Samstag, 4. Februar 2023

Hartmudo: Superwumms

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Endlich spielten wir nach langer Zeit mal wieder Karten, was mich wenigstens zeitweise aus meinen trüben Gedanken riss. Das dies alles noch hätte viel schlimmer kommen können, tröstete mich ein wenig. Ich hoffte nur, nachts schlafen zu können. Auf Panikattacken wie in der Vergangenheit hatte ich gar keinen Bock.
So halfen wenigstens die Salben und das Spray beim Einschlafen. Außerdem konnte ich die Schlafmaske noch benutzen. Der HNO-Arzt meinte, ich müsste die Maske nur etwas höher schieben als üblich. Sollte ich dennoch Probleme bekommen, hätte ich sie weglassen sollen.
Fehlt noch eins zum ersten Tag: Ich schreibe nicht nur mit rechts, nein, ich halte auch mit rechts. Und als ich im Stehen Schwierigkeiten hatte, meine Unterhose nicht anzupinkeln, setzte ich mich notgedrungen hin. Alle Beinkleider mit nur einer Hand aus- und hinterher wieder anzuziehen macht gar keinen Spaß. Als ob ich weiter keine Sorgen gehabt hätte...
Donnerstag 5 Januar. Wieder Erwarten hatte ich in der Nacht gut schlafen können. Leider hatte ich das Problem, dass ich in meinem Zimmer aus mir unerfindlichen Gründen plötzlich keinen Satellitenempfang hatte. Somit ergab sich für mich die Möglichkeit, die sechste und letzte Staffel von „Better call Saul" anzufangen.
Zwei Folgen, ein wenig lesen und schon konnte ich einschlafen. Ich schlief sogar bis ins Tageslicht hinein und trank lediglich einen Kaffee in aller Schnelle. Hunger verspürte ich nicht, denn ich musste ja an diesem Morgen noch einmal zum HNO-Arzt. Daneben musste ich noch einen Termin zum CT organisieren.
Sowohl vom HEH als auch vom HNO-Arzt hatte ich jeweils eine entsprechende Überweisung bekommen. Bevor wir zum HNO-Arzt losfuhren, hatte ich noch Zeit, die Unterlagen meines Homeoffice aus der Aktentasche herauszunehmen. Da fiel mir auf, dass die eine Seite der Tasche nass war und Flüssigkeit auf das Laminat getropft war.
Dies war natürlich auch eine der Taschen, welche am Fahrrad gehangen hatte. Sicherlich hatte es gestern Morgen geregnet, aber das dermaßen viel Flüssigkeit von der Tasche hergekommen sein sollte, konnte leider nicht die Ursache sein. Stattdessen stellte sich nach einem schnellen Geruchstest heraus, dass unser Kater mal wieder eine Botschaft gesendet hatte.
Meine Löwin war richtig erbost und schob die zwei Schränkchen neben meinem Schreibtisch beiseite, da die Flüssigkeit des Katers unter einen Schrank geflossen war. Das Laminat war leider schon etwas aufgequollen. Und während meine Löwin alles trocken wischte, saß ich wie Hein Blöd daneben. Ich fühlte mich hilflos, da ich dank meines Armes nicht helfen konnte.
So fuhren wir zum Arzt los; mein Zimmer sah aus wie eine einzige Baustelle, Fernseher gar nicht mehr nutzbar. Damit könnte ich mir eine Fortsetzung von „Better call Saul" am Nachmittag, wenn meine Löwin auf der Arbeit weilen müsste, abschminken.
Meine Löwin ließ mich am Bankplatz raus, da sie an diesem Tag nicht mitkommen konnte. Irgendjemand musste ja einkaufen. Erfreulicherweise dauerte es dieses Mal nicht so lange beim HNO-Arzt wie am Vortag. Ich wurde relativ schnell rangenommen und der HNO-Arzt kontrollierte nur, ob Blut in den Rachen geflossen war und inspizierte die noch wunde Nase. Mein nächster Termin war für Montag vorgesehen.
Sofort rief ich meine Löwin an, ob sie mich wie versprochen abholen könnte. Da sie leider noch bei Edeka feststeckte, fuhr ich mit dem Bus nach Hause. Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass mir der Bus vor der Nase weggefahren war und ich somit im leichten Nieselregen am Altstadtmarkt ausharren musste, bis der nächste kam.
In Lehndorf endlich angekommen, wackelte ich in meinen neuen Clogs zum Bäcker, weil ich jetzt so richtig Hunger bekommen hatte. Zwei Croissants, ein Rosinenbrötchen und ein Donut sollten mir das Frühstück ersetzen. Als ich auf den Hof unseres Hauses einbog, kam meine Löwin witzigerweise selbst vorgefahren.
In der Wohnung setzten wir uns noch kurz zusammen vor dem Fernseher. Während ich meine Bäckereiwaren verspachtelte, aß meine Löwin lediglich eine Suppe. Kurze Zeit später musste sie ja arbeiten. Außerdem schaffte ich es, beim Radiologen meines Vertrauens einen Termin zum CT zu bekommen.
Montag Nachmittag um 15 Uhr. Das war schneller, als meine Löwin und ich zu hoffen gewagt hatten. Im übrigen war es mir zwar leicht unangenehm, aber ich fragte meine Löwin trotzdem, ob sie mir die Schränkchen wieder hinstellen könnte. Zu meiner großen Freude schob die beste Ehefrau von allen (ja, ich habe früher Ephraim Kishon schon immer sehr gerne gelesen) die Schränkchen wieder in Position, bevor sie zur Arbeit fuhr.
Somit konnte ich Better call Saul schauen und hoffentlich einen ruhigen Nachmittag verbringen, ohne allzu viel grübeln zu müssen. Nach wie vor war dies meine größte Sorge. Die Atmung durch die Nase verlief mal besser, mal schlechter. Ab und an juckte es auch unter dem Verband am rechten Unterarm. Das alles stresste mich erheblich und führte stellenweise zu einer inneren Unruhe.
Im Fernsehen lief Wintersport, so dass ich im Wohnzimmer sitzen blieb und auf Better call Saul verzichtete. Zum Glück konnte ich mich andersweitig noch zusätzlich ablenken. Das Spielen von Mario Kart auf dem Tablet oder das Einsprechen von Texten für meinen Blog auf dem Smartphone erwiesen sich hierbei als äußerst hilfreich.
Als meine Löwin gegen 19 Uhr nach Hause kam, war ich richtiggehend erleichtert. Die Katzen waren zwar relativ ruhig geblieben, aber irgendwie war ich nun doch froh, nicht mehr alleine in der Wohnung zu sein. Was mich weiterhin aufbaute, war die Tatsache, dass an diesem Abend eine neue Folge von „Nord bei Nordwest" lief.
Zwei Tage zuvor hätte mich dieses Ereignis nicht in solche Euphorie versetzt. Daran kann man gut erkennen, dass es mir offensichtlich mental nicht gut ging. Anstatt mich zu freuen, dass der Unfall nicht noch schlimmer verlaufen war, fühlte ich mich schlecht und ertrank in Selbstmitleid.
Nord bei Nordwest erwies sich als eine richtige Erholung; anschließend schauten wir noch etwas „Wer wird Millionär", bevor meine Löwin einschlief und ich mich wieder in mein Zimmer setzte, um Better call Saul weiterzusehen.
Und zum Abschluss dieses Abends vermag ich festzustellen, dass ich an diesem Nachmittag gelernt hatte, endlich wieder im Stehen zu pinkeln. Ich musste zwar Jogginghose und Unterhose weit unter die Knie fallen lassen, aber dann konnte ich mich - leicht vorgebeugt - hinstellen und die linke Hand zur Steuerung benutzen. Irgendwie schien es ja doch aufwärts zu gehen.

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