Sonntag, 7. Dezember 2014

Udorallala: Rokker

Durch Zufall stieß ich neulich im Netz auf dieses außergewöhnliche Juwel aus den 70ern. 1977Th Punk aus Austin, Texas sollte es sein. Bei so einer Ansage höre ich vorsichtshalber immer mal gerne rein und wurde nicht enttäuscht.
Wir haben es hier mit dem Sound zu tun, der in jener kurzen Zeitspanne fröhliche Urständ feierte. Eigentlich hatten solche Leute mit der klassischen Punkbewegung wenig zu tun, weil sie sich nur über die Musik definierten. Wir reden hier über gestandene Musiker, die seinerzeit keinen Bock mehr auf Bombastrock a la Pink Floyd oder Led Zeppelin hatten und mit Deep Purple oder Black Sabbath nicht ins Hardrockhorn stoßen wollten.
„Mit 18 zogen wir in Düsseldorf rum ...“ sang Marius seinerzeit. Und dieser Sound, diese Stimmung trifft auf Rokker haargenau zu. Höchstens noch die 101`ers, die Clash-Vorgänger, fallen mir noch als Vergleich ein.
Lupenreiner, „dreckiger“ Rock `n` Roll abseits des Glam Rock ist auf dieser Scheibe von Rokker zu hören. Gab es in jener kurzen Zeitspanne häufig, hatte aber nie eine Überlebenschance angesichts der erstarkenden Punk Bewegung und den ganzen, zugegebenermaßen heißen Bands aus dem Bereich „New Wave“. Die Vierercombo aus Austin schrammelte ihre 50er Rock `n` Roll Standards laut aus ihren Verstärkern heraus, wie so viele andere auch, die einfach „Bock auf Rock“ hatten in jener Ära. Sie etablierten sich in Austins florierender Punkscene, ohne selbst mit Punk etwas am Hut zu haben. Typisch zu jener Zeit!
Sie spielten sich in den örtlichen Clubs nicht immer in die Herzen des Publikums. Häufig mußten sie bereits nach dem ersten Set die Bühne verlassen. Dies mag ein Grund dafür sein, dass die einzige LP der Gruppe nicht in Austin aufgenommen wurde. Sie mußten nach San Antonio ausweichen.
was für Gestalten !

Die LP wurde dann stilgerecht in einem Take reingeschrammelt. „Fuck the Wankers“ schrie die Band noch ins Studio hinein, als sie die Aufnahme für gut befunden hatte und kippte sich anschließend einen hinter die Binde.
Nach Veröffentlichung der LP änderte die Band noch das Line-Up, aber das Ende war unausweichlich Anfang der 80er gekommen. Punk war mittlerweile in Austin abgesagt zugunsten Country und Blues Bands. Rokker hatte die kurze Zeitspanne Ende der 70er nicht nutzen können und spielte 1981 den letzten Gig.
Der Sound, der phasenweise wie eine Mischung aus Flamin` Groovies und Sex Pistols klingt, war leider nicht massentauglich. Was bleibt ist eine klasse LP einer unbekannten Band, deren einzelne Mitglieder im Haifischbecken des Rock `n` Roll Zirkus untergegangen sind. Will sagen: Karriere machte keiner der Musiker. Schade.

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