Montag, 13. Februar 2017

Hardrock Gunter 4/x

Bama hatte als kleines Plattenlabel ein Major Problem, konnte aber trotz des finanziellen Desasters mit „Birmingham Bounce“ weitermachen. Manny Pearson blieb im Geschäft. Und er hatte seine Lektion aus dem Desaster mit den eingestampften Pressungen von „Birmingham Bounce“ gelernt. Als eine andere Aufnahme von Bama, „Blue Ribbon Boogie“ von Chuck Murphy, begann durchzustarten, reichte er die Master an Decca`s Unterlabel Coral weiter.
Hardrock Gunter veröffentlichte noch zwei weitere Singles auf Bama. „Gonna dance all night“ im Sommer 1950 und „Dad gave my Hog away“ sechs Monate später im Frühling 1951. Für viele Leute ist hierbei die Einführung des Ausdrucks „Rock `n`Roll“ in „Gonna dance all night“ eine Erwähnung wert, weil sie diese Worte erst vier Jahre später in Zusammenhang mit Country oder Pop hören sollten.
Schließlich kommt es nicht von ungefähr, das Jim Dawson und Steve Propes in ihrem wichtigen Buch „What was the first Rock `n`Roll Record?“ Hardrock Gunter`s „Birmingham Bounce“ als einen der ersten Rock `n`Roll Songs bezeichneten, noch vor Elvis, Jackie Brenston, Bill Haley oder Joe Turner, die mit vielen anderen Musikern eher verdächtigt wurden, die Ankunft des Rock `n`Roll eingeläutet zu haben.
Das alles bedeutet zugegbenermaßen nicht viel und Hardrock Gunter konnte sich dafür auch nichts kaufen, als Bama kurz darauf seine Arbeit einstellte und die unveröffentlichten Aufnahmen zu Jim Bulleit und seinem Bullet Label aus Nashville abgegeben wurde, der dort noch zwei unbeachtliche Singles herausbrachte.
Es war die Stärke von „Birmingham Bounce“, die das Interesse des A & R Direktors von Decca für diesen Song und auch den Interpreten weckte. Dies brachte Hardrock Gunter einen Plattenvertrag bei Decca ein; er nahm im Januar 1951 die ersten Songs für Decca anlässlich einer Session in Nashville auf. Da seine Popularität einen trotz geringer Plattenverkäufe unerwarteten Höhepunkt erreicht hatte, schien der Erfolg vorprogrammiert zu sein.
Doch leider holte ihn mal wieder ein unerwartetes Event ein. Ausgerechnet am ersten Tag seiner Session für Decca ereilte Hardrock Gunter der Ruf von Uncle Sam. Für den eskalierenden Krieg in Korea wurde der Reservist Gunter wieder benötigt und einberufen. Für nahezu zwei Jahre war Hardrock Gunter dadurch im aktiven Dienst im Koreakrieg gebunden.
Das war ein herber Schlag sowohl für Hardrock Gunter als auch für Decca. Denn selbst wenn er auf Urlaub für Decca Songs einspielen konnte, so stand er eben für Live Auftritte zur Promotion seiner Platten nicht zur Verfügung. Das Resultat war dementsprechend; Die Verkäufe seiner Veröffentlichungen für Decca verliefen relativ enttäuschend.
Kurz vor seiner Entlassung aus dem aktiven Militärdienst im Dezember 1952 besuchte Hardrock Gunter seinen alten Freund Nat Tannen, Inhaber von Tannen Music in New York. Nat empfahl Hardrock einen möglichen Job als DJ bei der Radio Station WWVA in Wheeling, einer Stadt in West Virginia. Auf WWVA lief die renommierte „World`s Original Jamboree Show“. Diese Live ausgestrahlte Country Show gehörte zu der Zeit zu den sechs bekanntesten Shows ihrer Art in den USA. Von Sendungen wie „Louisiana Hayride“, „the Big D Jamboree“ und natürlich der „Grand Ole Opry“ hatte ich schon gehört.
Hardrock bekundete zwar sein Interesse an dem Job, zögerte aber mit einer Zusage, weil er insgeheim auf einen Job bei einem der Rivalen dieser Show hoffte.Trotzdem stimmte er einem Treffen mit dem Programmdirektor von WWVA zu, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Am Tag danach kämpfte Hardrock mit einigen Zweifel bezüglich WWVA und dem Jamboree und fuhr einfach los. Auf dem Pennsylvania Turnpike, einer mautpflichtigen Autobahn, löste er sein Dilemma, zu welcher Show er gehen wollte, und traf eine Entscheidung zugunsten von WWVA.
Da die anderen Orte der Country Shows wie Nashville oder auch Chikago zu weit von New York entfernt waren, entschied sich Hardrock dann doch für Wheeling und WWVA, denn Wheeling war zur 200 Meilen weg von New York. Noch am gleichen Tag fuhr er nach Wheeling, wo er auf Paul Myers traf, mit dem er ein Vorsprechen für den nächsten Tag vereinbarte. Hardrock überstand das Vorsprechen und bekam einen Job, allerdings nicht als Musiker, sondern als Conferencier und Producer des Jamboree. Dazu kam noch ein Job als DJ bei WWVA.
Als Decca Hardrock davon unterrichtete, dass sie den Plattenvertrag mit ihm nicht erneuern würden, sprang MGM ein und gaben Hardrock einen Vertrag. Für MGM nahm Hardrock allerdings lediglich eine Session in Nashville auf. So blieb die Episode bei diesem Label sehr kurz und Hardrock verließ MGM nach kurzer Zeit, was natürlich auch damiz zusammenhing, dass MGM eine Vertragsverlängerung mit Hardrock Gunter ablehnte.

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