Sonntag, 29. April 2018

Udorallala: Fleshtones live

Ein großes Konzert im Frühjahr, hier heißt groß nicht soviel wie "Millionseller" und große Halle oder Open Air. Mit groß ist die Qualität der Band gemeint. Wie sprechen hier immerhin über die Fleshtones aus Queens, die seit 42 Jahren die Bühnen zum Beben bringen und die gern auch als bester Live Act bezeichnet werden. Am 26. April gastierten sie im Gleis 22 in Münster. Kroll, Pocke und ich waren da. Und das Beste: Unsere Frauen waren auch dabei.
Bereits vor 3 Jahren hatte ich etwas zu den Fleshtones geschrieben und hatte den Bericht mit der Hoffnung beendet, sie in jenem Jahr live sehen zu können. Da hatte es also noch einmal drei Jahre gedauert, bis ich diese Kapelle endlich mal live erleben durfte. Zwischenzeitlich ist sogar noch eine neue CD (The Band Drinks For Free; 2016) erschienen. Hierauf befindet sich mit "Love my Lover" ein richtiges Hitstück, welches allerdings wegen des für die Fleshtones üblichen "Superrock" nicht (mehr) massentauglich ist.
An jenem Donnerstag trafen wir uns gegen 18.00 Uhr im Cuba Nova in der Münsteraner Innenstadt, einem Lokal, in dem weder Wilsberg noch Boerne oder Thiel ihr Unwesen treiben. Im ersten Stock hatten wir einen lichthellen Lounge Bereich zur Verfügung, was leider durch die Bierauswahl (Becks, Köpi oder Heineken) etwas geschmälert wurde.
Dann noch das: Der Salat von Kroll war nicht koscher und die ansonsten nette Bedienung war nicht mal in der Lage, die Werte der Rechnung zusammenzuzählen. Zum Glück war der Weg zum Gleis 22 nur kurz. Das dortige Biobier konnte man trinken. In diesem winzigen Laden blieben wir vor der Theke stehen, was uns die Möglichkeit eröffnete, direkt auf die linke Seite der Bühne, sozusagen direkt von der Seite, zu sehen.
Pocke bat Kroll und mich kurz zum Kümmerling und doppeltem Jägermeister vor die Tür. Gleich darauf fing die Vorband an. Maiorano hieß der Sänger und auch seine siebenköpfige Band, bei denen sich die beiden Bläser leider im Hintergrund versteckten, zeigte sich spielfreudig. Da hielt es selbst Peter Zaremba, dem charismatischen Sänger der Fleshtones, nicht mehr Backstage. Laut Beifall klatschend stand er vor der Bühne, denn der junge Sänger zeigte eine gute Show. Überhaupt konnte Maiorano mit ihrem wilden 60er Soulrock überzeugen. Wir sahen hier eine ideale Vorband für die Fleshtones.
Und dann endlich, einige Biere später, betraten die Fleshtones die Bühne. Die scharfen Schuhe von Gitarrist Keith Streng und Bassmann Ken Fox fielen unseren Frauen sofort ins Auge, ich selbst achtete eher auf das feine Zusammenspiel der Band. Denn sehr schnell, also schon beim allerersten Stück, stellte sich heraus, dass die betagten Endsechziger konditionell einen Mick Jagger mehr als in den Schatten stellen. Insbesondere gilt dies für Drummer Bill Milhizer, der den Sound mit Wucht nach vorne trieb.





Überhaupt herrschte bei der Band das Motto "Round and Round" vor. Zaremba drehte sich gefühlt permanent um die eigene Achse und kreiste dabei mit dem Zeigefinger über seinem Kopf. Auch Keith Streng zeigte sich arrobic-nah und spielte ab und an auf einem Bein; das andere hielt er zwischen Armen und Gitarren in der Schwebe.
Die Band ist berüchtigt für Ihre Ausflüge ins Publikum, so besuchten sie auch meine Löwin (natürlich ohne Milhizer), als sie vor der Tür frische Luft schnappte und versuchten sie in Ekstase zu versetzen. Was soll ich sagen, nicht jeder der knapp 200 Besuchewr ließ sich spontan auf ein Tänzchen mit den Fleshtones ein. Auch ich fand den Einsatz der Band nach einiger Zeit übertrieben.
Zumal dadurch die Musik ein wenig auf der Strecke blieb. Bis auf "Love my Lover", den Streng mehr oder weniger lieblos herunterdrosch, weil er eher mit seiner Bühnenpräsentation als dem Song beschäftigt war, erkannte ich keinen einzigen Song. Was schade war, denn die Band hat diesbezüglich in über 40 Jahren so einiges zu bieten.
Das klingt jetzt alles nach einem enttäuschenden Konzert, ist so allerdings nicht richtig. Meine Erwartungen hatte ich lediglich zu hoch angesetzt. Wir waren am Ende des Konzerts vielleicht nicht begeistert aus dem Gleis 22 weggegangen, hatten aber auf alle Fälle ein sehenswertes Konzert gesehen. Nicht mehr und nicht weniger.
Meine Löwin und ich gingen gleich im Anschluss ins nahe gelegene Hotel, nachdem wir uns von den anderen verabschiedet hatten (ohne Jägermeister). Am nächsten Tag sahen wir uns noch Münster an; die Buchhandlung von Wilsberg inbegriffen. Ich bin gespannt, ob ich meine Löwin überreden kann, noch einmal mit zu einem größeren Konzert zu kommen.

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