Mittwoch, 19. Februar 2020

Udorallala: Bon Scott


Im ausgehenden Sommer letzten Jahres hatte ich eine bemerkenswerte Biographie gelesen. Der Australier Jesse Fink veröffentlichte 2017 nach seinem vielbeachteten Buch über die Gebrüder Young ein Buch über die letzten 2 Lebensjahre von Bon Scott. Meinen Senf dazu stelle ich heute, zum 40. Todestag von Bon, ins Netz.
Finch hatte für sein Buch nicht nur mit Weggefährten von Bon wie Mitgliedern von Def Leppard oder UFO gesprochen, sondern auch - und vor allem - mit ehemaligen Freundinnen aus der Zeit sowie mit einem Saufkumpan aus Texas, der mit Bon zufällig während der ersten US Tournee von AC DC zusammen kam, um eine Nacht durchzufeiern.
Vor allem, um die Nacht durchzusaufen. Finch beschönigt Bon nicht; Genau das ist der Verdienst dieser Biographie und lässt Bon überhaupt erst menschlich erscheinen. Als Fazit nach der Lektüre dieses Buches bleibt dann auch, dass der hoffnungslose Alkoholiker Bon Scott nicht trotz, sondern wegen dieses Makels liebenswert war.
Bon wollte einfach nur mit der Musik Geld verdienen und war bereits 1967 als zweiter Sänger bei der australischen Bubblegum Popband „the Valentines“ erfolgreich, ehe er Anfang der 70er Jahre bei der Progressive Rock Band „Fraternity“ einstieg. Er heiratete 1974 und ließ sich zwei Jahre später scheiden. Er war schon über 30 Jahre alt, als er bei AC DC einstieg. Bis dahin hatte er immer noch kein Geld verdient gehabt.
AC DC war von Anfang an ein Projekt der drei Young Brüder. Bon Scott als genialer Songtexter und begnadeter Frontmann war bei den Brüdern eher geduldet als innig geliebt, auch wenn die Band sich nach außen anders verkaufte. Bons ständige Drogen- und Alkoholexzesse waren dem eher abstinenten Angus und dem introvertierten Malcolm ein Dorn im Auge. Beide waren sie erheblich jünger als Bon. Lediglich der ältere Bruder George war im gleichen Alter wie Bon, als Plattenproduzent jedoch auf den Touren eher gar nicht unterwegs.
Und dort ließ Bon von Jahr zu Jahr mehr die Kuh fliegen. Anfangs verdiente die Band kein Geld; auch die erste US Tour war für die Plattenfirma Atlantic Records ein Zuschussgeschäft. Anders als ihre Freunde von Foreigner hatte AC DC als australische Band nicht zuletzt bei den Medien einen schweren Stand.



 
Es mutet wie ein Witz an, dass der beste Hardrocksänger aller Zeiten zeitlebens lediglich wenige Dollar in der Tasche hatte. Die Plattenfirma zahlte ansonsten alles - von den Hotelzimmern bis zum Catering. Der Rest war freier Eintritt als Star der seinerzeit besten Live Band. Bon Scott brauchte nie zu bezahlen, höchstens mal ein Taxi.
Zum Schluss verliert sich Finch in Spekulationen zu Bons Tod auf dem Rücksitz eines Kleinwagens vor der Wohnung eines Freundes in London, wo Bon Scott seinerzeit lebte. Es bleibt Spekulation, ob Bon Heroin schnupfte oder nicht. Ob er wirklich im Auto am Erbrochenen starb oder in der Wohnung des Freundes. Zumindest gibt es keine Verschwörungstheorie über ein Mordkomplott der Young Brüder.
Gerade die Schilderungen der Ex Freundinnen sind sehr erhellend, um den Menschen Bon Scott näher verstehen zu können. Bon arbeitete hart für den Erfolg der Band. Trotz aller Exzesse verpasste er nie einen Auftritt, höchst selten einen Studiotermin. Frustriert über den zunächst ausbleibenden Erfolg ruinierte er wissentlich seine Gesundheit. Am Ende, als die Millionen dank „Highway to Hell“ endlich zu fließen schienen, dachte er sogar über einen Entzug nach.
Er wollte laut einer Freundin aus der Band aussteigen und sich mit ihr aus dem Biz zurückziehen. Doch die Sucht war stärker. Es ist ein Irrglaube, wenn man meint, dass er seinen Weg aus Liebe zur Musik konsequent bis zum Ende gegangen ist. Die Musik war lediglich ein Job, um zu Geld zu kommen. Sein Talent hatte Bon Scott richtig erkannt und dank der Brüder Young, mit denen er die unsterblichen Songs geschrieben hatte, kam am Ende der Erfolg.
Die Ironie an der Geschichte ist allerdings, dass AC DC ohne den Tod von Bon Scott und die daraus resultierende Medienpräsenz wohl nicht zur erfolgreichsten Hard Rock Band aller Zeiten mutiert wären.
„Back in Black“, das posthum veröffentlichte Album mit Brian Johnson als Nachfolger von Bon, ist neben dieser Metallica Scheibe die wohl meistverkaufte Hard Rock Platte. Dass Bon die Texte zu diesem Album entgegen der offiziellen Credits unmittelbar vor seinem Tod noch fertig gestellt hatte, halte ich nach Lektüre dieses Buches für wahrscheinlich.
Empfehlen möchte ich die Lektüre dieser Biographie vor allem jüngeren Fans von AC DC, die diese Band erst nach dem Tod von Bon Scott entdecken konnten. Hört Euch die ersten 4 Alben an. Dagegen ist der Rest Müll.

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