Donnerstag, 6. Oktober 2016

Hartmudo: MS Princess 2

Das gesamte Bordpersonal wurde den Passagieren vorgeführt. Ich würde außerdem sagen, dass ca. ein Drittel der Mitreisenden Engländer waren, der Rest war von Ulli Reisen aus Braunschweig und Umgebung. Das Schiff würde die Engländer nach Amsterdam bringen, wenn wir in Veltenhof ausgestiegen sein würden.
Meine Löwin und ich waren wohl die Jüngsten der Passagiere, insbesondere die Engländer wirkten nicht mehr frisch. Dies macht mir heuer keine Angst mehr, aber es gab noch ein Musikprogramm abends, das von einem Lothar an der Gitarre gestaltet wurde. Roger Whitacker at his best - zum Glück nur äußerst dezent. Charles und ich nahmen noch einen Humpen Veltins und beteiligten uns an den angeregten Gesprächen in unserer gemütlichen Ecke.
Das Idyll wurde lediglich durch die extrem stickige Luft getrübt. Die extrem starke Sonneneinstrahlung tat ein Übriges dazu, auf das wir innerlich schön durchgegart zum Abendessen gingen. Schweinebraten mit Gemüse und Kartoffeln war meine Wahl. Das Fleisch ließ ich liegen, weil es für meinen Geschmack etwas zu zäh geriet.
Meine Löwin war da schlauer. Sie outete sich als Veggie und erhielt statt des Fleisches ein herrlich anzusehendes Fischfilet (Dorsch?), was ich auch genommen hätte. Egal. Es gab ja Bier. Ich war mal wieder der Unzufriedenste am Tisch. Liegt wohl daran, dass ich doch noch etwas mäkelig bin. Ein Gourmet wird aus mir in den nächsten Jahren wohl auch nicht mehr, das Schiff hatte derweil schon lange abgelegt.
Nach dem Essen – Mary und Charles mussten übrigens an einem anderen Tisch sitzen, da sie die Reise nicht mit uns gebucht hatten und von unserer Reiseleiterin Andrea alles schon vorher ausbaldowert worden war - gingen wir in den Salon zurück. Obwohl es draußen noch hell war, ging nun das Abendprogramm (mit Lothar!) los.
Zu seinem Glück war er kaum zu hören. Wir Sechs von den Trantüten (jawohl, mein Herr!) hatten uns den schönen Tisch am Bug sichern können und packten die Karten aus. Solo wurde gespielt, viel gelacht dazu. Charles und ich zeichneten die nächsten Getränkezettel auf unsere Zimmer ab und Prost Veltins! Cocktails für die Damen und im Hintergrund: "Ein bisschen Paloma, ein bisschen Chi Chi".
Ausblick beim Aufstehen

Das Bier kühlte meinen verschwitzten Körper, draußen glitt das Ufer an uns vorbei. Das Boot schaukelte kaum und der Motor war nur selten zu vernehmen, wenn der Kapitän mal korrigieren musste. Wenn es nicht so heiß und die stickige Luft gewesen wäre, hätte ich dies weitaus länger als die 1 - 2 Stunden ausgehalten, die wir da unten saßen.
Mit beginnender Dunkelheit zog es uns aufs Sonnendeck, wo die Temperaturen mittlerweile wohl temperiert waren. Charles und ich waren dabei die letzten, weil wir unsere Röhren noch ausschlabbern mussten. Charles wurde hierbei beim Rausgehen noch von der tanzenden holländischen Reiseleiterin eingefangen. Er musste zu der nun lauteren Musik von Lothar mittanzen, löste sich aber schnell und elegant aus der Umklammerung der vier tanzenden Damen.
Ich hatte Glück, weil ich in weiser Voraussicht hinten herum die Tanzfläche umschiffen konnte. Oben an Deck ergatterten wir uns Stühle und platzierten diese an die Reling. Mehr oder weniger schweigend genossen wir die kühle Nachtluft und schauten über eine Stunde dem Treiben am Ufer zu. Wir waren zu dem Zeitpunkt in Potsdam vor Anker gegangen. Rechts über uns befand sich eine Eisenbahnbrücke, auf der Gleisbauarbeiten ausgeführt wurden. Faszinierend, wie spannend zu beobachten doch solch ein Ereignis sein kann.
Derart entschleunigt, gingen wir anschließend zu Bett. Meine Löwin legte sich schnell ab, während ich noch etwas lesen wollte. Ging nicht sehr lange, dann haute ich mich auch hin. Ich schlief wirklich sehr gut, obwohl ich in dieser Nacht öfter wach wurde als gewöhnlich. Aber die Klimaanlage brachte nur spärliche Linderung für meinen überhitzten Körper.
Das Schiff hatte nachts um 5.00 Uhr aus Potsdam abgelegt, um uns bis zum Frühstück nach Brandenburg zu bringen. Bis auf Bud, für den eineinhalb Stunden laufen eine Tortur darstellt, hatten wir alle den Stadtrundgang gebucht. Aber erst einmal fertig machen zum Frühstück ab halb Acht.
Meine Löwin und ich waren schon eine knappe halbe Stunde vorher im Salon. Ich schnappte mir den für Frühchen bereitgestellten Kaffee. Selbst um halb Acht waren wir noch die ersten von unserer Truppe im Speisesaal, also fingen wir schon einmal an. Eine Mischung aus Continental und American Breakfast, so muss ein Frühstück sein. Die Pancakes hob ich mir bis zum Schluss auf, die Sausages waren leider ziemlich ungleichmäßig gebratene Bratwürste, also ließ ich die liegen.
Auch unsere Mitstreiter schlugen sich wie wir die Bäuche voll, so dass ich Bud insgeheim beneidete, weil er an Bord bleiben durfte und nicht raus musste, um bei kräftiger Sonne den langen Marsch durch die Innenstadt von Brandenburg anzutreten.
Ich war so richtig voll gefüttert und schlich heftig transpirierend mit der Gruppe mit. Ich fühlte mich wie ein Teletubbie. Der Stadtführer, ein junger Typ mit offenbar kirchlichem Background, erklärte uns ausführlich die Geschichte seiner Heimatstadt, die mich bei angenehmeren Temperaturen sicherlich interessiert hätte. So aber blieb nichts haften.

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