Donnerstag, 6. April 2017

Udorallala: Top Songs 6/?

Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song!

The Stranglers – Nice `N` Sleazy
Der geilste Basslauf ever. Diesen Song hörte ich 1978 das erste Mal in der internationalen Hitparade mit Wolf-Dieter Stubbel auf NDR 2. Dort liegen auch schon mal Sham 69 oder die Buzzcocks. In den Endsiebzigern konnte man dort zumindest die Punksongs hören, die es in die Charts unter die Top Twenty geschafft hatten.
Bei dieser Gelegenheit lernte ich die Stranglers über „No more Heroes" aus der fantastischen gleichnamigen LP (ihrer zweiten) kennen. Und waren diese und das Debüt „Rattus Norvegicus" noch herausragend, so fiel der dritte Longplayer „Black and White" dagegen ab. Lediglich die erste (die weiße) Seite war gut; auf dieser befand sich mit „Nice 'n' Sleazy" auch der wohl beste Song der „Würger".
"An Angel came from Outside
had no Halo had no Father
with a Coat of many Colours
He spoke of Brothers many
Wine and Women song a Plenty
He began to write a Chapter
in History
Nice 'n' Sleazy
Nice 'n' Sleazy does it"
Der düstere Gesang von Hugh Cornwell zusammen mit seiner schrapelnden Gitarre erzeugt eine monotone wie düstere Atmosphäre zu diesem genialen Basslauf, der die ganze Zeit im Vordergrund steht. Die ganze Zeit? Nein, natürlich nicht. Im Solo entlockt Dave Greenfield seinem Keyboard einige unmotiviert, auf jeden Fall dissonant klingende Töne. Die Drums von Jet Black sind hier - wie sonst bei den Stranglers üblich - eher dezent zu nennen.
Die Single erschien am 26. April 1978 und kletterte in den englischen Charts bis auf Platz 18. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war „Night Fever“ von den Bee Gees auf Platz 1 in England. „If you can't give me Love" von Suzi Quatro war auf 4 und „Follow you Follow me" von Genesis auf 7.
Dieser Basslauf hatte mich damals gepackt, ich kenne keinen schöneren als den von Jean-Jaques Burnel, dem Halbfranzosen. Die Truppe hatte sich bereits 1974 gegründet, nach anfänglichen Versuchen mit Pubrock steigerten sie nach und nach das Tempo ihrer Songs. Dank ihrer Freundschaften zu den Pistols, Joe Strummer oder Chrissie Hynde wurden sie Teil der Punkbewegung. Zusammen mit den Jam und den Buzzcocks würde ich die „Würger" als zweite Generation des Punk bezeichnen, da alle drei Gruppen mit dem jeweils eigenen Sound weit über das 1-2-3-4 der Anfangszeit des britischen Punk hinausgingen.
„Rattus Norvegicus" und „No more Heroes" gehören für mich heute noch zu den besten Scheiben aus der Zeit; sie liefen seinerzeit bei mir rauf und runter. Auch als die Stranglers in späteren Jahren etwas schräg würden, ja sogar poppig ab Mitte der 80er, hatte ich mir alle LP's gekauft. Unnötigerweise, möchte ich heute meinen. Die ersten Drei hätten vollkommen ausgereicht.
Ihren größten Erfolg hatten die Stranglers in späteren Jahren mit der Popschnulze „Golden Brown", die sogar meine Frau kennt und mag. Leider mag sie die frühen, so richtig guten Songs nicht. Liegt das etwas daran, das die Stranglers in ihren Anfangsjahren (zu Unrecht) als Frauenhasser galten?
Egal, Songs wie „Peaches", „Grip", „Hanging around" oder auch „Princess of the Streets“ von der ersten oder „no more Heroes", „School Mam", „Something better Change" und „Bitching" von der zweiten sind einfach nicht aus meinem Leben wegzudenken. In allen möglichen Lebenslagen hatte ich zu diesen Songs auf voller Lautstärke mitgewippt (weil nicht mehr ging), einerlei, ob ich gut oder mies drauf war.
Und über allen schwebt „Nice 'n' Sleazy".
„Does it, does it ev'ry time."

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