Sonntag, 26. Juli 2020

Uncle Fester: grad gelesen Juli 2020


Terry Pratchett & Stephen Baxter - Der lange Mars (lange Erde 3)
Auch hier sind es mal wieder 3 Handlungsstränge, welche den dritten Roman der Reihe prägen. Neben immer weiteren Reisen auf der langen Erde wird auch noch der lange Mars bereist, ohne dass daraus wesentlich neue Elemente zum Plot des Romans hinzukommen. Das für den Zyklus wesentliche Geschehen findet auf bereits bekannten Welten statt.
Eine kleine Ausnahme davon ist zugegebenermaßen der erste Strang. Nachdem die Datum dank der Yellowstone Katastrophe in einer extremen Eiszeit versinkt und dadurch größtenteils unbewohnbar wird, fliegen Maggie Kauffman und ihr Vize Joe Mackenzie (Mac) mit den beiden Schiffen Armstrong II und Cerman bis zur langen Erde West 250 Millionen.
Sie sollen das Schicksal der verschollenen Armstrong I klären und nach Überlebenden suchen; Nebenbei sollen sie auf den „amerikanischen“ Gebieten der neuen Erden das Recht der auf der Datum untergegangenen Zentralregierung durchsetzen. Aus diesem Grund ist der Hardliner Cutler auch als Kapitän der Cerman installiert worden, mit dem sich Kauffman permanent in die Haare kriegt.
Die aus dem Vorband bekannten Yue-Sai und Schneeball sind ebenfalls noch mit von der Partie, werden aber - wie zuvor auch schon andere Hoffnungsträger der Handlung - so nach und nach in den Hintergrund gedrängt. Bereits im vierten Band werden beide nicht mal mehr erwähnt werden. Das finde ich irgendwie schade, aber wenigstens wird uns die Androidenkatze Shi-Mi erhalten bleiben, eine Inkarnation von Lobsang, der in diesem Band eine geringere Rolle spielt.
Auf Erde West 182 Millionen und ein paar finden sie schließlich das Wrack der Armstrong I. Wie sich bald herausstellt, hatte die Armstrong I 5 junge Leute aus der Gemeinde „Happy Landings“ - irgendwo bei Erde West Eineinhalb Millionen - mitgenommen. Happy Landings war ein mysteriöser Sammelort natürlicher Wechsler und Keimzelle der Bewegung der „Next“.
Diese hyperintelligenten Menschen, für die normale Menschen lediglich „Dumpfbirnen“ darstellen, sehen sich als neue Menschen an, die die Geschicke der langen Erde an Stelle der Normalos in die Hand nehmen werden. Dabei sind einige der Next durchaus auch gewaltbereit, z.B. der Anführer der 5 auf der Armstrong namens David.
Noch weiter westlich hatten David und seine Leute die Armstrong I übernommen und die Besatzung ausgesetzt. Sie flogen zurück Richtung Happy Landings, um dort die Herrschaft an sich zu reißen. Nur dank eines Normalos, der sich an Bord versteckt hielt und das Luftschiff zum Absturz brachte, wurde dies verhindert.
Maggie Kauffman geht kein Risiko ein und lässt die 5 Next unter Bewachung auf dieser entfernten Erde zurück, damit diese keine Dönekens machen können. Parallel zu diesem Strang trifft Joshua Valiente in der Stadt Madison auf Erde West 5 Paul Wagoner wieder, den er bereits als kleinen Jungen auf seiner ersten Reise über die lange Erde kennengelernt hatte..
Paul Wagoner gehört zur Gruppe der Next, die arrogant bis teilnahmslos wirken und sich in einer brutal schnellen Geschwindigkeit unterhalten, was für normal Sterbliche nicht nachvollziehbar ist. Präsident Crowley misstraut den Next und verfolgt sie. So gerät auch Joshua in den zweifelhaften Genuss einer Verhaftung anlässlich einer Razzia.
Joshua kommt zwar frei, muss aber mitansehen, dass die gefangen genommenen Next auf der Datum Erde auf Hawaii interniert werden. Dort können sie keinen Schaden anrichten. Lobsang versucht noch mit Hilfe des Mittlers Nelson Azikwe eine Freilassung der Next zu erreichen, hat aber keinen Erfolg.
Am Ende erfolgt die Rettung der Next durch eine Befreiung mittels natürlicher Wechsler wie Joshua und auch Sally Linsay; ja Lobsang selbst und Agnes helfen ebenfalls mit. Auf einer weit entfernten Erde, an einem geheim gehaltenen Ort, organisieren sich die Next neu.
Damit bleibt noch der dritte und dem Roman einen Namen gebende Strang mit Sally Linsay. Diese wurde von ihrem verschollen geglaubten Vater Willis Linsay, dem Erfinder der Wechslerboxen, kontaktiert. Zusammen mit dem ehemaligen Astronauten Frank Wood fliegen sie durch die „Lücke“ zum Mars.
An einer Stelle der langen Erden hat sich die Erde gar nicht erst gebildet, so dass man von der daneben liegenden Erde in einer Raumkapsel bequem dorthin wechseln kann und von dort keine Erdanziehungskraft überwinden muss.
Das ermöglicht den Dreien die Reise über den langen Mars, der teilweise sogar grün und mit einer atembaren Atmosphäre ausgestattet ist. Stellenweise haben dort eine Art von Krustentieren eine Zivilisation aufbauen können.
Willis sucht und findet schließlich auch einen Weltraumaufzug, dessen widerstandsfähiges Material er einsammelt, um es auf den langen Erden benutzen zu können. Bei dieser Aktion verliert Frank sein Leben, als ein Jäger der Krustentiere Jagd auf die 3 macht. Frank opfert sein Leben für die Linsays. Vater und Tochter fliegen zur langen Erde zurück und gehen im Streit auseinander.
Nach dem dritten Band habe ich schon etwas den Eindruck, dass die Story dank immer neuen Themen und Figuren verwässert wird.
Das sind dermaßen viele lose Enden...




Terry Pratchett & Stephen Baxter - Das lange Utopia (lange Erde 4)

Lobsang und Agnes gönnen sich eine Auszeit auf Erde West 1.217.756. Er hatte seinen Tod vorgetäuscht, um als George Abrahams mit Agnes auf einem Hinterwäldlerplaneten die Menschen zu studieren und nebenbei ein menschliches Kind, den dreijährigen Ben, groß zu ziehen. Wie zu erwarten, war ihm eine Auszeit nicht vergönnt.
Denn Agnes muss leider feststellen, dass sich diese Erde immer schneller dreht; die Tage dort werden immer kürzer. Dank der Kinder, die in einer alten Höhle Kontakt mit den Silberkäfern, einer außerirdischen Zivilisation, aufnehmen, kommen unsere Helden dem Geheimnis auf die Spur. Lobsang schwingt sich mit dem herbeigerufenen Joshua in ein Twain und entdeckt, dass die Silberkäfer aus Eisen riesige Ringe um den Planeten bauen, die mit Hilfe von Rotoren das Magnetfeld verändern und den Planeten immer schneller drehen lassen, bis er dank tektonischen Veränderungen auseinanderfliegt.
Die Silberkäfer wollen dann die Materie des Planeten zum Bau von Dyson Sphären nutzen. So könnten die Silberkäfer dann über die angrenzenden Erden die komplette lange Erde vernichten. Gegen diese Gefahr arbeitet Maggie Kauffman sogar mit den Next zusammen. Am Ende kann nur noch die Evakuation dieser Erde - gegen den Widerstand der Farmer - diese Menschen retten.
Es bleibt dann Sally Linsay und Stan, einem Next, der im Gegensatz zur Mehrheit der Next Sympathien für die Menschen hegt, vorbehalten, diese Erde voll Sprengstoff auf den herbeikommenden Planeten der Silberkäfer zu steuern und sich selbst zu opfern. So scheidet Sally Linsay überraschenderweise am Ende dieses Buches aus der Story aus.
Zuvor stöbert Nelson auf Bitte Joshuas in der Familiengeschichte der Valientes herum. Bereits im Revolutionsjahr 1848 scharrte der britische Prinz Albert ein Korps von natürlichen Wechslern um Oswald Hackett und Luis Valiente um sich, die dank ihrer Talente einen Umsturz durch die damals tatsächlich existierenden „Chartisten“ (Vorläufer der Gewerkschaften) zuvorkamen.
Während des gesamten Romans werden kurz mal einzelne Kapitel dem Schicksal des Vorfahren von Joshua gewidmet, ohne das ein Zusammenhang mit der laufenden Story erkennbar wird. Hier wäre ein zusätzlicher Roman abseits des Plots besser gewesen. So aber lesen wir, dass sich Luis Valiente vom Korps abwendet und 1895 von Hackett erfährt, dass im Korps Ehen arrangiert werden, um durch eine Art Zuchtprogramm natürliche Wechsler zu produzieren. Auch Valiente kann dem nicht entfliehen.
Joshua erfährt dies dank Nelson in den verschütteten Gewölben der Royal Society auf der Datum und berichtet dies Sally Linsay, die ihrerseits eine Nachfahrin Hacketts ist und auf einer entlegenen Erde dabei ist, Verbrecher zu bestrafen bzw. zu töten. Kurz darauf kommen alle zum Showdown auf der Erde mit den Silberkäfern zusammen.
Gefallen an diesem Buch hat mir neben dem unerwarteten, aber doch schlüssigem Tod von Sally noch die anrührende Sterbeszene von Shi-Mi. Des Lebens überdrüssig, regelte sich die Androidenkatze zur sterblichen Existenz herunter. Kurz vor ihrem Tod verliert sie die Sprache, schnurrt noch ein letztes Mal, als Agnes sie streichelt. Das wars. Die Melancholie und Anmut dieser Szene können aber wohl nur Katzenliebhaber verstehen.

Terry Pratchett & Stephen Baxter - Der lange Kosmos (lange Erde 5)

ErdeWest 17.297.031 Maggie Kauffman hatte auf der Welt der Krabben 3 Freiwillige zurückgelassen, die diese Zivilisation erforschen soll. Jetzt will sie wissen, was aus ihnen geworden ist. Dachte ich, doch kaum erwähnt Baxter dies, lässt er Maggies Vorhaben kommentarlos fallen und erwähnt die Käfer nicht mehr. Ein Zeichen dafür, dass die Story nach 5 Romanen auserzählt ist. Baxter hatte wohl ohne Pratchett, der aufgrund seines Todes an diesem Band nicht mehr schreiben konnte, keinen Bock mehr. Aber was hat Baxter allein hinbekommen? Nun, dass Storyboard stand ja wohl bereits vorher fest.
„Mach mit!“ - diese Botschaft wird überall auf der Erde von Radioastronomen, ja selbst von Trollen aufgenommen. Der mittlerweile 70jährige Joshua Valiente hört diesen Ruf und er zieht zum letzten Mal in die hohen Megas hinaus. Seinem Sohn Daniel Rodney, der sich von Joshua über die Jahre entfremdet hatte, gefällt dies nicht.
Und tatsächlich hockt er bald darauf in der Wildnis einer weit entfernten Erde und wird dort von einer Elefantenmutter schwer verletzt. Der Troll Sancho, mit dem er sich angefreundet hatte, rettet ihn vor den Raubtieren. Von einer Gruppe Trolle wieder aufgepäppelt, zieht er mit der Gruppe in die Wildnis hinaus, als Daniel Rodney mit einem Flugzeug auftaucht, um ihn abzuholen. Lobsang und Nelson brauchen ihn.
Leider wird Rodney von einem Raubtier mit riesigem Maul entführt und Joshua und Sancho müssen ihn suchen. Sie wechseln auf eine merkwürdige Erde, auf der sie einem Baum meilenweit hinaufklettern. Irgendwann fliegen Gegenstände sogar von selbst nach oben. Schließlich können sie das Untier mit Feuer töten und Rodney retten. Joshua reist zur Datum Erde.
In England auf Erde West 20.000 bekommt Nelson Azikiwe Besuch von Schwester Agnes, die nicht mehr weiterleben will und sich von ihren Weggefährten noch verabschieden will. Sie hilft ihm weiter, denn Nelson sucht seinen Enkel Troy, von dessen Existenz ihm Lobsang erzählte. Und er findet ihn beim Durchquerer, der durch die verschiedenen Welten streift. Dieser wurde in einem er ersten beide Bände erwähnt. Dort, wo Nelson überraschend Sex hatte.
Mitten in die Idylle des Familientreffens wechselt der Durchquerer mit Troy urplötzlich vor einer Sturmflut und lässt Nelson und seinen Sohn allein auf dem Meer zurück. Der verzweifelte Nelson wendet sich an Lobsang, der sich ins Kloster zurückgezogen hat - als Novize.
Auf der Datum Erde besucht Joshua das Grab von Helen, seiner Frau. Dort trifft er auf Nelson Azikiwe und Lobsang. Zusammen wollen sie sich auf die Suche nach Nelsons Enkel machen.
Dev Bilaniuk ist der wissenschaftliche Leiter von Gap Space, welches in Nordengland neben der Lücke ist. Die Spannungen durch die Arroganz von Stella Welsh und Roberta Golding, der Führerin der Next, werden sichtbar, als beide Next mit Dev und Lee Malone in die Lücke zum Backsteinmond, der an der Erdposition kreist und mühsam von Trollen errichtet worden war, wechseln. Die Next hatten hier das Clarke Projekt - ein riesiges Teleskop - errichten lassen, um die außerirdische Botschaft, die aus Richtung des Sagittarius kommt, entschlüsseln zu können.
Jan Roderick wächst im Heim in Madison auf und ist ein hochbegabter Next. Roberta Golding rekrutiert den 10jährigen; er soll helfen, in der Lücke eine Maschine zu bauen, die auf den noch zu entschlüsselnden Codes basiert. Golding macht sich Sorgen dass die Maschine gefährlich sein könnte. Sind die Außerirdischen bösartig? Maggie Kauffman und die Flotte des Präsidenten werden zu Hilfe geholt, auch der Beagle Schneeball ist wieder mit von der Partie.
Dann taucht überraschend eine Dissidemtengruppe der Next auf. Ihr Repräsentant Martin Lovelace sieht die Menschen nicht als „Dumpfbirnen“ an.
Am Ende führen die Handlungsstränge zusammen, ohne dass alle auch wirklich aufgelöst werden können. Die Story kulminiert in einen Vorstoß der „Space Cowboys“ Joshua, Lobsang, Maggie Kauffman und Sancho in die Lücke, um über die von den Next gebaute Maschine mit den Aliens Kontakt aufzunehmen.
Sie wechseln kreuz und Quer in verschiedenen Universen umher und wandern auf irgendeiner Erde bis zu 5 riesigen Monolithen. Die Inschrift stammt aus dem selben Alphabet wie die, welche Sally Lindsay einst auf dem langen Mars entdeckt hatte.
Und das wars. mit der Story. Die Space Cowboys finden auf diesem Planeten noch eine ganze Gruppe an Durchquerern, hier scheint ihre Heimat zu sein. Und selbstverständlich kann Nelson endlich seinen Enkel Troy in die Arme schließen. Danach löst sich alles in Wohlgefallen auf und jeder zieht seiner Wege.
Ein leider enttäuschendes Ende. Da hätte ich schon ein schlüssiges Ende mit einem richtigen Höhepunkt gewünscht. Eigentlich sollte man nach 5 Bänden das Buch hinlegen, noch ein Bier aufmachen und die Story erst einmal sacken lassen. Dies ist hier leider nicht der Fall. Das eher mysteriöse, meinetwegen mystische Ende nervt.
Auch in diesem Band wurden viele kleine und abgeschlossene Geschichten eingestreut, die man auch als Kurzgeschichtenband veröffentlichen könnte. Ich bleibe dabei: Band 5 ist mit seiner wirren Handlung nicht zu empfehlen. Da bin ich jetzt von Baxter enttäuscht. Schade.

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