Samstag, 26. Dezember 2015

Hartmudo Spezial: Die dicke Wade 3/17

Als ich da so niedergeschlagen vor der Notaufnahme im 2. Untergeschoss wartete, kamen mir wieder die Erinnerungen an die HEH vor 4 Jahren mit der Analfistel hoch. Mein Puls drehte höher als normal.
Schließlich kümmerte sich ein Arzt um dass Häufchen Elend vor ihrer Tür. Vorher fragte eine Schwester Daten ab. Welche Tabletten ich nehme, Vorerkrankungen, Verwandte etc. Krankenkasse, ganz wichtig! Mit zitternden Händen rief ich die Medikamentenliste von der App in meinem Smartphone ab.
Der Oberarzt aus der inneren Abteilung legte mich alsdann vor dass Ultraschallgerät. Ach halt, ganz vergessen: Ich durfte in diesen Raum - vielleicht 20 Meter weiter - nicht selber laufen, sondern wurde mit einem Rollstuhl hingefahren.
Denn noch immer stand die Diagnose einer Thrombose im Raum, da wollten sie nichts riskieren. Hatte ich vorher keine Schmerzen, wurden mir jetzt welche beigebracht. Denn der Arzt rammte den Sensor des Ultraschallgerätes vor allem um das Herz herum mit voller Kraft zwischen die Rippen.
Natürlich bearbeitete er auch die geschwollene Wade. Er murmelte was von Wassereinlagerungen und Einblutungen, einen Muskelfaserriss wollte er als Ursache nicht ausschließen, allerdings auch eine Thrombose nicht.
Er wirkte etwas ratlos und holte sich den Oberarzt der inneren Station zu Hilfe. Dieser tippte eher auf einen Muskelfaserriss mit Einblutungen, die die Wade verhärteten und eben auch schwellen ließen.
Da ich aber dank meines Orthopäden mit der Diagnose Thrombose eingeliefert worden war, verbuchte der Oberarzt der inneren den ersten Anspruch auf einen neuen Patienten in seiner, der inneren Station. Der Chirurg wäre der Mann bei einem "reinen" Muskelfaserriss gewesen.
Das Bein sollte erst einmal hochgelegt und gekühlt werden, dazu Penizillin drei mal täglich beigegeben werden. Mit den Worten "das wäre bei uns auch die Maßnahme und das Penizillin schadet ja nichts" verabschiedete sich der Chirurg. Er sollte aber vom Fortschritt informiert werden.
Ich wurde jetzt auf ein Krankenhausbett befohlen und musste meine Jacke und meine Fahrradtasche, die ich zur Arbeit immer nehme, darauf so hinfriemeln, das meine Beine auch noch drauf passten. Die zierliche Schwester astete mich mit Mühe und Not zum Fahrstuhl, da kam ich mir irgendwie feist vor.
Ziel dieser kurzen Reise war dann das Zimmer 414 im 4. Stock, innere Station. Ein Dreibettzimmer - auf die Chefarzt Behandlung hatte ich bereits im Vorfeld verzichtet - erwartete mich dort. Die Schwester schob mich zwischen Horst und Heinz, die relativ apathisch auf ihren Betten lagen.
Zur näheren Erklärung: Den Chefarzt habe ich schon in der HEH vor vier Jahren nicht vermisst. Der ist aus dem Tagesgeschäft raus und dürfte in der Regel handwerklich etwas eingerostet sein, so dass seine Fachkenntnis erst bei Problemfällen gefordert ist. Und wenn das nötig ist, hilft eh nur Dr. House oder aber der Chefarzt wird zur Absicherung hinzugezogen.
Kaum dass die Schwester mich in Position geschoben hatte, rief ich meine Löwin noch schnell an. Mittlerweile war es bereits 18.00 Uhr, um diese Zeit herum wollte sie auch im St. Vinzenz sein. Und... sie suchte bereits händeringend nach einem Parkplatz.
Ich wartete und machte mich zuerst mit Heinz und Horst bekannt. Und da kam meine Löwin auch schon. Sie hatte alles dabei, auch Badelatschen. Ganz wichtig war natürlich das Ladegerät für das mitgebrachte Tablet und mein Smartphone. WLAN gab es auch, das hatte ich bereits bei der Anmeldung gesehen.
Tasche in den Schrank stellen, Buch und MP3 Player nebst Ohrhörern aus der Fahrradtasche genommen.... Jetzt war ich eingerichtet. Alles in meinen Schrank, meine Krankenhaustasche packte ich gar nicht erst aus. War ja nicht so viel drin, da lohnt sich das Auspacken nicht.
Irgendwie mittendrin kam die Schwester, um einen Zugang zu legen. Mein Puls drehte sofort höher, das ist ja so gar nicht meins. Zu meiner Freude durfte meine Löwin mit im Raum bleiben, ihre Anwesenheit beruhigte mich sehr.
Schon seit dem "Urteilsspruch" des Orthopäden mit der Überweisung an fühlte ich mich wie in Trance, das setzte sich jetzt fort. Vor der Zimmertür saß ich noch mit meiner Löwin und versuchte ihr zuzuhören. Sie hatte auch einen schlechten Tag und musste sich nun um mich Sorgen machen. Mir fiel es schwer, mehr als einen Satz mitzukriegen.
Ein Anzeichen für meine Verwirrtheit zeigte sich darin, das ich dringend pinkeln musste, als wir da vor der Für saßen. Meiner Löwin sagte ich kurz Bescheid, stand auf und machte die Hose gedankenlos noch im Flur auf. Ein entsetzt gerufenes "Schatz, bitte!" rief mich in die Wirklichkeit zurück.

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