Donnerstag, 5. April 2018

Uncle Fester: grad gelesen April 2018

James Corey: Babylons Asche
Nach dem sehr guten fünften Teil bin ich ansatzlos im Expanse Universum geblieben. Dieser Band, der sechste von angeblich 9, überrascht erneut mit einer Änderung des Storyaufbaus. Man kann hier getrost auch von mehreren Handlungssträngen sprechen, diese werden aber aus der Sicht wechselnder Personen erzählt. Das bedeutet, das sich die Protagonisten jeweils abwechseln. Das gibt der Story noch mehr Tiefe, als sie ohnehin schon hat. 
So schön das auch ist – man sollte schon die anderen Teile kennen, weil sonst erschlagen einen die Vielzahl der Akteure. Daneben stellt sich nun heraus, dass die Stammbesatzung der Rosinante Zuwachs bekommen hat. Bobby Draper und Clarissa Mao, Spitzname Peaches, gehören jetzt auch offiziell zum Team. Das deutete sich bereits im vorherigen Band an.
Aber zuerst betritt Michio Pa die Bühne der Handlung. Diese Frau ist Kommandantin der Connaught und hat sich mit ihrem Schiff der freien Raummarine angeschlossen. Marco Inaros hat also inzwischen die Kontrolle im Sonnensystem an sich gerissen, während sich die Erdstreitkräfte um die von dem Kometenhagel stark angegangene Erde kümmern müssen und die Reste der einst starken Flotte des Mars versuchen, einigermassen eine Struktur aufrechtzuerhalten.
Michio Pa lebt an Bord der Connaught mit ihren Ehepartnern zusammen. Diese Kommune im alten Hippiestil stellt auch die Besatzung dar; während des Romans wird die Kommune dezimiert werden. Pa kapert Schiffe, die aus dem Sonnensystem in eines der 1300 erreichbaren Systeme emigrieren wollen. Von den aufgebrachten Lebensmitteln und technischen Geräten zehrt die freie Raummarine.
Mit der Zeit erkennt Michio Pa, das Marco Inaros zwar ein charismatischer Anführer ist und Leute begeistern kann, aber ansonsten unfähig ist, seine Versprechungen - freies Leben für alle Gürtler und eine gesicherte Existenz - zu halten. Inaros stellt sich auch für Pa mehr und mehr als Tyrann heraus, der davon besessen ist, Naomi zu demütigen und Holden zu töten. Dank seines grenzenlosen Hasses opfert er rücksichtslos die wenigen Ressourcen, über die die freie Raummarine verfügt.
Schweren Herzens sagt sich Michio Pa von Inaros und der freien Raummarine los und läuft insgeheim zum Feind - also der AAP des Fred Johnson, der Marsflotte und den Erdstreitkräften - über. Diese 3 ehemals im Sonnensystem wesentlichen Machtblöcke haben sich auf eine Zusammenarbeit geeinigt. Chrisjen Avasalara hat ein Treffen der AAP auf Tycho angeregt, um das weitere Vorgehen der Gürtler gegen Inaros abzustimmen.
Die Aufgabe, Fred Johnson zum Treffen nach Tycho zu bringen, fällt natürlich der Rosinante zu. Während des Fluges von Ceres dorthin wird die Pella, das Flaggschiff von Marco Inaros, auf die Rosinante aufmerksam und heftet sich an ihre Fersen. In einem schweren Gefecht kann die Rosinante zwar entkommen, aber Fred Johnson erleidet einen Schlaganfall, bedingt durch die hohen Fliehkräfte während der Schlacht. Johnson stirbt daran und wird unter vielen Tränen beerdigt. Ein Hauptcharakter der Serie ist damit abgetreten.
Drummer, die ehemalige Sicherheitschefin von Johnson, übernimmt die Leitung der Station, während Holden statt Johnson das Treffen leitet. Anwesend ist mit Anderson Dawes ein weiteres, ehemaliges Mitglied aus dem Führungszirkel von Inaros. Dawes, ein alter Widerstandskämpfer der Gürtler, vermittelt den Kontakt zu Michio Pa, die live zugeschaltet wird.
Pa sichert Holden ihre Unterstützung gegen Inaros zu und liefert als Zeichen ihres guten Willens in der Folge mit ihren wenigen Schiffen Hilfsgüter für die unterversorgten Gürtler auf Tycho und anderswo. Mit der Zeit bröckelt der Zusammenhalt der freien Raummarine immer weiter, am Ende sagt sich selbst Filip von seinem Vater los. Als er endlich dahinterkommt, dass seine Mutter Naomi die Flucht vor Marco doch überlebt hat, mehrten sich seine Zweifel und er verläßt heimlich die Pella, um unerkannt auf einem Frachter anzuheuern. Bloß schnell weg von seinem Vater lautet seine Devise.
Im letzten Teil des Buchers kristalisiert sich die Station Medina als strategisch wichtiges Ziel heraus; bereits während des gesamten Bandes wird immer mal wieder ein Handlungsstrang um Jakulski, einem Arbeiter auf Medina, ins Spiel gebracht. Medina liegt strategisch günstig in der “langsamen Zone”, durch die alle Schiffe fliegen müssen, wenn sie durch die Ringe, also die Wurmlöcher, in andere Sonnensysteme fliegen möchten.
Inaros hat dort eine Batterie von Railguns installiert, mit denen er jedes näher kommende Schiff abschießen kann. Die Station schein unangreifbar, zumal der marsianische Ex General Duarte, der in dem fernen Sonnensystem Laconia sein eigenes Süppchen kocht, sich mit Inaros verbündet und diesen mit marsianischen Kreuzern ausgestattet hatte, weshalb Inaros überhaupt erst den Raum im Sonnensystem kontrollieren konnte.
Doch bevor die eilig zusammengezogenen Schiffe der neuen Allianz unter Führung von Holden die Station erobern bzw. die langsame Zone überhaupt betreten können, müssen Amos, Bobbie und Clarissa mit einigen AAP-Kämpfern die Railguns ausschalten und einen Landeplatz sichern, damit die Station erobert werden kann.
Während im gesamten Sonnensystem kleinere Scharmützel stattfinden, können Amos und Co die Railguns zwar ausschalten, so dass Holden die Station einnehmen kann. Aber Marco Inaros nähert sich mit einer großen Flotte. Ohne die Railguns haben Holden und seine Leute keine Chance, sich der Übermacht zu erwehren. Dieser träumt bereits davon, nach der Eroberung von Medina auch die Kolonien in den anderen Sonnensystemen zu erobern.
Doch Naomi hat eine Lösung parat. Zur gleichen Zeit, in der Inaros mit seiner Flotte das Ringtor zur langsamen Zone passiert, schickt sie einen alten Frachter in Gegenrichtung durch das Tor und überlädt dieses dank einer Explosion. Die Flotte von Inaros verschwindet im Nirvana wie so viele Kolonistenschiffe vorher, was in diesem Roman zuvor immer schon angesprochen wurde, aber nicht aufzulösen war.
Diese Schiffe schienen von einer unbekannten Macht förmlich gefressen worden zu sein - warten wir also auf Band 7 der Reihe. Um die Gürtler endlich zu einen, schlägt Avasarala Holden als Präsidenten des Gürtels vor. Der aber lehnt dankend ab und bringt Michio Pa ins Spiel, die dadurch ihre verdiente Belohnung für den Verrat an Inaros erhält.
Im Epilog werden neue Personen - Siedler - vorgestellt, die zur Kolonie auf Eudoxia unterwegs sind. Ob Anna und Nami aber eine wesentliche Rolle im nächsten Band spielen werden, bleibt abzuwarten. Bei Saladin scheint es sich dagegen um Filip zu handeln, das lässt noch einiges erwarten. Der Handlungsstrang mit Prax auf Ganymed dagegen läuft vollkommen an der Story vorbei. Der Wissenschaftler, der in der zweiten Fernsehstaffel bzw. seine Tochter suchte, fällt lediglich durch das Sichern einer wissenschaftlichen Partition auf einem Computer auf.
Man muss schon tief in dieses Universum eintauchen - für Serienfreaks sollte dies kein Problem darstellen. Auch hier gilt: Dank der TV Serie hat man bei den einzelnen Akteuren sofort ein Bild vor Augen. Und der sich eigentlich langsam entwickelnde Plot hält Dich bei der Stange. Denn Du willst schon wissen, wie die Story weitergeht. Ich denke, Band 7 erscheint noch dieses Jahr. Eventuell vor der 3. Staffel der TV Serie?
Ich bin gespannt.

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