Samstag, 25. Februar 2017

Hartmudo: Kurzurlaub

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So schnackten wir mit Pieter noch ein wenig zu dem einen oder anderen Bier. Hier erfuhr Uli die neuesten Stories aus Heiligenhafen, ehe wir uns kurz vor Ladenschluß verabschiedeten, weil wir noch was essen wollten. Kurz vor 19.00 Uhr, das passt.
Das Orfeo Greco ist ein griechisches Restaurant gleich neben der Achterstraße, in der sich unsere Ferienwohnung befand. Das Lokal hatte laut Uli nicht nur eine gute und preislich annehmbare Küche, sondern auch einen riesigen Raucherraum. Weiß der Geier, wie der Betreiber das genehmigt bekommen hat.
Ein weiterer Vorteil dieses Lokals ist, das der erste Ouzo vom Haus bereits vor dem Essen serviert wird. Den braucht man allerdings auch, denn einen Nachteil gibt es ja bekanntlich immer. Und dieser Nachteil heißt Krombacher. Selbst jetzt noch, wo ich dies schreibe, schüttelt es mich bei dem bloßen Gedanken an diese Plürre. Der Schaum fällt schnell zusammen und die geballte Ladung Kohlensäure lässt Deinen Magen schreien. Wenn man es wenigstens wegrülpsen könnte. Das man hiernach auch kein anderes Bier mehr trinken mag, kommt erschwerend hinzu.
Das Essen war dagegen zugegebenermaßen Klasse. Ich hatte einen Nudel-Hack Auflauf, mit Käse überbacken. Der bald Ziegelstein große Quader lag in einer Tonschüssel mit Tomatensoße, was die Mahlzeit nicht zu trocken geraten ließ. Das ich es nicht aufessen konnte, lag lediglich an meinem vollen Magen dank der Biere im Möwenschiet.
Anschließend, also nach dem letzten Ouzo, gingen wir in unser Appartement. Noch vor Betreten des Orfeo Greco hatte ich von einer nahen Tankstelle noch eine Dose Erdnüsse und zwei Tüten Harribo Konfekt gekauft. Da wir in der Wohnung kein Bier hatten, Uli dort auch keins trinken wollte und dies auch tatsächlich während aller drei Abende nicht tat, war dies für den weiteren Abend notwendig.
Blick ums Hafengelände

Wir schalteten die Glotze an; 20.15 Uhr am Sonntag, heute war der Polizeiruf 110 dran. Ich weiß leider nur noch, das er in Magdeburg spielte, weil ich bereits nach einer Viertelstunde immer wieder einschlief. Die letzten 5 Minuten, die ich im wachen Zustand verbrachte, trugen nicht mehr zum Verständnis des Films bei. Ein zwischendurch immer mal wieder seitlich zum Sessel geworfene Blick verriet mir, das auch Uli die Markisen vor seinen Augen heruntergelassen hatte. Wenigstens hatten wir beide noch vor dem Wegnicken jeweils eine Tüte Harribo weggenagelt.
Die Nüsschen saugte ich mir anschließend zur Nacht, in meinem Bettchen liegend, ein. Ein paar Seiten in einem neuen Roman schaffte ich noch, dann stöpselte ich die Schlafmaske ein und machte das Licht aus. Alles gut, sollte man meinen.
Leider war ich um halb Fünf schon glockenwach und konnte nicht mehr pennen. Aufgrund eines dringenden, größeren Bedürfnisses stolperte ich wie im Tran die schmale Treppe in Richtung Badezimmer herunter. Nachdem das geklärt war, musste ich voller Schrecken feststellen, das meine Nase dicht war. Damit war an ein schnelles Einschlafen nicht mehr zu denken, weil mit der Schlafmaske geht bei zugeschneutzter Nase gar nichts. Ich bereitete mich also auf eine lange Wachphase mit der Lektüre von Spiegel Online auf dem Tab vor. Steinmeier war am Vortag zum Bundespräsidenten gewählt worden. In diesem Staat kriegt doch tatsächlich jeder Apparatschik seine Schäfchen ins Trockene, unglaublich.
So irgendwann nach Sechs Uhr schlich ein schlaftrunkener Uli in Richtung Küche an mir vorbei. Nach dem Pinkeln noch einen Schluck Wasser, dann wieder hinlegen. Er konnte es gar nicht fassen, das ich schon wach war. Kurz erklärte ich ihm mein Dilemma und kopfschüttelnd schlich Uli dann in sein Zimmer, um weiterzuschlafen. Auch ich verspürte eine gewisse Müdigkeit und keine Lust, jetzt noch stundenlang hundemüde vor dem Tab zu sitzen und die Geschehnisse um Steinmeier zu verfolgen.
Um halb Sieben legte ich mich deshalb doch ab, die verquollene Nase verarztete ich mit dem Nasenspray, welches ich gottlob mitgenommen hatte. Und was soll ich Euch sagen; Als ich kurz nach 9.00 Uhr aufstand und mich in meine Klamotten zwängte, war Uli sogar schon wach, besser gesagt aufgestanden. Der Kaffee lief gerade durch und ich schlurfte aus der Wohnung, um Brötchen zu besorgen. Dies war halt mein Part, da Uli schlecht laufen kann.
Nach 2 Stockwerken im Haus und ca. 50 Meter Kopfsteinpflaster bergauf bog ich links um die Ecke. Jetzt waren es nur noch 200 Meter bis zum Insel Bäcker. Für jeden 3 Brötchen und ein süßes Teil, also Hörnchen oder Rosine. Dazu kaufte ich noch ein Glas Fehmarner Marmelade. Boysenbeere hieß die Sorte, zu sehen auf dem Etikett waren Brombeeren. Egal, wie Du die Beere nennst, die Marmelade war so richtig lecker, weil nicht so süß.
Ein bisserl Teewurst zog ich mir zum Frühstück außerdem noch rein, während Uli seine Brötchen vor dem Fernseher verspeiste. Da ich den Heilighafener Boten, die zweimal wöchentlich erscheinende Tageszeitung, vergessen hatte, zog Uli sich die Sportnachrichten via Teletext rein. Unser Frühstück zog sich bis Elfe hin, danach konnte der Tag beginnen.
Nicht nur meine Nase war verschnupft, auch Uli kämpfte seit der Nacht mit einer schweren Erkältung. Bedauerlicherweise hatte es ihn erheblich schlimmer als mich erwischt. Da bei ihm offenbar auch die Bronchien in Mitleidenschaft gezogen waren, überfielen den Ärmsten in der Nacht Panikattacken, weil er kaum Luft bekam. Wir tippten bei Uli auf eine stressbedingte Erkältung, weil er nach arbeitsreichen Wochen und Monaten nunmehr erstmals zur Ruhe kam. Da nimmt sich der Körper einfach eine Auszeit.
meine geliebte Seebrücke, Heiligenhafen

Aber deshalb in der Ferienwohnung herumzuhocken, kam für Uli selbstverständlich nicht in die Tüte. Ein bisschen von der frischen Seeluft würde ihm gut tun. Also setzten wir uns mit dem Auto in Richtung der Seebrücke in Bewegung. Dort angekommen, zeigte mir Uli die nagelneuen Heilighafener Bauten in seiner ganzen Pracht. Hatten sie doch tatsächlich die gesamte Fläche vor der Seebrücke mit Appartementhäusern zugepflastert!
Mit Glück und Geschick ergatterte Uli einen Parkplatz, von dem aus wir nicht allzu weit zur Seebrücke laufen mussten. Ich war erstaunt. Zwischen unbewohnt scheinenden Häuserblöcken mit bis zu 8 Stockwerken gingen wir auf der breiten Allee in Richtung Brücke. Alles wirkte menschenleer, die neu errichteten, schweineteuren Boutiquen im Erdgeschoss dieser Blöcke waren komplett geschlossen, auch die Grillbar am Ende dieser Allee nebst der gegenüber liegenden Kneipe im Holzhaus, das als Bretterbude titulierte Hotel für den Surfer mit dem großen Geldbeutel, waren dicht. Leider, denn einen Kaffee oder auch ein Bierchen hätten wir schon gut vertragen können.

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