Montag, 10. Oktober 2016

Hartmudo: MS Princess 3

Irgendwann führte er uns in eine große Kirche. Alle, bis auf einen, gingen rein. Ein kleiner Markt war vor der Kirche, ich fand fort aber nichts interessantes für meine Löwin. Das Warten auf die Gruppe geriet irgendwann zur Geduldsprobe. Nach einer halben Stunde, in der ich schon argwöhnte, das die Mannschaft durch einen Seitengang verschwunden sein könnte und mich allein in dieser mir unbekannten Stadt zurücklassen würde, ging ich zum Eingang der Kirche.
Jetzt hatte ich doch Angst vor dem Zorn meiner Löwin, denn ich hatte mich nicht abgemeldet und womöglich machte sie sich Sorgen oder schlimmer noch, verübelte mir meine Eigenmächtigkeit. Aber als ich den Türknauf schon fast in der Hand hatte, da kam mir meine Reisegruppe schon entgegen.
Wieder mal hatte ich mir vollkommen unnötig den Kopf zermartert. Und wie immer versuchte ich, mein schlechtes Gewissen durch eine Wohlgefälligkeit meiner Löwin gegenüber zu beruhigen. Bei Rossmann kaufte ich ihr eine kalte Coke Zero, die sie bei der Bullenhitze gut gebrauchen konnte. Noch eine Kirche (diesmal ging ich mit hinein), dann waren wir quasi durch und zurück am Schiff. Ein lächelnder Bud erwartete uns an der Reling.
Mary und Charles hatten bereits mehrfach ihr nicht funktionierendes Klo und den damit verbundenen "Wohlgeruch" moniert. Bislang waren ihre Bemühungen beim Bordpersonal nicht wirklich vom Erfolg gekrönt, deshalb versuchten sie es nunmehr bei Andrea, unserer immer hektisch telefonierenden Reiseleiterin. Diese Hektik sollte sich alsbald von selbst erklären.
Andrea wollte sich drum kümmern - nach dem nächsten Telefonat. Wir gingen derweil zum Mittagessen. Brötchen mit viel geräuchertem Fisch erwarteten uns, dazu gab es eine richtig leckere Gemüsesuppe. Das war ja meins. Lachs, Forelle, Makrele und Brot und Brötchen. Herz, was willst Du mehr?
Anleger in Brandenburg

Plötzlich ergriff der Kapitän das Wort. Unter Tränen eröffnete er uns den Abbruch der Reise, weil einer der Generatoren kaputt war und nur in einer Werft zu reparieren sei. Aus Sicherheitsgründen brach er die Fahrt ab. Die Engländer würden im örtlichen Maritim übernachten und am nächsten Tag nach Amsterdam reisen, während wir in eineinhalb Stunden mit einem Linienbus nach Braunschweig zurückkehren würden.
Mein erster Gedanke war: "Geil, dann kann ich ja noch Eintracht in Aue sehen." Und dann: "Juchhu, ich brauche mich für das Captain's Dinner nicht in das langärmelige Hemd zu quälen!" Doch mir taten auch gleich danach der Kapitän und seine Crew leid. Sein Schiff, seine Reparaturkosten inmitten der Hauptsaison. Seine Crew hatte keine Arbeit mehr und damit kein Geld für die Lieben daheim.
Noch vor dem Packen verabredete ich mich bei Charles zum Fußball gucken. Denn Charles hat Sky. Also Captain's Dinner mal anders. Das ist natürlich nichts für Berta und Bud, die stehen nicht auf Fußball. Aber meine Löwin und Mary waren mit dabei, obwohl sie beide etwas traurig ob der abgebrochenen Reise waren.
Der Linienbus war tatsächlich für den Linienverkehr ausgerüstet, also ohne Klima. Ich saß direkt am Fenster und blickte genau in die knallgelbe Sonne. So stelle ich mir ein Sonnenstudio vor, deshalb gehe ich dort nicht hin.
Laut Andrea sollten wir uns auf die Plätze setzen, auf die wir schon während der Hinfahrt saßen. Das Problem war nur, das der Linienbus eine andere Sitzanordnung hatte, z.B. Vierersitze. Hinzu kam, das unsere „alten“ Plätze bereits belegt waren. So kam es, das zwei total widerliche alte Schachteln etwas von Anwälten rumkeiften, weil Berta und Bud auf „ihren“ Plätzen direkt vorne beim Fahrer hockten – war eben nichts anderes mehr frei.
Hier hatte daraufhin Berta einen großen Auftritt. Sie räumte zwar das Feld, blaffte aber gekonnt zurück. Das ist meine Schwester! Buds Blick dazu hätte Atombomben zünden können, aber er blieb trotz des Ärgers entspannt. Gut so.
Beide nahmen hinten bei Mary und Charles Platz. Dort war das einzig offene Fenster im Bus, für unsere Mitstreiter eine Wohltat. So hatte die Vertreibung von den vorderen Plätzen für Berta und Bud doch noch etwas Gutes. Meine Löwin und ich dörrten derweil die zweieinhalb Stunden Fahrtzeit vor uns hin.
Zu Hause angekommen, fuhren meine Löwin und ich noch schnell Zu Charles rüber. Mary hatte noch Nüsschen und Chips, ich mein Wolters und die Eintracht fuhr den vierten Sieg im vierten Spiel der Saison in Aue ein. Das war ein versöhnlicher Abschluss unserer kurzen Flusskreuzfahrt.
Als Entschädigung gab es von unserem Veranstalter übrigens eine eintätige Kreuzfahrt von Magdeburg nach Braunschweig. Die findet Anfang Mai nächsten Jahres statt. Da bin ich gespannt. Denn trotz des Desasters am zweiten Tag fand ich unsere Reise von Berlin nach Braunschweig nett. Gerne wieder.

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