Montag, 20. Februar 2017

Hartmudo: Kurzurlaub

1 Falls es Jemanden interessiert (wehe, wenn nicht): Meiner Löwin ging es nach ihrer OP von Tag zu Tag erheblich besser. Und dass sie zur Regeneration eineinhalb Wochen nicht arbeiten brauchte, half ihr dabei. Allgemein nennt man das Krankschreibung. Das brauchte sie auch, nach all dem Stress in den letzten Wochen und Monaten.
Sicherlich war mein Stress nicht so heftig wie ihrer, aber als Uli mich kurz nach dem Jahreswechsel fragte, ob ich nicht Lust hätte, ihn Mitte Februar nach Heiligenhafen zu begleiten, sagte ich spontan zu. Mein letzter Urlaub im Oktober war von Mutter's Tod überschattet und anschließend ging die Schlammschlacht unter uns Geschwistern wegen des Erbes los.
Meine Löwin litt genauso darunter wie meinereiner, aber zusätzlich musste sie noch einen ewig nörgelnden Ehemann ertragen. Jawohl, für Hartmudo war es Zeit für eine Auszeit. Umso überraschter, aber auch erfreut, war ich, als meine Löwin für ein paar Tage auch noch mitkommen wollte.
Doch daraus wurde leider nichts. Letztlich verhinderten andere Verpflichtungen wie Angelverein und der mit einer Reise verbundene Stress ihre Teilnahme. Oder war sie am Ende froh, ihren „Grantler" ein paar Tage lang los zu sein? Egal, dank ihrer Krankschreibung konnte meine Löwin eh nicht mit. Uli's Freundin dagegen freute sich auf eine knappe Woche ohne Uli, wie er mir glaubhaft versicherte. „Die Katze" und er arbeiten schließlich auch tagtäglich zusammen in ihrem Laden, da tut eine Pause sicherlich gut.
Ich für mein Teil würde schon am Mittwoch mit dem Zug wieder zurückfahren. Das sind dann zwar nur 3 Nächte, aber auf der Arbeit sind wir zur Zeit unterbesetzt und eine ganze Woche wäre mir etwas zu lang, da zuhause auch noch ne Menge Arbeit auf mich wartet. Die leidige Angelegenheit um den Nachlass meiner Mutter, die Gräfin sowie die Fernsehzukunft meiner Löwin und mir erfordern meine Aufmerksamkeit.
Am 12. Februar gegen 11.00 Uhr war es dann soweit. Uli holte mich mit seinem Wagen ab und wir fuhren los geht Norden. Sonntags sind die Autobahnen ja frei, und auch wenn die Sonne nicht vom Himmel brannte, so regnete es wenigstens nicht. Nasse oder vereiste Fahrbahnen wären selbst für einen Volvo problematisch, da rutscht man schnell man in den Graben.
verdeckter Blick auf den Hafen

Diese Befürchtung teilte ich selbst natürlich nicht, hatte ich Ulli doch vor fast 30 Jahren beim Taxifahren kennengelernt und somit Vertrauen in seine Fahrkünste. Der Kutscher kennt den Weg. Dies war unser erster gemeinsamer Urlaub seit Ende der 80er Jahre des letzten Jahrtausends, jedenfalls ohne unsere Frauen. Und selbst „komplett" waren wir in den letzten Jahren lediglich zweimal zusammen weggefahren. Auch nach Heiligenhafen übrigens.
Glücklicherweise brauchten wir keinen Stau zu befürchten, da Sonntags Busse rar und Laster gar nicht unterwegs waren. Deshalb waren wir zügig unterwegs und bereits gegen halb Drei in Heiligenhafen angekommen. Schnell holten wir die Schlüssel für unsere Ferienwohnung von der Vermietungsagentur ab und stellten unsere Taschen in die Wohnung. Die von Uli mitgebrachten Lebensmittel wanderten in den Kühlschrank.
Die Wohnung befand sich zwar im zweiten Stock, was uns beiden alten Säcken beim Herauftragen unserer Plünnen die Schweißtropfen auf die Stirn trieb, war aber dafür richtig Klasse. Uli würde im Schlafzimmer gegenüber dem Badezimmer nächtigen bzw. den einen oder anderen Klafter abarbeiten. Mein Schlafzimmer befand sich eine steile Treppe höher unter dem Dach.
Am Rande des riesigen Wohnbereichs ging die Treppe nach oben, wo ich auf einem schmalen Bett unter einer Schräge mein Nachtquartier ungestört aufschlagen konnte. Dieser Raum war zwar etwas spartanischer eingerichtet, aber von Uli's nächtlicher Arbeit im Sägewerk würde ich nichts mitbekommen. Ich selbst bin ja seit Benutzung einer Schlafmaske als Leisereiter unterwegs; bei Reisen hat meine Löwin immer Angst, das ich schon verschieden sein könnte, weil sie nachts keinen Ton mehr von mir hört. Ein Luxusproblem, was hatte sie sich in all den Jahren immer (zurecht) aufgeregt.
Alles verstaut, der Urlaub konnte endlich beginnen. Das Wetter war annehmbar, soll heißen: Es regnete nicht. Die feuchte Kälte kroch allerdings dennoch bis unter unsere Jacken. Aber wir wollen hier nicht jammern, sind halt an der Küste und nicht in der Sahelzone. Uli brauchte für den ca. 15minütigen Gang bis zum Hafen noch eine kleine Verschnaufpause, denn die Arthrose in den Knien ist leider sehr schmerzhaft.
Wir hatten selbstverständlich ein Ziel. Wir latschten ja nicht blind zum Hafen, um dort eventuell ankommende Fischerboote zu bestaunen. Selbst ich war schon häufig genug in Heiligenhafen gewesen, um zu wissen, das man im Möwenschiet schon am Nachmittag ein vernünftiges Bier bekommen kann. Niemand weiß das natürlich besser als Uli, der in den letzten Jahrzehnten stets mehrmals im Jahr Heiligenhafen anläuft. Man kann mit Fug und Recht sagen, das Heiligenhafen Uli's zweite Heimat ist.
Und das Möwenschiet ist eindeutig Uli's Wohnzimmer. Dank vollverglaster Außenwände ist das mit hellen Möbeln ausstaffierte Lokal tagsüber stets sonnendurchflutet, auch wenn das Wetter an diesem Tag etwas trübe war. Durch den Neubau eines großen Hotels nebendran ist die Sicht nunmehr leider etwas eingeschränkt. Einzig die Sicht auf die andere Seite der Mole mit dem Fischerhaus und vor allem dem „Nordpol" gegenüber dem Möwenschiet ist geblieben. Schade, das man den Binnensee und die Straße zur Strandbrücke jetzt nicht mehr sehen kann.
meine Schlafstatt

Auf alle Fälle war Pieter, der Inhaber des Möwenschiet, richtiggehend erfreut, Uli wiederzusehen. Mich selbst kannte er natürlich nicht, aber da ich mit Uli da war, hatte ich wohl den richtigen Stallgeruch und wurde von Pieter heute als auch am nächsten Tag ebenso herzlich behandelt. Die Biere standen schnell vor unserer Nase und Pieter konnte einige Zeit zum Klönschnack mit uns erübrigen, da im Februar eh nicht so viel los ist. Und genau deshalb hat er seinen Laden im Winter auch nur Nachmittags bis 19.00 Uhr auf; Dienstag und Mittwoch macht er gar nicht auf zu dieser Jahreszeit, in der kaum Touristen da sind.
Uli erwartete im Möwenschiet außerdem noch die Ankunft zweier Freunde aus Heiligenhafen. Diese hatten wir auf dem Weg zum Lokal schon in einer anderen Kneipe sitzen sehen. Die bekennenden Pauli Fans sahen da gerade ihren Heimsieg gegen Dresden. Im Möwenschiet läuft kein Fußball, aber ich nehme es vorweg. Beide kamen nicht und zogen sich wohl noch die beiden Erstligabegegnungen vom Sonntag auf Sky rein. Schade, das wäre ein schönes Frotzeln zwischen uns nach der unnötigen Heimpleite von Eintracht gegen Pauli vom letzten Wochenende geworden.

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