als die Erwachsenen besoffen genug waren, durfte er auch mal Gitarre spielen.
Seine Eltern erkannten sein Talent; Aber erst im Teenageralter bekam Hasil seine erste echte Gitarre, weil die Familie vorher dafür kein Geld hatte. Bis dahin hatte Hasil sich aus Stacheldraht, Eimern und ähnlichem notdürftig selbst Instrumente zurechtgezimmert.
Der depressive und hyperaktive Hasil begann Ende der 50er unter primitivsten Aufnahmebedingungen seine Songs aufzunehmen. Dieser Garagensound, lediglich mit Schlagzeug und Gitarre instrumentiert, kam natürlich für ein breites Publikum viel zu früh. Seine Texte über Hot Dogs, Aliens und Chicken waren dazu auch zu obskur für die geordnete Welt der 50er, so dass auch ein Abstecher nach Kalifornien erfolglos bleiben mußte. So blieb er in Madison, Boone County, und nahm bis Ende der 70er seine Tapes auf. In der Umgebung spielte er dann noch auf den örtlichen Honky Tonks – mehr war nicht drin.
Von seinen Aufnahmen, die ab den 60er und 70er Jahren vermehrt auch Country- und Blueselemente enthielt, schicte er immer eine Kopie an den amerikanischen Präsidenten. Und tatsächlich erhielt er von Richard Nixon einen Dankesbrief!
Letztendlich entdeckt wurde Hasil dann von Billy Miller und Miriam Linna, den treibenden Kräften der A-Bones, gegen Ende der 70er. „She said“ wurde durch das Cover der Cramps zu seinem bekanntesten Song und auf einmal lief es. In den 80ern konnte Hasil endlich von der Musik leben und trat sogar in Film und Fernsehen auf.
Ab den 90ern wurde es ruhiger; Die Psychobilly-Welle schwappte ab. Hasil Adkins veröffentlichte auch weiterhin Platten, nun aber wieder außerhalb des allgemeinen Hypes.. Schließlich wurde er Mitte April 2005 in Madison von einem Teenager mit einem Quad überfahren und verstarb wohl daran am 25.04.2005.
Wenn man wissen will, was Rockabilly, auch Rock `n` Roll musikalisch ausmacht, kommt man an den Aufnahmen von Hasil Adkins nicht vorbei. Der brutal raue und nackte Sound reduziert die Musik aufs Wesentliche. Schmückendes Beiwerk wie Bläser oder gar Streicher sind dann lediglich eine Ergänzung, häufig schmieren sie einen schlechten Song noch zu etwas Hörbarem um.
Aber ohne Gitarre, Schlagzeug und einem „hungrigen“ Sänger macht das alles keinen Sinn.
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