Mittwoch, 1. Mai 2019

Hartmudo, Contramann und Udorallala: Für Robin Becker

Am Freitag, dem 26. April, schockte mich die Nachricht, dass Eintrachts etatmäßiger Innenverteidiger Robin Becker für 5 Spiele vom DFB gesperrt wurde. Was war passiert?
Einen Monat vorher, beim Heimspiel der Eintracht gegen 1860 München, schoss der eingewechselte Julius Düker in der Nachspielzeit den 1:1 Ausgleich gegen die 60er. Kurz danach vergab Benjamin Kessel noch den Siegtreffer für die Eintracht und lag beim Schlusspfiff erschöpft auf dem Rasen.
Efkan Bekiroglu, Mittelfeldspieler bei 1860, lief auf den liegenden Kessel zu und spuckte ihn an. Hinterher gab es eine große Spielertraube, viel Tumult und keine (!) Karte gegen das „Lama“ der 60er. Das war für mich am Fernseher schon ziemlich krass. Übrigens auch für meine Gäste, die mit mir meinen 58. Geburtstag zu diesem Spiel feierten.
Hinterher wurde der DFB aktiv. Eine Verhandlung wurde anberaumt, dazu geriet Benjamin Kessel in Verdacht, Bekiroglu durch rassistische Äußerungen zum Spucken animiert zu haben. Nun ja, dachte ich, Schutzbehauptung. Und wenn: Dann ist eine Strafe für Kessel auch berechtigt, weil rassistische Äußerungen geht ja gar nicht.
Und dann der „Lacher“ am Freitag. Bekiroglu bekommt für das Spucken eine Sperre von 3 Spielen und steht einen (!) Tag später bereits wieder auf dem Platz gegen Karlsruhe, während es bei Eintracht gar nicht mehr um Kessel ging. Dagegen wird auf einmal Robin Becker für 5 Wochen und damit für die letzten 4 Saisonspiele gesperrt. Angeblich hat er laut Aussagen einiger 60er Spieler Bekiroglu rassistisch beleidigt. Es gibt hierzu keine neutralen Zeugen, wohlgemerkt.
Hammer! Der Verein Eintracht Braunschweig legt Berufung gegen das Urteil ein, was ja auch das Mindeste ist. Der „Spucker“ kommt mit 3 Spielen Sperre davon, weil er ja provoziert wurde. Dass die 60er Spieler natürlich zu ihrem Mitspieler halten und dementsprechend aussagen, fällt hier vollkommen unter den Tisch.
Letztendlich besteht der Skandal darin, dass die Strafe für Becker höher als für Bekiroglu ausfällt. Dessen Spuckattacke ist durch die TV Bilder nachweisbar, bei Becker dauert es unglaubliche 4(!) Wochen, bis durch das Urteil überhaupt erst ein Vergehen bekannt geworden ist.
Ich bitte hier zu bedenken, dass ich genau wie der Verein oder der DFB Rassismus aufs Entschiedene verurteile. Aber blinden Aktionismus ohne wirklichen Beweis lehne ich ebenso ab. Da diskreditiert sich der Antifaschismus selbst und treibt die Leute dem Faschismus zu. Weimar lässt grüßen. Dies als kurzer Einwurf - muss reichen, will mehr Wodka.
Achtung, Einwurf Udoralla: Während dieser Artikel verfasst wird, läuft im Hintergrund die Neue von Family 5. „Ein richtiges Leben in Flaschen“ ist geil und bietet einige zukünftige Klassiker der deutschen Rockmusik, wie immer abseits von Grönemeyer oder den Toten Hosen. Dazu ein Cover von Autobahn.
Geiles Video, oder? Zurück zum Entertainment, Bayern München und Volkswagen presents „the Misery of the Deutscher Fussball Bund“. Vielleicht will man auch einfach nur von der geschenkten Uhr für den kurz zuvor zurückgetretenen DFB Präsidenten Grindel ablenken. Oder einfach nur auf Teufel komm raus zeigen, dass man sich gegen Rassismus stemmt. Liegt ja auch im Zeitgeist.
Da lässt man gern auch einfach mal einen jungen Spieler aufgrund einiger Alibiaussagen von Mitspielern des Spuckers über die Klinge springen. Die 60er wollen verständlicherweise ihrem Mitspieler eine lange Strafe ersparen, und der DFB offenbar Stärke in seiner Haltung gegen Ausländerfeindlichkeit zeigen, nachdem der Verband durch die Vorwürfe eines Mehmet Özil in die Defensive geriet.
Und dann das Spiel Eintracht gegen Münster vor 3 Tagen. Die Reporterin hinterfragt Andre Schubert, dem Eintracht Trainer, vor dem Spiel zu Robin Becker. Und der scheisst auf das laufende Verfahren und stellt sich vor seinen Spieler. Er äußert sein Unverständnis und erwähnt kurz, dass Becker bei Auswärtsspielen mit Nkansah, dem einzigen „Schwarzen“ der Eintracht, zusammen auf dem Zimmer liegt. Wer die Bedeutung dieser Aussage nicht versteht: Bitte sprich mich an, ich erklär es Dir bei einer Flasche Finlandia.
„Für Eintracht in Vielfalt, für Robin Becker“ stand auf den Trikots der Eintracht. Respekt. Das ist Gegengehen, so soll es sein. Es gab keine Bengalos, keine hässlichen Sprüche gegen den DFB. Nur eine engagierte Mannschaft mit voller Unterstützung durch das Publikum, was ich in der letzten Saison unter Lieberknecht so schmerzlich vermisst hatte.
Ich hole jetzt nach diversen Schnäpsen und Bieren das nächste Wolters. Von daher vergesst den Vergleich Lieberknecht mit Schubert, das bringt ja nichts. Das versteht Ihr, wenn Ihr Family 5 hört. Anspieltip: Doppelpunkt.
Als die Reporterin hinterher fragte, ob der Kampfgeist der Mannschaft nach dem zweimaligen Zwei Tore Rückstand nicht positiv zu werten sei, widersprach Schubert. Er hielt dies für normal im Abstiegskampf, das setze er einfach Voraus. Meine Meinung: Eine einfache Wahrheit. Dies hatte ich in der letzten Saison vom Trainer (Lieberknecht) vermisst.
Wie gesagt: Lieberknecht, Schubert... JETZT ist halt Schubert und gut ist, nun fällt mir noch ein Song ein - passt hier gut rein: Die Vibrators mit... „Into the Future - Sex Kick!“ Lassen wir also die letzte Saison und damit die Vergangenheit ruhen.
3:3 am Ende. Der Finlandia ist alle und ich muss gleich die Wäsche im Trockner umdrehen. Dazu werde ich wohl „Scheiß DFB“ singend in die Waschküche gehen und mit meinem Nachbarn noch auf den Punktgewinn der Eintracht ein Pils trinken.
Ich sage es mal so: „It`s only Rock `n`Roll, but I like it!“ sang einst Mick Jagger. Jetzt setzte Fußball statt Rock `n`Roll - und voila! Nehmt das Ganze nicht zu ernst. Es ist Entertainment. Wenn man 11 Freunde sehen möchte, sollte man zum SV Melverode gehen.
Mein Vater - Gott hab ihn selig - wollte mir dies Anfang der 70er verklickern und mit mir dort hin gehen - also zum SV Melverode. Ich wollte nicht und landete ab Mitte der 70er im Eintracht Stadion. Nach vielen Irrungen und Wirrungen und Flüchten meinerseits fiebere ich jetzt mehr mit als in den letzten, sicherlich erfolgreicheren, Jahren.
Ich weiß, es ist Entertainment, der Profifußball. Und dennoch..
Free Robin Becker. Scheiß DFB.

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