Freitag, 6. Dezember 2019

Hartmudo: Fastenwoche


Das Jahr über habe ich sehr viel über meine "Badekur" aus dem Februar in Bad Lauterberg berichtet. Das auch noch derart umfangreich, dass ich die Geschichte jener Woche noch nicht komplett veröffentlichen konnte. Über die Eintracht hätte ich viel mehr schreiben können, gleiches gilt für diverse Kurzurlaube während des Jahres.
Nun jedoch sitze ich hier am 1. Advent morgens vor dem Fernseher, während auf dem TV das Springen einer nordischen Kombition läuft. Soeben habe ich meine geplante Fastenwoche beendet und eine Schale mit Müsli eingeatmet. Wenigstens wisst Ihr jetzt, dass mir der Aufenthalt im Vitalium in Bad Lauterberg sehr gefallen haben musste.
Da ich das Vitalium gut überstanden hatte, ja sogar zu Hause mit meiner Löwin noch eine ganze Woche weiter fasten konnte, hatte mich ermutigt, im November eine weitere Woche des Fastens einzuschieben. Meine Löwin wollte eigentlich auch mitmachen, jedoch hatte sie das Pech, dass sie just um diese Zeit Zahnprobleme bekam.
Am 15. November wollte ich mit dem Fasten beginnen; diesen Termin hatte ich mir bereits Ende des Sommers gesetzt. Leider ereilte mich in der Vorwoche zu jenem Freitag ein mittelschwerer Schnupfen, so dass ich die geplante Fastenwoche schweren Herzens um eine komplette Woche verschieben musste.
Endlich ging die Chose dann vorletzten Freitag los. Ich radelte am 22. November wie gewohnt mit dem Rad zum Bahnhof, um den 5:51 Uhr Zug nach Lebenstedt zu erwischen. Aber anstatt dann wie gewohnt im Büro gegen 8:00 Uhr eine Schale Müsli oder Knäckebrot mit vegetarischer Paste (wenn mir das einer vor 30 Jahren gesagt hätte... vegetarische Paste... tss tss) zu mir zu nehmen, drückte ich mir lediglich einen Halben Liter Karottensaft rein.
Zum Mittag folgte noch ein halber Liter Gemüsesaft, danach brachten diverse Kräutertees etwas Geschmack in meine vom Wassertrinken bestimmte Ernährung. Am Abend genoss ich dann endlich eine von meiner Löwin extra frisch gekochte Gemüsebrühe ohne Salz, ehe ich das beim Fasten erforderliche Bittersalz mit einem Glas Wasser hinunter spülte.
Als ich tags zuvor das Bittersalz aus der Apotheke (2,39 €) gekauft hatte, fragte mich die Verkäuferin freundlich: "Wissen Sie, wie man das Bittersalz benutzt?" Meine Antwort hierauf war einstudiert: "Ja. Einen Teelöffel davon morgens in den Kaffee meines Chefs und es läuft." Die Verkäuferin lachte lauthals und kommentierte knapp: "Sie sind ja ein Schlimmer!"
Ich hoffe, ich habe sie da nicht zum Nachmachen angeregt. Bei mir wirkte das Bittersalz jedenfalls wie gewünscht. Die folgende totale Darmentleerung verhinderte, dass dieses nervige Hungergefühl während des Fastens mich überwältigte. Nur so kann man eine Fastenwoche ohne unnötige Quälerei durchstehen.
So oder so ähnlich verliefen seitdem alle Tage bis zum heutigen Morgen, dem sogenannten Fastenbrechen. Weder während der sehr stressigen Arbeitswoche, in der sich meine beiden Vertreterinnen mit grippalen Infekt krank gemeldet hatten, noch an den Wochenenden bin ich schwach geworden.
Stattdessen hatte ich sogar den Honig und die Orangenschnitze weggelassen - halt: Vorgestern bei Edeka genoss ich den Bissen einer Orange vom Probiertablett. Dazu fiel mir in den ersten Tagen des Fastens auf, dass mir nachts im Bett die Hüften zeitweise schmerzten. Dies war zugegebenermaßen unangenehm.
Doch als ich am Dienstag wieder begann, morgens mit dem Fahrrad zum Bahnhof zu radeln, schwanden dieses Wehwehchen nach und nach dahin. Sicherlich merkte ich anfangs, dass mir etwas Kraft fehlte, so dass ich relativ langsam unterwegs war. Aber am Ende der Woche konnte ich bereits wieder kraftvoll in die Pedale treten.
Den üblichen Verlockungen des Alltags hatte ich nicht nachgegeben. Gut, ich war abends nicht unterwegs, da der Doppelkopfabend am Dienstag ausfiel und Hotte für Mittwoch ebenfalls abgesagt hatte. Weder bei diversen Besuchen in Supermärkten, noch beim Treffen am Freitag mit Randy bei McDonalds war ich schwach geworden.
Hierbei erwies sich McDonalds vor zwei Tagen als größte Herausforderung. Obwohl das nun wirklich ein ungesundes Essen ist, fahre ich nach wie vor darauf ab. Für mich stellt das eine ebenso große psychische Abhängigkeit dar wie seinerzeit der Genuss diverser "Raketen". Mann, bin ich froh, dass ich jenes Laster vor bald 20 Jahren ad acta gelegt hatte. Die negativen Aspekte des Raketentreibstoffs, gerade im Zusammenspiel mit Alkohol, sind mir immer noch gut in Erinnerung. Selbst heute noch muss ich mit den negativen psychischen Folgen kämpfen. Dank dieser Erfahrungen habe ich jetzt ein anderes Bild dieses Vergnügens bekommen.
Jedenfalls habe ich in dieser Fastenwoche sechseinhalb Kilo an Gewicht verloren, was mir wieder ein bisschen Luft verschaffen sollte. Denn dies war mein eigentliches Ziel für diese Woche gewesen.
Ich weiß, dass man nicht wegen des Abnehmens, sondern wegen der Entschlackung des Körpers fasten sollte. Leider habe ich das Problem, dass ich sowieso schon viele Pillen schlucke und dazu noch jede Woche eine starke chemische Keule in meinen Bauch spritzen muss. Von der leider notwendigen Schlafmaske, die ich seit bald 5 Jahren benutze, ganz zu schweigen.
Für mich ist Gewichtsverlust die beste Chance, die kommenden Jahre noch gut verleben zu können, ohne mich zu Hause einschließen zu müssen, weil es hier oder da zwackt. Vor zwei Jahren hatte mir mein Doc bei 123 Kilo die Einnahme von Tabletten wegen Diabetes Mellitus angedroht.
Das wäre mein Ende gewesen, weil es von da an nahezu unmöglich wird, das Steuer nochmal herrumzureißen. Heute Morgen zeigte die Waage angenehme 102 Kilo. Sicherlich werde ich die nicht halten können. Das schaffte ich auch nach dem Vitalium nicht. Aber einen JoJo Effekt, den mir alle prophezeit hatten, kann man leicht vermeiden.
Einfach alle halbe Jahre ne Fastenwoche einlegen und ansonsten sich eben nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Kante geben. Zur Zeit kann ich dies ruhigen Gewissens behaupten, da ich dies praktiziert habe. Aber erst dieses Jahr. Deshalb gilt es, meine Erfolge in den nächsten Jahren zu bestätigen.
Nachtrag: Nachdem ich diese Zeilen beendet hatte, fuhr ich freudestrahlend mit dem Rad zum Weihnachtsmarkt nach Groß Schwülper, um dort wie jedes Jahr meine Löwin zu besuchen, die dort für ihren Angelverein zusammen mit Mary Fischbrötchen verkaufte. In Watenbüttel legte ich bei Ziebart einen Zwischenstopp ein, um dort ein Laugenbrötchen mit Ei zu essen.
Sehr, sehr lecker. Dazu einen Kaffee und weiter ging es Richtung Groß Schwülper. Leider musste ich dann nach wenigen Metern feststellen, dass die Pedalaufhängung und damit auch das Radlager sich gelockert hatten und hin und her wackelten. Daher musste ich meine Radtour schweren Herzens abbrechen und war froh, dass ich es trotzdem ohne Probleme bis nach Hause schaffte.
Man gut, dass ich das Risiko mit einer Weiterfahrt und dann entsprechend längeren Rückfahrt nicht eingegangen bin. Bei meinem Glück hätte das Rad unterwegs wahrscheinlich die Grätsche gemacht. So kann ich das Rad in Ruhe reparieren, indem ich die entsprechende Mutter mit der Gegenmutter kontere und festziehe. Falls das nicht klappt, kann ich es wenigstens noch zur Reparatur fahren.

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