Montag, 6. Juli 2020

Contramann: kurz gesehen im Juli

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-linken-spitze-geht-auf-distanz-zu-sogenannten-hygienedemos-a-9a32079c-fa68-480c-989f-879531b36b25
Vor 5 Jahren war es Pegida, jetzt sind es die samstäglichen Hygienedemos, die ab Mai in ganz Deutschland stattfanden. Der Fraktionsvize der Linken, Andrej Hunko, nahm Mitte Mai an einer solchen Demo in Aachen teil. Damit begab er sich auf die Spuren von Sahra Wagenknecht und handelte sich einen dementsprechenden Rüffel seiner Parteispitze in Person von Parteichefin Katja Kipping ein.
Da bei diesen Demos laut Definition der etablierten Parteien nebst der staatstragenden Medien Verschwörungstheoretiker, Spinner und AfDler unterwegs sind, wurde Hunko natürlich sofort von allen Seiten in diese Schublade verpackt. Seine Parteivorsitzende hackte wie vor Jahren gegen Wagenknecht auch noch mit drauf. Wer solche Freunde hat...
Aber eigentlich ist Kipping eh ein U-Boot der „herrschenden Klasse“, um mal im Jargon eines linken Idealisten zu bleiben. Dieser Idealismus ist Frau Kipping und anderen in der Linkspartei schon seit längerem abhanden gekommen. Ein möglicher Griff an die Macht ist da wohl zu verlockend. Ist Kipping schon Mitglied der Atlantikbrücke?
Bei der letzten Wahl hatte ich die Linke noch gewählt, weil sie sich als einzige Partei gegen die fortgesetzte Militarisierung und den fortdauernden Abbau von Arbeitnehmerrechten eingesetzt hatte. Dazu kam auch noch Schutz der Grundrechte hinzu. Und genau darum geht es eben auch bei den Hygienedemos.
Es ist eben nicht wahr, dass dort nur Spinner unterwegs sind; zudem sind diese dort auch nicht in der Mehrheit. Es ist schlimm genug, wenn unsere „Qualitätsmedien“ undifferenziert auf die Demonstrierenden draufhauen und die „4. Gewalt“ ad absurdum führen, indem sie sich zum kritiklosen Sprachrohr der Regierungsparteien degradieren lassen.
Aber wenn sich die meiner Ansicht nach einzige ernstzunehmende Oppositionspartei in Person ihrer Vorsitzenden ebenso instrumentalisieren lässt, ohne darauf hinzuweisen, dass die „sozial Schwachen“ nicht nur durch Corona stärker als „Besserverdiener“ betroffen sind, sondern vielmehr dank der getroffenen Schutznaßnahmen die wirtschaftlichen Folgen hart spüren werden, dann mißachtet sie ihren Stammwähler - den „kleinen Mann“. Die sozialen Folgen der Pandemie sollte Thema einer Linkspartei sein.
Stattdessen überlassen Kipping und ihre Anhänger der AfD diese Baustelle. Da kann man nur befürchten, dass sich Geschichte wiederholt.

https://www.heise.de/tp/features/Corona-Massnahmen-Fehlende-inhaltliche-Auseinandersetzung-4718119.html?seite=all
Ein ebenfalls wunderbarer Beitrag auf Telepolis, der zur Ausgrenzung der „Corona-Leugner“ eine passende Stellungnahme bietet. Auf den „Hygienedemos“ sind eben nicht nur AfDler und Spinner unterwegs. Diesen Eindruck wollten sämtliche im Bundestag vertretenen Parteien, auch die Linke und sogar die AfD, vermitteln. Die Leitmedien assistierten dies im Mai kritiklos.
So bleibt es Telepolis, den Nachdenkseiten oder den Neustadtrebellen vorbehalten, der in diesen Demos geäußerten Kritik an den Grundrechtseinschränkungen eine Plattform zu geben, damit sich jeder eine unvoreingenommene Meinung bilden kann. Dies ist wichtig, vor allem für Menschen wie mich, die den Coronavirus ernst nehmen, aber die Einschränkungen der Grundrechte nicht auf Dauer hinnehmen wollen.
Da heißt es nämlich achtsam zu bleiben.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/buerotuerm-in-der-corona-krise-durch-homeoffice-boom-gefaehrdet-a-a38d96b0-6462-4fea-8900-5144e8f87c1e?sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ
Hhm. Ich weiß nicht... Es gibt sicherlich viele Bereiche, wo eine ausschließliche oder wenigstens überwiegende Tätigkeit im Homeoffice vorstellbar ist. Viele Leute schwärmen also davon, dass sie zuhause konzentrierter arbeiten können, weil nicht dauernd irgendein Kollege in der Tür auftaucht und ein Schwätzchen heraufbeschwört.
Mir geht das im Büro zwar auch oft so, aber im Gegensatz zu den „konzentrierten“ Mitarbeitern will ich dennoch nicht auf das zwischenmenschliche Miteinander verzichten. Oder, um es auf den Punkt zu bringen: Wer lieber allein zu Hause arbeitet, ist nicht teamfähig.
Sicherlich kann ein Teamwork durch geeignete Software funktionieren, aber die Fans derartiger Lösungen verkennen die Macht eines Witzes oder der langweiligen Erzählungen aus dem Leben der ungeliebten Kollegin. Es geht nicht darum, ob ich etwas gern oder ungern höre. Allein der Umstand, dass etwas Nicht-Arbeitsmäßiges erzählt wird, hilft, Denkblockaden oder Sackgassen zu überwinden. Allein zu Hause, griesgrämig grummelnd, weil ich an einem Problem verzweifle, komme ich nicht von der Stelle.
Zu platt? O.K. dann so: Ein Gegenargument zum Homeoffice ist, dass dies nur etwas für disziplinierte Mitarbeiter sei. „Low Performer“ würden das Arbeitspensum nicht in adäquater Zeit schaffen. Dagegen behaupte ich, dass Homeoffice per se ein Anzeichen von Low Performance ist. Menschen, die im Büro generell lieber alleine arbeiten, sind nicht so kreativ, weil ihnen die Reize von Außen fehlen.
Aber warten wir es ab. Vielleicht irre ich mich ja mit meiner negativen Einstellung dem Homeoffice gegenüber. Jedoch werde ich dies in meinem restlichen Berufsleben wohl nicht mehr mitmachen müssen. Von daher: Haut rein, Jungs und Mädels!

https://www.spiegel.de/auto/italien-kaufpraemie-fuer-radler-ferrari-land-wird-fahrrad-land-a-bda46119-4f1d-49d7-95e3-6e159928513b
Schau an, die Italiener. Sicherlich ist in Italien das Fahrradfahren populärer als bei uns, aber trotzdem meine Hochachtung für diese Entscheidung.
Wobei natürlich 500,- € Prämie für ein Fahrrad auch nicht gerade die Welt sind. Aber immerhin. Viel teurer ist ein Rad ja auch nicht. Wichtiger ist vielmehr der Symbolcharakter. So wird eine abgasfreie Mobilität unterstützt statt Ressouren fressende Automobile zu finanzieren.

https://www.focus.de/politik/deutschland/kurs-der-parteifuehrung-sei-linkspopulistisch-gewerkschaften-attackieren-die-spd-kann-sich-als-volkspartei-nicht-halten_id_12098434.html
Was ist denn hier los. Normalerweise sind Gewerkschaftler (fast) komplett auch SPD Mitglieder. Jedoch hat die Verhinderung einer Autokaufprämie für Karren mit Verbrennungsmotoren durch die SPD Parteispitze einen Graben zwischen der IG Metall und der Partei geschaffen. Gewerkschaftler haben Angst um Arbeitsplätze in der Autoindustrie.
Prinzipiell unterstütze ich als „Linker“ Arbeiterinteressen gegen die „Bonzen“, aber... Betrachten wir das Ganze doch einmal unaufgeregt.Vor über 10 Jahren hatte die Autokaufprämie ja lediglich für vorgezogene Käufe der Verbraucher gesorgt. Seitdem glänzten die deutschen Konzerne lediglich über den Absatz fetter Karren; all die SUVs, die sich da auf den Straßen rumtreiben, sind mit einer Prämie von 3000 oder 6000 Euro auch kaum billiger, zumal die Konzerne die Abwrackprämie damals auch gerne gegen eine Rabatte verrechnet hatten.
Und weiter gehts: So eine Prämie bringt es also eh nur bei Kleinwagen, also bei den Leuten, die es nicht so dicke haben. Und in dem Segment sind KIA, Hyundai oder auch Dacia preislich auch so schon weit vorne, dass sich die Absatzzahlen von VW oder Opel in dem Segment unwesentlich erhöhen dürften.
So leid es mir tut, aber die Gewerkschaften sollten lieber aktiv daran mitarbeiten, dem Umbau der Autoindustrie von Verbrennungsmotoren hin zu neueren Konzepten (hier favorisiere ich den Wasserstoff) zu unterstützen. Sonst bekommen ihre Mitglieder ihr Gehalt bald eher vom Arbeitsamt oder dem Jobcenter.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen