Dienstag, 28. Februar 2017

Hartmudo: Kurzurlaub

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So blieb uns nichts anderes übrig, als uns auf der Seebrücke den frischen Wind um die Nase wehen zu lassen. Ich liebe ja die Seebrücke von Heiligenhafen, und auch dieses Mal ging ich auf den Holzbohlen bis zur Spitze der Brücke nach 440 Metern. Tapfer hielt Uli mit, das ließ er sich nicht nehmen. Die raue Seeluft hellte unser beider Stimmung doch merklich auf. Bei mir äußerte sich dies im Kauf eines Sixpacks Jever beim anschließenden Einkauf bei Sky, dem örtlichen Supermarkt in der Stadtmitte.
Wir brauchten ja noch Lebensmittel für die Tage, Wasser und etwas Belag für das morgendliche Frühstück. Nach kurzer Zeit war auch diese Formalität erledigt und wir, respektive ich, schleppten den Einkauf in die Wohnung hinauf. Für Uli war nun Siesta angesagt. Da er durch die Erkältung etwas ermattet war, legte er sich für ein Nickerchen hin. Meinereiner nicht, denn ich war dank meiner zweiten Schlafphase am frühen Morgen gut wach.
Anstatt in der Wohnung abzuhängen, während Uli an der Matratze horchte, nutzte ich die Zeit, um mich in dem Städtchen mal etwas umzusehen. Auf alle Fälle brauchte ich eine neue Winterjacke, weil die petrolfarbene Jacke meines Herrenausstatters Bonprix nach langer Benutzung jetzt doch etwas zerschlissen war, an einer Tasche befand sich auch schon ein Loch. Vielleicht würde ich auch noch ein nettes Mitbringsel für meine Löwin erhaschen können.
Beim Weggehen versprach ich Uli, nach 2 Stunden zurückzukommen, damit wir dann zum Möwenschiet wackeln konnten. Ersatzweise wollte ich schon vorher dorthin, um spaßeshalber an dieser Story zu schreiben und einen Kakao (russisch, irisch, egal) zu trinken. Meine erste Anlaufstation war das Kaufhaus Stolz am Marktplatz.
meine neue Jacke

Um diese Jahreszeit ist es verständlicherweise in Heiligenhafen schwierig, einen anderen Klamottenladen als Stolz zu finden, der nicht in die Winterpause gegangen ist. Die Anzahl an Touristen ist im Februar überschaubar, die Umsätze waren in Spezialläden wie dem Jeronimo verschwindend gering, das würde noch nicht einmal die Stromkosten decken. Dazu lockten mich bei Stolz diese wunderschönen roten Tafeln mit dem Wort „Sale".
Sie hatten dort wirklich viele Jacken da, sogar schon ab 30 Tacken, auch in meiner Größe. Doch so den richtigen Burner hatte ich nicht entdecken können, also ging ich gleich zu Rohde und einem anderen größeren Laden, dessen Name mit „O" anfing und der natürlich wegen der Winterpause geschlossen hatte. Rohde überzeugte mich nicht. Zu teuer, zu viel Markenware. Zurück bei Stolz sprach ich eine Verkäuferin an, die mich beraten sollte.
Das tat sie auch hervorragend, aber bis auf eine Jacke fand ich das Angebot nicht wirklich zwingend, da könnte ich auch weiterhin wie ein Hartzer (gemein, ist aber leider ne Geldfrage. Hab ich keins, bleibt Bonprix - besser als Kik) mein Glück bei Bonprix versuchen. Diese helle Jacke war sogar um 50% heruntergesetzt; bei einem Ausgangspreis von 349,-€...
...„passt das preislich nicht in mein Budget", wie ich der Verkäuferin leider mitteilen musste. So kamen wir nicht ins Geschäft. Und da ich auch für meine Löwin nichts Schönes entdecken konnte, musste ich den Laden unverrichteter Dinge wieder verlassen. Auf zum Möwenschiet! Sprach Uli, nicht davon, das Pieter um 12.00 Uhr aufmacht?
Nach einem kurzem Fußmarsch durch die Straßen von Heiligenhafen stand ich vor dem Möwenschiet - Öffnungszeit 14.00 Uhr las ich schon von weitem. Damit hatte ich noch fast ne Stunde Zeit, bis ich eine heiße Schokolade mit Rum zu mir nehmen konnte. Auf der anderen Seite des Hafenbecken, einen Steinwurf entfernt, entdeckte ich zu meiner Überraschung noch zwei Klamottenläden. Wobei das Baltic eher ein Ausstatter für Hochseeangler war, Klamotten sind dort eher Nebensache.
Doch daneben war noch ein interessanter Laden geöffnet, den Namen habe ich leider vergessen. Die nette Verkäuferin zeigte mir als allererstes eine schwarze Jacke, nachdem ich ihr mein Ansinnen schilderte. Diese Jacke passte gleich wie angegossen, war unten auch etwas länger und mit 80,-€ im Sale dazu noch günstig. Hinzu kamen 4 Außentaschen, eine mit künstlichem Fell ausgestattete Kapuze und das Ganze nicht allzu wuchtig, also keine Pumperjacke. Ein Pflichtkauf, ich war sofort begeistert, bin es bis heute. Die Verkäuferin war darüber hinaus so freundlich, meine alte Jacke zu entsorgen. Genau so sollte es laufen, jetzt war ich zufrieden.
aah, die Fischhalle...

Der nächste Bäcker war nach dem Jackenkauf meiner... und das Tablet raus. Viel schrieb ich nicht, da ich noch mit meiner Löwin telefonierte, der es leider nicht so gut ging. Da bedauerte ich es schon etwas, das ich nicht bei ihr sein konnte. Mittwoch Abend würde ich sie heftig drücken. Am Donnerstag mussten wir ja beide bei unseren Jobs erscheinen, meine Löwin dann nach eineinhalb Wochen Krankschreibung.
Kurz nach 14.00 Uhr stand ich vor dem Möwenschiet. Endlich las ich das Schild mit der Öffnungszeit genauer durch. 14.30 Uhr, hallo? Ich Idiot, kann nicht einmal richtig gucken, habe vorhin nur flüchtig hingeschaut. Noch mal eine halbe Stunde, wo sollte ich jetzt noch hin? Denn Heiligenhafen ist nun wirklich überschaubar. Die Fischhalle! Jetzt ein Fischbrötchen und ein Flensburger dazu, scheiß auf den Kakao! Gesagt, getan.
Die Fischhalle ist ja eigentlich nicht der Bringer, da es lediglich eine Atmosphäre nahe einer Bahnhofshalle bietet. Ich packte meine Tasche schon mal an einen Tisch bei dem Tresen. Die paar Fischbrötchen, die in der Auslage waren, sahen nicht wirklich Klasse aus. Also bestellte ich einen Bremer. „Warm oder Kalt?" fragte die Verkäuferin.
Ich entschied mich selbstverständlich für kalt und orderte noch ein kleines Flensburger. „Das müssen Sie bei meiner Kollegin (2 Meter weiter rechts am Tresen!) bestellen. Aber die Kollegin macht grad Pause. Na gut, ich mach Ihnen eins." Die Verkäuferin machte einen wirklich gelangweilten Eindruck. Einen ganzen Abend würde ich nicht in diesem Schuppen verbringen wollen, ein bisschen Gemütlichkeit erwarte ich nun mal von einer Fischhalle. Da bin ich aus Flensburg ein gänzlich anderes Niveau gewohnt.
Das Brötchen mit dem Bremer war darüberhinaus kein kulinarisches Highlight, das Ding lag knapp über dem Nordsee Level. Und zu dem Preis hätte ich aktuell zwei McFish beim Amerikaner bekommen. Allein das ist schon ein Armutszeugnis für eine Fischhalle. Das Flensburger fühlte sich im Magen auch nicht gut an. Durchgezapft, zu viel Kohlensäure halt. Doch das erste Bier des Tages brennt bekanntlich häufig genug, auf alle Fälle nach einem Abend wie dem Gestrigen.

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