Freitag, 28. Februar 2020

Uncle Fester: grad gelesen Februar 2020

Philip Reeve - Mortal Engines 4 - Die verlorene Stadt
Der Abschluss der Saga beginnt in der Stadt Zagwa in Zentralafrika. General Naga hat das Kommando beim grünen Sturm übernommen und möchte den Krieg zwischen den fahrenden Städten und dem grünen Sturm beenden. Zu diesem Zeitpunkt herrscht ein brüchiger Waffenstillstand und seine Frau, Lady Naga bzw. Oenone Zero, soll die feste Stadt von einer Unterstützung des grünen Sturms überzeugen. Nur dank des beherzten Einsatzes von Theo Ngoni überlebt Lady Naga einen Angriff von Luftschiffen im Auftrag der pangermanischen Traktionsstadt-gesellschaft.
Unter Führung der Stadt Murnau (auf Seite 326 erfuhr ich, dass auch die Stadt Braunschweig überlebt hat) haben sich diese Städte verbündet und gegenseitigen Schutz versichert, bis der grüne Sturm besiegt sei. Waffenstarrend stehen sich diese Städte und die Bastionen des grünen Sturms in der vorderasiatischen Ebene gegenüber.
Über den Städten schwebt der Luftschiffhafen Airheaven. Dort trifft Tom durch Zufall Clytie Potts, eine alte Bekannte aus London, die ihre Vergangenheit aber leugnet. Die Händlerin und Luftschiffpilotin kauft Nachschub für die Überlebenden von London, so vermutet Tom nicht zu Unrecht.
Zusammen mit seiner Tochter Wren, die sich von Theo Ngoni schweren Herzens getrennt hatte, will er seiner alte Heimat London, deren Trümmer ganz in der Nähe sind, einen Besuch abstatten. Der Adlige Wolf Kobold , der die Reste von London schon besucht hatte und nicht die Legende glaubt, dass es dort spukt, vervollständigt die kleine Expedition nach London mit der Jenny Hanniver.
Dort leben tatsächlich noch Ingenieure, die ein mit Hilfe von Magnetspulen fahrendes New London bauen. Leiter des „Notfallkomitees“ ist der ehemalige stellvertretende oberste Historiker Chudleigh Pomeroy (wir kennen ihn aus dem 1. Band). Der Sprecher der jüngeren Generation heißt Garamond und ist den Neuen gegenüber äußerst misstrauisch, möchte sie lieber einsperren. Doch die Ingenieure sind dagegen und so gelingt es Wolf Kobold zu fliehen.
Kobold wollte lediglich die Technologie der Magnetspulen stehlen, um den Kampf gegen den grünen Sturm weiterführen zu können. Wolf ist der Sohn von Konteradmiral von Kobold, der des Krieges müde ist und wie Naga einen Waffenstillstand anstrebt. Und der Konteradmiral ist behilflich, Oenone aus der Sklaverei zu befreien.
Denn Theo Ngoni soll Lady Naga nach dem missglückten Attentat in Zagwa zurück zu ihrem Mann bringen, als sein Luftschiff abgeschossen wird. Beide überleben, geraten aber in Gefangenschaft. In diesen Passagen geht Reeve erstmals näher auf das Schicksal der Bewohner von eroberten Städten ein. Das Elend dieser Menschen wird dann endlich deutlich, ohne die Pfade der Literatur eines Jugendbuches zu verlassen. Das macht diese Szenen aber eher noch eindringlicher und bedrohlicher.
Nicht zuletzt dank des Einsatzes eines Nimrod Pennyroyal, der ebenfalls in der Stadt Murnau verweilt, kommt Theo frei. Tatsächlich jedoch sind es Hester und der Stalker Shrike, die als unabhängige Kopfgeldjäger durch die Lande ziehen, die Theo aufnehmen und mit seiner Hilfe dann Oenone Zero befreien.
In den wieder aufflammenden Kämpfen zwischen den Städten und dem grünen Sturm können die eben genannten aus Murnau mit knapper Not entkommen. Allerdings geht Theo bei dieser Aktion verloren und muss sich allein und zu Fuß durch die kahlen Ebenen bis nach London durchschlagen. Dort endlich trifft er die ihn immer noch liebende Wren wieder.
Doch warum sind die Kämpfe wieder aufgeflammt? Hier kommt Fishcake mit Stalker Fang ins Spiel. Er hatte die Einzelteile von Fang zusammengesammelt und den Stalker wieder in Gang gesetzt. Darauf begleitet er Stalker Fang zu ihrem Landhaus in den Bergen,von dem aus sie Odin, eine Satellitenwaffe der Alten, startet und die Städte und den grünen Sturm damit gegeneinander hetzt. Jeder vermutet Odin in der Hand des Gegners und deshalb gewinnen auf beiden Seiten die Kriegsbefürworter die Oberhand. Bei den Städten wird dies durch Manchester, die wohl mächtigste aller Städte, forciert. Beim Sturm ist es General Naga selbst, der aus Trauer über den vermeintlichen Tod seiner Frau zum Angriff blasen lässt.
Die Handlung steuert auf mehrere Höhepunkte zu. Wolf Kobold durchbricht mit seinem Vorort Harrowbarrow die Linien des grünen Sturms und rast auf London zu, während deren Bewohner verzweifelt versuchen, New London zum Laufen zu kriegen. Bei den Scharmützeln verschlägt es Wren und Theo auf Harrowbarrow; In einer filmreifen Szene sehen sich Wren und Theo Wolf Kobold gegenüber - auf dem Dach dieses Monstrums, welches auch unter der Erde fahren kann. Wolf will die wehrlosen Liebenden schon mit seinem Schwert töten, als von oben ein Luftschiff herunterfliegt und ihn wegmetert.
Es war die letzte Aktion des havarierenden Luftschiffs, welches von General Naga höchstselbst gesteuert wird. Geschossgarben von Harrowbarrow fegen das Luftschiff vom Himmel. General Nagas Ende ist damit besiegelt. Seine Frau, die es dank Hester und Shrike bis zum Hauptquartier Nagas geschafft hatte, aber von Naga als vermeintliche Verräterin eingesperrt wurde, sieht sich nunmehr dem Tode geweiht. Sie wird aber nicht zu ihrer Hinrichtung abgeholt, sondern zu ihrer Krönung als neue Führerin des grünen Sturms.
Und Theo und Wren? Die haben sich endlich gefunden und verbringen ihr weiteres Leben in Zagwa, wo sie eine Familie gründen und und und. Auch der Rest ist schnell erzählt. Tom und Hester treffen sich wieder und fliegen mit der Jenny Hanniver zu Fangs Landhaus. Mit von der Partie sind Pennyroyal und Stalker Shrike, letzterer fällt bei einem Angriff aufs Luftschiff aus demselben und ward nicht mehr gesehen. Sein Schicksal bleibt ungewiss, ergo wird er endlich endgültig tot sein.
Hester und Tom stellen sich Stalker Fang entgegen, können aber nichts bewirken. So bleibt es überraschenderweise Pennyroyal vorbehalten, erst Fishcake schachmatt zu setzen und am Ende Stalker Fang zu töten. Das ist der Zeitpunkt, wo er sich mit Hester und Tom versöhnt. Zunächst, denn dann flieht er mit dem Luftschiff und Fishcake und lässt Tom und Hester zurück.
Tom war eh herzkrank und stirbt in Hesters Armen. Die kann ohne Tom nicht mehr leben (und kommt dort eh nicht mehr weg) und wählt den Freitod. Fishcake und Pennyroyal trennen sich und verbringen ihr restliches Leben jeweils bei alten Freunden.
Ein schöner Zyklus in 4 Bänden. Hätte ich mir auch als Serie vorstellen können, aber der Stoff ist wohl durch den kommerziellen Flop des Spielfilms tot. Das finde ich schade, denn die Story kann es durchaus mit den Tributen von Panem oder auch Mad Max aufnehmen. Einige unerwartete Wendungen runden das gute Bild ab.
Die Romane sind etwas für Leute, denen Science Fiction normalerweise zu technisch ist und die einen Hang zur Fantasy haben.


                                            

James A. Sullivan - Die Granden von Pandaros
Ein Buch fast wie bei mir auf der Arbeit. Die Protagonisten hassen sich, können aber gerade deshalb gut zusammen arbeiten, weil sie sich gegenseitig nicht über den Weg trauen. Natürlich hassen wir uns nicht im Büro; aber man tatsächlich besser mit Leuten zusammenarbeiten, wenn der Kontakt kein freundschaftlicher ist.
Die verfeindeten Cosima Amberson und John A. Glennscaul hatten als Granden auf der Station Pandaros 3, die um den Jupiter kreist, Schattenkartelle geleitet. Deren halblegale Tätigkeiten wurden dort geduldet. In ihrer Jugend hatten sie sich gegenseitig gefördert, um in ihren Konzernen jeweils an die Spitze zu gelangen.
Der Roman startet mit einem Kampf der beiden Kartelle auf einem im Raum treibenden Frachter. Bei dem Kampf werden Cosima und John von ihren Kämpfern isoliert und müssen anschließend 5 Jahre lang auf dem Frachter verharren, bis sie endlich von einem Kreuzfahrtschiff unter der Leitung von Yuka Manderton gerettet werden.
2 Jahre lang hatten beide notgedrungen zusammenarbeiten müssen, da können sie dem Dieb durch Zufall eine künstliche KI abnehmen. Yuka verliert daraufhin ihre Glaubwürdigkeit und droht ihr Schiff zu verlieren. Das ganze kulminiert dann in einer Zusammenarbeit zwischen Cosima, John und Yuka, um den ursprünglichen Dieb zu überführen und Yuka das Eigentum an ihrem Schiff, der Innana, zu erhalten.
So wie in „Mission Impossible“ oder auch „Rififi“ wird anschließend der Cyborg Noboru-14 befreit, mit dessen Hilfe Yukas Ruf wiederhergestellt werden kann und der ursprüngliche Dieb in den Knast wandert. Cosima und John sind sich „überraschenderweise“ näher gekommen und stehen sich am Schluss nackig gegenüber.
Was so vielversprechend begann, erweist sich zum Schluss als ein etwas besserer Konsalik. Die Science Fiction Elemente sind hier sehr dürftig gesetzt. Die ganze Story könnte auch in der heutigen Realität spielen. Das Geschäftsmodell der Schattenkonzerne bleibt im Dunkeln. Es werden auch Kolonien außerhalb des Sonnensystems erwähnt, aber nicht mit in die Handlung einbezogen.
Mit dieser Story wird klar, dass Sullivan vorher Fantasy geschrieben hat. Dem Amerikaner, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt, merkt man an, dass er technisch nicht beschlagen ist. Wie einst Philip K. Dick hatte er unter anderem Germanistik studiert, aber ihm fehlt der „Sense of Wonder“, der Dick immer ausgezeichnet hatte.
Trotz alledem war der Roman kurzweilig zu lesen. Aber bitte nicht mehr davon.





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