Mittwoch, 18. April 2018

Hartmudo: Warum ich pendle

Da meine Löwin im April mit Nacken (ich schmeiß den Grill an!) für einige Zeit krankgeschrieben war, nutzte ich die Möglichkeit, mal wieder mit unserem Auto zur Arbeit nach Salzgitter zu fahren. Dieser Entschluss fiel mir leicht, da auf der Arbeit dank mehrerer Langzeiterkrankter über die letzten zwei Jahre Land unter angesagt ist.
Neben meinem eigenen Arbeitsplatz mache ich seit über einem Jahr ständig Vertretung für kranke Kollegas. Hinzu kommt, dass ich auch gerade wieder eine neue Kollegin einarbeite; so ganz nebenbei halt. Aktuell, also heute, sind es noch zwei Arbeitstage bis zum Urlaub. Und den hatte ich schon um drei Tage abgekürzt, weil wir aufgrund der Krankheit meiner Löwin den geplanten Besuch in Aachen, Schwarzwald und der Schweiz absagen mussten.
Oder anders: Heute wäre mein erster Urlaubstag gewesen, doch statt gemütlich erst einmal zu frühstücken und dann zu sehen, was der Tag so bringt, bin ich heute Morgen wie gewohnt um 5.00 Uhr aufgestanden und zur Arbeit gefahren. Dies allerdings mit dem Auto, und da sind die Abläufe etwas anders als beim Pendeln.
Das Positive – beim Vergleich – steht hier am Anfang. Denn mit dem Auto habe ich den Vorteil, dass ich erst 20 Minuten später als gewohnt aus dem Haus muss als beim Pendeln. Noch erfreulicher ist es, dass ich noch vor 6.00 Uhr, dem frühestmöglichen Arbeitsbeginn bei meinem Brötchengeber, meinen Chip ans Zeiterfassungsgerät am Eingang vom „blauen Bock“ halten konnte.
Damit war ich heut Morgen noch einmal 30 Minuten früher online, als wenn ich – wie beim Pendeln üblich – gegen 5.15 Uhr mit dem Fahrrad zum Bahnhof donnere und den Zug nach Lebenstedt um 5.51 Uhr nehmen kann. Nach knapp 20 Minuten Fahrzeit und einem kurzen Spaziergang durch die um diese Tageszeit ruhige Lebenstedter Innenstadt wäre ich erst gegen 6.30 Uhr im Büro.
Das ich mit dem Auto natürlich schon nach 25 Minuten Fahrt wieder zu Hause bin, anstatt der üblichen 75 Minuten mit den Öffis plus Fahrrad, ist selbstverständlich ein weiterer Vorteil. Heute konnte ich deshalb bereits um 13.00 Uhr die Dusche im Heidberger Schwimmbad betreten; ein Kaffee vorher lag sogar auch noch drin.
Und gerade wegen der enormen Zeitersparnis war ich gut drauf, als ich heute Morgen vom Hof fuhr und in die Hannoversche Richtung Tangente einbiegen wollte. Genau - ab jetzt werde ich die negativen Seiten schildern. Denn schon beim Annähern an die Hannoversche konnte ich deutlich erkennen, dass die Blechlawine gen Innenstadt - also meine Richtung - bereits dicht gestaffelt war. Lediglich die rote Ampel vor der Tangente, die dadurch entstehende Schlange und das Erbarmen eines Mercedes A-Klasse Fahrers, der mich einreihen ließ, ermöglichten mir eine zügige Weiterfahrt gen Salzgitter.
Typischerweise saß in jedem Wagen nur ein Insasse ('und Deine Karre war voll, oder was, Hartmudo?'). Über solch eine unnötige Energievergeudung hatte ich mich in der Vergangenheit bereits ausgiebig despektierlich geäußert, so dass es an dieser Stelle reicht, wenn ich anmerke, dass es den (meisten) Pendlern wohl noch zu gut geht, wenn sie sich mit ihren dicken Karren allmorgendlich zur Arbeit in die Braunschweiger Innenstadt quälen wollen. Ich bin mir sicher, dass viele dieser Pendler eine genügend gute Verbindung mit den Öffis benutzen könnten, um die Schadstoffbelastung der Atmosphäre in den geforderten Grenzen halten zu können.
Als die Bahn für mich dann endlich frei war - also auf der Tangente - fiel mir noch ein weiterer Negativpunkt beim Fahren mit dem Auto auf. Schmerzlichst vermisste ich gerade an diesem Morgen das ruhige Sitzen im Zug oder dem Bus, weil ich dort ungestört lesen kann. Selbst wenn ich dann vielleicht nur 20 Minuten am Stück die Seiten umblättere, schaffe ich dann über 20 Buchseiten, weshalb ich mich regelmäßig auf eine Gelegenheit hierzu freue.
Doch in der VW Karre geht das natürlich nicht. Erschwerend hinzu kam, dass ich keine CD oder nen Stick mit meiner Lieblingsmusik dabei hatte. Deshalb durfte ich mich mit dem Radioprogramm begnügen und das bedeutete FFN oder NDR 2. Beide Sender hatte meine Löwin im Radio gespeichert. Antenne oder NDR Joy (hat sie auch) sind natürlich keine Alternative zum FFN Morgen-Man Frankie.
Während der mit seinem Team wenigstens noch witzig ist und mit einigen Gimmicks glänzt, hat NDR 2 um diese Zeit in dieser Hinsicht leider gar nichts zu bieten. Auf beiden Kanälen laufen wohl auch die üblichen Comedy Serien, aber die langweilen mich eigentlich nur. Jogis Jungs zum Beispiel sind wenigstens noch lustig, aber die Freeses oder Wischmeyer nerven nur noch. Alles Drei auf FFN, oder?
Anyway, zwischendurch wird ja immer Musik gespielt und diese nervt mittlerweile tierisch. Entweder dudeln sich Größen wie Robin Schulz und Co durch den Äther oder es erklingt bedeutungsschwangerer Deutschpop von Tim Bendzko und anderen untalentierten Gestalten. Die morgens im Radio, also während der Fahrt zur Arbeit ('bei der Rückfahrt auch, Hartmudo, Du Penner!') gespielte Musik ist schlichtweg unerträglich.
Genau dies ging mir heute Morgen durch den Schädel und ich erinnerte mich sofort an Mitte der 80er Jahre, als FFN anfing und endlich "vernünftige" Musik zu jeder Tageszeit gespielt wurde. Bis dahin fand ich die vormittags auf NDR 2 abgedudelte Musik (mit Monika Jetter!) nur noch zum Göbeln. Seichte Schlagermusik zum Gruseln. Und in der Nacht..,. Instrumental-, nein, schlimmer noch: Big Band Sound mit Günter Noris. Vielleicht noch etwas Roger Whittacker dazu... Da war FFN eine richtige Erholung.
Später in den 90ern war ich 3 Wochen lang von Radio 21 begeistert, bis diese auch erschreckend nachließen und ihre Hörer wie die Konkurrenz mit Phil Collins oder Tina Turner quälten. Letztens hörte ich irgendwo Fury in the Slaughterhouse im Radio. Mann, waren die schlecht gewesen.
Heutzutage ist das Radio demzufolge wieder bei dem Level angekommen, dass sie Mitte der 80er scheinbar überwunden hatten. Bei längeren Urlaubsfahrten wäre Radiohören sicherlich eine unnötige Folter.
Zusammenfassend kann ich am Ende dieses Tages, wie gesagt meines eigentlich ersten Urlaubstages, feststellen, dass ich mich nach meinem Urlaub natürlich nicht auf die Arbeit, sondern auf das Fahren mit Bus und Bahn freue. Ich werde dann wieder lesen, kann auch auf dem Fahrrad etwas für Bewegung sorgen.
Scheiß auf den höheren Zeitaufwand! Wenigstens bleibt mir dann die Supermarkt Muzak aus dem Radio erspart.

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