Montag, 10. April 2017

Udorallala: Stiff Little Fingers

Eigentlich gehört ein Bericht über Stiff Little Fingers in die Reihe meiner Top Songs, aber was soll ich machen? Für Top Song Nr. 7 ist es zu früh, da sind Buzzcocks, Jam und und und davor, aber gespielt hatten sie am 7. April in Hannover.
Dieses Konzert war ein Geburtstagsgeschenk von Pocke und Patti, wobei Patti nicht mitwollte. Dafür war Klausi mit dabei. Und Klausi ist ausgewiesener Experte, denn als Punkmusiker der ersten (Braunschweiger) Stunde kannte er schon damals alle Bands. Er konnte auf der Fahrt sogar davon berichten, das er alle Platten bzw. CDs von Stiff Little Fingers hat. Dies ist umso bemerkenswerter, da die Band seit bald 30 Jahren keinen Plattenvertrag mehr hat und ihre Scheiben selten, aber kontinuierlich in Eigenregie herausbringt.
Als Pocke und Klausi mich abholten, war ich aufs Konzert schlecht vorbereitet, denn ich hatte lediglich einen kleinen Imbiss zu mir genommen. Meine Löwin hatte ich zum Wochenende bei Weinlich zur Löwenbratwurst (enthält Wolters, lecker!) eingeladen. Eine Currywurstpfanne hatte ich dazu, wobei Pfanne…. eher Schälchen aus Pappe. Meine Löwin war noch so nett, mir hinterher zur Vorbereitung des Konzerts ein Schlemmerfilet mit Süßkartoffelpommes zu machen, doch ich zeigte mich mäkelig und nahm nur ein bis zwei Bissen.
Denn ich war heiß auf das Konzert! Für die Fahrt hatte ich einige Pülleken Wolters Prinzensud mit dabei, an denen wir uns abarbeiten konnten. In Linden angekommen – das Konzert fand im Faust statt - mussten wir feststellen, dass das Faust noch geschlossen war. Lediglich nebenan im Mephisto gab es Bier, so dass wir uns gezwungenermaßen dort versorgen konnten. Auf der Großbildleinwand lief Würzburg gegen Hannover (0:0), die Stimmung war entsprechend gedrückt (hähä).
Einem auf dem Kopf rot-blau gestachelten englischen Punk, der die Fingers tourmäßig regelmäßig folgt, schenkten wir noch ein paar Euro für Bier. Kurz danach kamen wir endlich ins Faust, wo es Gilde aus dem Plastiknapf gab. Schmeckte zwar schlecht, half uns aber, die Vorgruppe zu überstehen. Die Porcupines aus Braunschweig – spätestens jetzt weiß ich, warum ich sogar Andreas Gabalier dem Grunge Metal vorziehe.
Endlich betraten die Fingers die Bühne; und schon nach wenigen Sekunden des ersten Songs war ich erstaunt: Jake Burns krächzte beim Singen gar nicht mehr, seine Stimme war glockenhell wie bei einem irischen Folksänger. Deshalb fiel mir an diesem Abend zum allerersten Mal auf, dass die Songstrukturen ihrer Lieder nicht allzu weit vom Irish Folk entfernt sind, wenn man mal vom Tempo und den kräftigen Gitarren absieht.
Der Bauchumfang von Jake Burns (schönes Hemd, will ich auch haben) schlägt Pockes und meinen um Längen, die Schmalztolle ließ mich dagegen eher nicht an eine der Punkbands aus den 70ern denken. Jake Burns erklärte seinen Fettwanst im Laufe des Konzertes sehr gut, denn er litt wohl früher unter Depressionen, die er aber mittlerweile überwunden hat.
Überhaupt erzählte er zwischen den Songs interessante Anekdoten; so soff er früher wohl mit Phil Lynott als auch mit Joe Strummer, die ihn musikalisch wohl am meisten beeinflusst hatten. Beide sind bekanntlich leider tot, doch in Gedenken an Strummer hat Burns sogar einen Song geschrieben und an diesem Abend auch gespielt. „Strummerville“ war allerdings der einzig wirklich schlechte Song des Abends.
Ansonsten spielten sie all die Hits, die nie welche geworden sind, weil den Hörern die kratzige und aggressive Stimme von Burns zu strange war. „Suspect Device“, „Alternative Ulster“, „Straw Dogs“, „Nobody`s Hero“, „Gotta Getaway“, „Tin Soldier“ und natürlich ihre rohe Fassung von Marley`s „Johnny was“ waren zu hören. Einzig das Specials-Cover „It doesn`t make it alright“ hatten wir vermisst.
Letztes Urmitglied neben Burns ist übrigens der Bassist Ali McMordie, der die erfolgreichsten Zeiten der Band bis zur zwischenzeitlichen Auflösung 1983 mitmachte und 2008 erneut eingestiegen war. Knackig im Sound, gab er sich sportlich und sprang das Konzert über auf der Bühne herum, das man meinen könnte, da würde ein 18jähriger über die Bühne toben. Der zweite Gitarrist Ian McCallum dagegen war wohl eher total zugekifft, der kriegte die Klüsen gar nicht mehr auf. Der Schlagzeuger Steve Grantley ist auch nicht mehr der Jüngste, überzeugte aber mit seinem kraftvollen Gedresche.
Kurz vor Ende des Konzerts trank ich mit dem Stachelkopf noch einen Gin, danach erfreuten wir uns alle an der erwarteten Zugabe. Schön fand ich, dass wir auf dem Konzert noch Wolfgang, Bela und Hubert getroffen hatten. Die Mannschaft war mit dem Zug angereist und schaffte den letzten Zug gerade so.
Ein herausragendes Konzert hatten wir gesehen. Uns klingelten hinterher zwar die Ohren, weil die Band die Anlage mehr und mehr aufgedreht hatte. Aber das war es uns wert. Prägnant war, und da waren wir uns einig, der verbesserte Gesang von Jake Burns. Obwohl… eigentlich war das Gekrächze ja das Markenzeichen der Band. Doch trotzdem: Trotz des hohen Alters überzeugte die Band mit einem frischen und temporeichen Sound. Das diese Kerle schon 40 Jahre auf der Bühne stehen… meine Hochachtung.

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