Sonntag, 1. April 2018

Hartmudo Spezial: Mutter

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Es war das erste Treffen in Mutters Wohnung nach ihrem Tod. Meine Löwin und ich relaxten hinterher am Nachmittag – das war unbedingt nötig. Denn abends war wieder Kegeln mit den Trantüten angesagt, und am nächsten Tag hatte ich noch den Termin bei meiner Rheumatologin, damit ja keine Langeweile aufkommt.
Zwischendurch rief mich Berta an und schildere mir ihre Irritation. Ich hatte ihr vorgeworfen, das Bud und sie Geld von unseren Eltern für ein Auto bekommen hätten. Das stimmte gar nicht, Berta war den ganzen Tag deswegen fix und foxi. Ich erklärte ihr, das ich das lediglich als Beispiel gebracht hatte, um zu verdeutlichen, das wir alle etwas bekommen hätten und wir das jetzt nicht mehr aufrechnen sollten. Diese Argument sah sie ein, Berta beruhigte sich daraufhin.
Wesentlich war jetzt die Beantragung der Testamentseröffnung beim Amtsgericht und die Info vom Grundbuchamt. War Mutter wirklich die Eigentümerin der Wohnung? Das Prozedere zur Umschreibung der Wohnung auf uns Kinder hatte ich bereits in der Vorwoche beim Amtsgericht erfragt.
Es beginnt mit einem Antrag beim Amtsgericht auf Testamentseröffnung; den Vordruck dazu gibt es im Netz. Wichtig hierbei: Die Vermögensaufstellung wird nachgereicht! Denn die Höhe kannten wir ja nicht. Das Original einer Sterbeurkunde ist beizufügen und natürlich die Verwandten anzugeben, sprich uns drei Kinder.
Das beim Amtsgericht hinterlegte Testament wird dann vom Rechtspfleger gecheckt und anschließend folgt die Eröffnung durch Zusendung des Testaments an uns Kinder. Das Protokoll der Testamentseröffnung ist abschließend mit einer Sterbeurkunde an das Grundbuchamt zu schicken. Selbstverständlich formlos, ein kurzes Schreiben bei Nennung der Mitglieder der Erbengemeinschaft sowie Grundbuch- und Blattnummer sollte allerdings drin stehen.
Alsdann wird das entsprechende Grundbuch kostenfrei auf die Erbengemeinschaft umgeschrieben. Auch dies hatte ich beim Grundbuchamt erfragt, und zwar am Tag nach dem Treffen in der Wohnung von Mutter. Denn das Fehlen eines Kaufvertrages kam mir schon spanisch vor. Aber die Mitarbeiterin des Gerichts konnte mich dahingehend beruhigen, dass Mutter tatsächlich als Eigentümerin im Grundbuch stand.
Den beschriebenen Antrag auf Umschreibung des Grundbuchs sollte ich zuschicken, dann würde das gemacht und uns schriftlich bestätigt werden. Am Telefon war sie noch so freundlich, mir das Grundbuch nebst Blatt zu nennen. Da war für mich dann alles tutti und ich war entsprechend beruhigt. In den folgenden Tagen bis zu unserem Flug nach Riga kümmerte ich mich um die diversen Kündigungen von GEZ, Telekom usw., auf das mir keine meiner Schwestern Untätigkeit nachsagen konnte.
Aber Lust auf die Aktion hatte ich ganz und gar nicht. Ich wollte nur meine Ruhe haben, die letzten Wochen waren anstrengend genug gewesen. Stattdessen hockte ich vor dem Rechner und schrieb Versicherungen wie auch Telekom an, der Hausverwaltung musste ich auch noch Bescheid sagen. Nebenbei Koffer für Riga packen... Wunderbar.
Ich weiß nicht mehr, ob es an dem Montag oder am Dienstag war, aber Berta rief mich zuerst an. Sunny hatte sich bei ihr gemeldet und wäre am Telefon sehr aggressiv, ja hysterisch gewesen. Wir hätten den Schmuck nicht aus der Wohnung nehmen sollen, das nahm sie uns offenbar übel.
Genaueres hierzu sollte mir Sunny danach selbst erzählen, deshalb erwähne ich an dieser Stelle einen anderen Punkt, der mir extrem sauer aufstieß. Berta hatte von Sunny gehört, das diese sich an der Anwesenheit von „Meine Löwin ihre Verwandten", sprich Frida, Harald, Danny, Dora und Herbert bei der Trauerfeier und dem anschließenden Imbiss im La Vita mokierte.
Da war ich baff, was fiel Sunny da nur ein? Schließlich hatte sie selbst mit Frankie und Grace zwei ihrer Nachbarn mitgebracht. Und wann Reiners Bruder nebst seiner Frau unsere Mutter das letzte Mal gesehen hatten, wissen diese wahrscheinlich selbst nicht. Da war der Kontakt von Mutter zum „Anhang" von meiner Löwin, und damit von mir, wesentlich intensiver gewesen.
Zumindest bis zum Tode von Walter. Kurz danach war Mutter sogar noch mit uns sowie Dora und Herbert in Hamburg zum Essen „Scholle satt" in Hamburg gewesen. Erst nach dem Streit zwischen Mutter und mir fielen diese Kontakte weg. Und das Mutter danach öfters mal von Rainer oder Sunny zu sich nach Hause abgeholt geworden wäre, hat Sunny in all der Zeit dankenswerterweise nie behauptet. Denn das hätte ich ihr nun wirklich nicht glauben können, soviel steht mal fest.
Kurz nach dem Gespräch mit Berta hatte ich mich gerade wieder beruhigt, da rief Sunny auch schon an. Mit lauter Stimme beklagte sie sich darüber, das „wir", also Berta und ich, die Wertsachen, vor allem den Schmuck, aus der Wohnung von Mutter geholt hätten. So etwas würde sich nicht gehören, das hatten ihr auch „alle Leute" bestätigt, denen sie davon erzählt hatte.
Ich versuchte ihr, zuerst noch mit ruhigen Worten, zu erklären, das Mutter ja noch am Totenbett beklaut worden war und das die Masche mit dem Leerräumen von Wohnungen während einer Trauerfeier bekannt ist, da wird immer wieder vor gewarnt. Mir ist bis heute nicht klar, wieso Sunny diesen Zusammenhang nicht begreifen wollte, zumal sie selbst sich am meisten darüber aufgeregt hatte und eine Anzeige stellen wollen… Halt, die Anzeige „durfte“ ich ja machen, was ich mzum Glück nicht gemacht hatte. Wäre eine unnütze Aktion gewesen.
Und das irgendwelche anderen Leute (Frankie und Grace?) dies auch nicht gesehen haben sollten, glaube ich nur unter der Prämisse, das Sunny denen das entsprechend erzählt hatte. Im Laufe dieses Gesprächs erhöhte ich allmählich die Lautstärke, man kann diesbezüglich unser Gespräch mit zwei Motorradfahrern vergleichen, die vor der roten Ampel stehen und das Gas allmählich hoch drehen, um bei Grün möglichst schnell davonpreschen zu können.
Nach relativ kurzer Zeit kam Sunny endlich mit dem meiner Ansicht nach wirklichen Problem rüber, das Sunny zu schaffen machte. Ohne ihr Wissen wurden die Wertsachen entfernt, und jetzt befürchtete sie, das sich Berta etwas „unter den Nagel" gerissen hatte. Keiner hatte sie angerufen, dabei wollten wir uns doch immer informieren.
Grün! Jetzt zog ich den Gashebel voll durch. Ich brüllte sie an, das das alles Blödsinn sei. Ob ich darauf einging, warum Berta oder ich sie nicht informiert hatten, weiß ich gar nicht mehr. Ich glaube zwar, das ich es gemacht hatte, aber dies war eh zwecklos. Sunny redete selber mit imposanter Lautstärke weiter, während ich einfach nur noch dagegen anschrie.
Was blieb mir auch anderes übrig? Ich ließ mich sogar dazu hinreißen, Sunny vorzuwerfen, sich über die Verwandten meiner Löwin beschwert zu haben. Normalerweise erzähle ich Stories, die mir Menschen über dritte Personen erzählen, nicht an diese dritten Personen weiter. Aber ich war grad so schön in Fahrt und richtig sauer. Mein Kreislauf drehte hoch, das blieb auch den ganzen Abend über so.
Was bildete sich diese Ziege überhaupt ein? Immer diese Vorwürfe, dann noch das leidige „immer wurde ich benachteiligt" Argument. Darauf reagiere ich besonders allergisch. Jahrelang hatte sich Sunny nicht um Mutter gekümmert, und kaum gibt es was zu holen, ist sie da. Selbst jetzt noch blieb die Arbeit hauptsächlich an Berta kleben, ich selbst machte schon wenig, da ich nebenbei noch arbeiten muss.Und Sunny? Die machte gar nichts - halt, stimmt nicht! Sie hatte bei Immoscout den Wert einer Immobilie in der Gegend von Mutters Wohnung grob auf 145.000 € ermittelt. Toll, wenn es ums Geld geht, ist sie da. Was mich aber hauptsächlich so in Raserei versetzte, waren diese blöden Sprüche in Richtung meiner Löwin bzw. Danny und Co. Eine Frechheit, da fühlte ich mich persönlich angegriffen. Und wer meine Frau beleidigt, braucht nicht mit meiner Rücksichtnahme zu rechnen.

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