Freitag, 24. Februar 2023

guterPlatzzumBiertrinken: Drei Städte Tour

Sonntag, 25. September. Jetzt ist der heiße Sommer endlich zu Ende gegangen. Und vorbei ist die Zeit des Trübsalblasen, jetzt kommt der Herbst. Ein grauer Himmel hängt über der Landschaft, nur vereinzelt scheinen dunkle Wolkenbänke durch. Da bin ich doch gleich viel besser drauf. Und das ist auch nötig, denn meine finsteren Gedanken im Urlaub und anfangs des Monats wegen der Arbeit endlich mal aufhören.
Es bringt ja auch nichts, über subjektiv erlittene Ungerechtigkeiten zu lamentieren und darüber in Depressionen zu verfallen. Das alles löst keine Probleme, sondern schafft lediglich neue. Meine Lösung: Ich separiere mich nicht mehr von meinen Kollegas und verstecke mich nicht mehr in meinem Büro.
Beim ewigen Quasseln über dies und das beteilige ich mich jedoch nicht mehr, auch lasse ich meine Bürotür nicht mehr sperrangelweit offen stehen. Dank dieses Verhaltens komme ich im Moment besser durch den Tag, das Ausbleiben der brütenden Hitze tut ein Übriges hinzu. Da freut es mich besonders dass dieses Wochenende bislang ein ruhiges war.
Schon letzte Woche plante ich für diesen Sonntagmorgen eine längere Radtour, da meine Löwin heuer zum ersten Mal seit zehn Jahren zum Angeln gefahren ist. Ursprünglich wollte ich mit dem Langen fahren, doch der hatte für heute bereits einen anderen Termin.
Als Hotte mich Donnerstag Abend überraschend anrief, fragte ich ihn spontan, ob er nicht Lust hätte. Die hatte er, aber leider stellte sich heute morgen beim Telefonieren heraus, dass er gestern Abend doch etwas länger aufgeblieben und deshalb heute morgen nicht motivierbar war. So zog ich um 10.30 Uhr alleine los, um schon mal eine mögliche Tour fürs nächste Wochenende mit dem Langen auszuloten.
Ich entschied mich, meine Regenjacke anzuziehen. Es regnete zwar noch nicht und die Wetterprognose erwies sich als günstig, doch ein derart düsterer Himmel sah mir nicht sehr vertrauenserweckend aus.
Die Temperatur vermochte ich nicht so gut einzuschätzen. Ich ließ die Jacke offen, weil ich befürchtete, dass ich irgendwann total durchgeschwitzt sein würde, wenn ich die Jacke geschlossen hätte.
Meine erste Anlaufstelle war die Gaststätte des Seglervereins am Südsee, wo wir beim Spazierengehen im letzten Jahr bereits sehr gerne Halt gemacht hatten, um dort ein Bier zu schlorken. Dies wäre auch ein idealer Treffpunkt für den Langen und mich am nächsten Wochenende, ja wir hatten uns sogar schon einmal hier getroffen gehabt.
Zuerst wollte ich über die Gartenstadt und den Schleichweg beim Füllerkamp zum Seglerheim durchstarten, entschied mich zwischendurch aber anders. Stattdessen radelte ich den normalen Weg übers Kennel und Schloss Richmond zum Südsee. Zu meiner großen Freude war die Gaststätte geöffnet, es wurde sogar Curry mit Pommes angeboten.
Trotz der kühlen Witterung saßen fünf bis sechs Figuren auf der Außenterrasse, drinnen saß bestimmt keiner. Ich selbst bestellte mir ein Hasseröder (Halber vom Faß) und setzte mich auf einen der Gartenstühle, den Südsee fest im Blick. Herrlich, so ein Frühschoppen am Sonntagmorgen.
Ich dachte noch einmal kurz über die momentane Stimmung an meinem Arbeitsplatz nach, unnötigerweise. Jetzt ist mein Miniteam wieder vollzählig am Start, da sind selbst Spitzen wie eine erneute Flut an Betriebskostenabrechnungen zu verkraften. Dafür sieht es jetzt in einem anderen Miniteam bescheiden aus, und siehe da: Die übrigen gebliebene Kollegin ist auch nicht mehr so gut drauf.
Nach den Hasseröder suchte ich noch die überaus gepflegte Toilette der mehr an eine Bretterbude erinnernde Gaststätte auf. Nun folgte ein längeres Stück bis Thiede, wo ich einen Kaffee zu Trinken gedachte.
Noch am Südsee kam ich an zwei Frauen vorbei, die zwei Alpakas spazieren führten. Die kamen bestimmt vom Zoo in Melverode; das mit den Alpakas werde ich noch recherchieren. Vielleicht wäre dies auch eine Aktion mit meiner Löwin und unserer Enkelin Jela.
Bis zum Bahnübergang nach Rüningen verlief die Streckenführung elegant. Der geteerte Weg war frei von Schlaglöchern und führte die ganze Zeit schön am Wasser entlang. Erst am See, dann an der Oker.
Und statt mich über die Thiedestraße in Rüningen zu quälen, fuhr ich an der Gärtnerei Stielau vorbei in ein mir unbekanntes Territorium, welches mich aber zum Kreisel am Ortsausgang von Rüningen führte. In dieser Wildnis war ich nie zuvor gewesen, so etwas fasziniert mich ja bei diesen Touren.
Bei der schönen wie langen Steigung nach Thiede merkte ich es schon, ich die Jacke nicht geschlossen hatte. Ziemlich frisch kam mir der Wind entgegen, aber ich fuhr trotzdem nach Thiede durch. Die ganze Zeit in der Hoffnung, dort einen Kaffee zu bekommen. Doch zu meiner großen Enttäuschung war die Bäckerei dicht, so dass ich unverrichteter Dinge und ohne Pause gleich weiter in Richtung Wolfenbüttel fuhr.
Kurze Zeit später war ich in Groß Stöckheim angekommen und bog links in Richtung Leiferde ab. Jetzt ging es also auf den Rückweg - die Strecke heute war tatsächlich länger als gedacht ausgefallen.
Noch in Groß Stöckheim klingelte urplötzlich mein Smartphone. Meine Löwin war mit dem Angeln fertig und befand sich auf dem Rückweg. Mein Angebot, uns bei McDonald's zu treffen, schlug sie leider aus. So blieb es mir allein vorbehalten, die beliebte amerikanische Erlebnisgastronomie aufzusuchen.
Endlich machte ich meine Jacke zu und fuhr die lange Gerade auf offenem Gelände nach Leiferde hinein. An der Steigung auf der Brücke über die Bahnschienen kam ich noch einmal ins schwere Pusten, doch der Rest des Weges über Rüningen und den Füllerkamp hin zur Filiale von McDonald's in der Frankfurter verlief geschmeidig, weil ereignislos.
Einen Royal mit Käse, einen Big Mac und ein Wrap mit Chilisoße drückte ich mir dort um 13 Uhr auf die Hüften, um dann den Rest des Weges nach Hause abzujökeln. Nach diesen 32 Kilometern fühlte ich mich richtig gut. Vor Beginn der Tour hatte ich nicht damit gerechnet, derart viele Kilometer abzureißen.
Doch man muss es nur einfach mal machen, selbst wenn man meint, dass jetzt... oder heute... Gründe, derartige Anstrengungen nicht zu unternehmen, finden sich immer. So hatte auch ich zu Hause einiges zu tun gehabt, doch das war egal. Einfach raus, Bewegung herstellen. Was für den Körper tun. Nur das ist wichtig. Alles andere kann warten, selbst Depressionen oder andere schlechte Feelings.

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