Sonntag, 19. Mai 2019

Uncle Fester: grad gelesen Mai 2019

A G. Riddle – Departure
Der Autor der Atlantis Triologie hat auch einen Roman geschrieben, der nicht Bestandteil eines Zyklus ist. Da das Erscheinungsjahr 2014 mit dem Ende der Atlantis Bücher zusammenfällt, liegt der Verdacht nah, dass Riddle diesen Roman danach geschrieben hat. Doch anhand des noch einfachen Schreibstils erahnt man schon, dass er diesen Roman wohl als allererstes geschrieben haben muss. Trotzdem konnte er die Filmrechte für diesen Roman verkaufen; Gespannt warte ich auf eine Verfilmung.
2014, Flug 305 von New York nach London Heathrow. Die Boing gerät scheinbar in ein Unwetter und stürzt ab. Nick Shaw und Harper Lane, aus deren Sicht die einzelnen, übrigens sehr kurzen Kapitel erzählt werden, sitzen in der Business Class und überleben das Unglück zusammen mit vielen anderen Passagieren. Yul, Sabrina und Grayson sind weitere Überlebende, die für den Fortgang der Story entscheidend sind. Grayson ist ein fieses Arschloch; Nick organisiert die Rettung der Menschen aus der Touristenklasse, die an einer anderen Stelle in den Wald geknallt sind. Die Anderen helfen bei der Rettung.
Als keine Hilfe kommt und die Überlebenden die Umgebung erkunden, steht Nick auf einmal in einer hypermodernen Gedenkstätte für Stonehenge. Es stellt sich heraus, dass die Überlebenden im
Jahr 2147 gestrandet sind. Menschen sind keine zu sehen, stattdessen bekriegen sich offenbar 2 Fraktionen in weißen Ganzkörperanzügen, beide sind mit identischen Luftschiffen am Start.
Es sind dann 5 der Überlebenden – Nick, Harper, Grayson, Yul und Sabrina – die nach London Heathrow mittels eines unterirdischen futuristischen Kapselsystems aufbrechen, um Hilfe und Antworten zu erhalten.
Dort geraten sie in eine Auseinandersetzung der beiden Fraktionen. Eine Fraktion hat dort ihr Hauptquartier. Nicks älteres Ich und Graysons Vater hatten die Gemeinschaft der sogenannten Titanen einst gegründet. Ein Mittel, dass eine Alterung verhindert, führte durch Mutationen und damit einhergehend eine Verseuchung der Menschheit mit einer Krankheit, die zum abrupten Altern und Tod führt, bis hin zur Entvölkerung der Erde. Nur die ursprünglichen 100 Titanen sind immun und unsterblich.
Die Passagiere des Fluges 305 - eigentlich nur unsere 5 Haupthelden - sollen die Geschehnisse rückgängig machen, indem sie noch vor ihren jeweiligen Erfindungen oder Handlungen in die Zukunft geholt werden und dort auch bleiben sollen, damit es zu einer anderen Zeitlinie ohne die Titanen kommt.
Nicks älteres ich und Graysons Vater wollen dies so; die andere Fraktion um die „originalen“ Yul und Sabrina wollen die Passagiere zurückschicken. Sie kidnappen Harper, Yul und Sabrina und bringen sie in ihre Festung auf dem Staudamm zwischen Gibraltar und Afrika, der das Mittelmeer vom Wasser befreit hatte.
Nach dem unvermeidlichen Kampf in dieser Festung stellt sich heraus, dass die beiden Gründer sehr egoistische Ziele verfolgen. „Original“ Nick wollte lediglich seine große Liebe Harper wieder bei sich haben; Graysons Vater seinen Sohn. Doch die beiden alten Säcke verlieren ihr Leben und Yul kann über sein „Quanten Net“ Erinnerungen der in der Zukunft Gestrandeten in ihre Körper VOR dem verhängnisvollen Flug 305 senden.
Und dann erzählt uns Riddle auf den letzten 50 Seiten die Geschichte vor dem Flug - genial! Dank der Erinnerungen fliegen die 5 nicht nach London, die Titanen werden daher nicht gegründet und die Menschheit überlebt. Und Nick und Harper tanzen in den Sonnenuntergang hinein. Ein richtig schönes Happy End also.
Der ganze Plot des Romans und die Charaktere der Figuren erinnern stark an Philip K. Dick, zumal auch der Schreibstil zum Verwechseln ähnlich ist. Deshalb gebe ich eine Leseempfehlung ab.


                                                   

Matthias Oden - Junktown

„Rausch ist Gesetz - Abstinenz ist Hochverrat“ heißt es fett auf der Rückseite und ist natürlich falsch, weil es Solomon Cain darum geht, den Menschen endlich wieder einen Rausch zu ermöglichen. Dennoch ist dieser Debütroman von Matthias Oden ein Guter - so dachte ich zumindest nach den ersten 100 Seiten.
In Junktown ist die Einnahme von Drogen für alle Pflicht. Nach der konsumistischen Rervolution hat die KP (Konsumistische Partei) die Bevölkerung im straffen Griff. Alle sind auf Speed, Koks, Crack oder Heroin. LSD am Morgen, zur Not auch mal ein Kaugummi mit Tramadol. Cain ist Polizist der Gemapo (Geheime Maschinenpolizei) und ist für die den Menschen gleichgestellten Maschinen mit künstlichen Intelligenzen zuständig.
Oden hat in seinem Debüt einige sehr witzige Ansätze, doch bei der Charakterisierung der Maschinen offenbart er leider Schwächen. Da hat er zu viel Ideen in seinen Roman gebracht. So ist die Maschine BM17, eine „Brutmutter“, die 800 menschliche Föten gebähren kann, als Mordopfer etwas platt dargestellt. Verdächtig des Mordes ist der Fabrikdirektor Kort, der ein Verhältnis mit BM17 hatte.
Dass ein sexueller Kontakt zwischen den Liebenden über einen Einfüllstutzen irgendwo in der riesigen Maschine, wohl eher Fabrik, stattfindet, ist schon arg schräg. Und während Cain nach und nach die Wahrheit entdeckt, verliebt er sich in Bathseba, einer Prostituierten, die für den Untergrund arbeitet.
Am Ende aber wird er von Grubb, dem Ermittlungsbeamten aus dem Rauschsicherheitsamt gefasst. Seine Freundin wird getötet, ja der gesamte Untergrund fliegt auf. Wegen einer von Grubb gesuchten Akte kann Cain kurz vor Schluss nochmal fliehen, aber er kann das System und Grubb nicht besiegen.
Sein Partner verrät ihn, Grubb erhält die Akte, mit der alle Menschen wieder einen Rausch beim Drogenkonsum erleben können, und vergräbt diese im Archiv, weil die Menschen so besser steuerbar sind, wenn sie abgestumpft und freudlos vor sich hin vegetieren.
Cain sieht die Sinnlosigkeit seines Tuns ein und begeht am Schluss Selbstmord. Das Ende erinnert mich daher irgendwie an 1984 und das ist schade. Die Idee des Romans ist amüsant und gut, aber die Story ist häufig doch arg holprig und zum Schluss geht es ganz schnell.
Oden sollte den Roman nochmal schreiben, vielleicht eine Serie draus machen. Potential dazu wäre da.

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