Mittwoch, 31. Dezember 2014

Contramann: Pegida 1/2

Die neuen Montagsdemonstrationen in Dresden, die Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes), liegen Contramann schwer im Magen. Denn Neonazis und deren „Demonstrationen“ kann ich überhaupt nicht leiden. Und um solche demokratiefeindlichen Aktionen handelt es sich hierbei zweifelsfrei, wenn ich nach den vorherrschenden Medien gehe. Selbst die TAZ oder auch die Nachdenkseiten sehen das so, letztere zugegebenermaßen mit der Einschränkung, dass sich hier, also bei Pegida, Frust und Ärger über die Politik und Medien im Allgemeinen Luft schafft.
Alles, was ich an laufenden Bildern und Reden im Netz oder auch TV sehen kann, also ohne Kommentare eines Reporters, lässt mich jedoch am Bild des klassischen Neonazis zweifeln. Da wird sogar ausdrücklich das Recht auf Asyl beschworen. Eine Ausländerfeindlichkeit will man tunlichst vermeiden. Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen ist auch in Ordnung; Nur sollen sie „hinterher“ auch wieder zurück.
Das ist ja auch irgendwie selbstverständlich, denke ich. Deutschland sollte sich seiner historischen Verantwortung bewusst sein und Flüchtlinge aufnehmen. Diese wiederum wollen dann hinterher wieder in ihr Heimatland zurück, um es dort wieder aufzubauen nach einem Bürgerkrieg. Auch wenn es 5 Jahre dauert, egal. So geschehen nach dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien.
Hartmudo hatte seinerzeit – Anfang/Mitte der 90er Jahre – als Sachbearbeiter im Sozialamt mit bosnischen Flüchtlingen zu tun. Diese wurden von Deutschland aufgenommen und sind hinterher, also Mitte/Ende der 90er, nach Bosnien-Herzegowina freudig zurückgekehrt, um dort ihre Heimat wieder aufzubauen. Sicher gab es da auch den Einen oder Anderen, der lieber in Deutschland blieb, aber das ist vernachlässigbar.
Weitaus die meisten wollten damals zurück. Und davon gehe ich jetzt bei den Syrern auch aus. Wie viele von den Pegida Demonstranten tatsächlich befürchten, dass „die alle hierbleiben“ und „dem Sozialstaat zur Last fallen“, lässt sich aufgrund von Mutmaßungen seitens der Medien wohl aber kaum bestimmen.
Trotzdem hauen die Medien stumpf drauf:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/anti-islam-demo-pegida-demonstranten-singen-stille-nacht-in-dresden-a-1010039.html
„Schwarz, Rot, Dumpf“ ist die Überschrift dieses Artikels. In Dresden waren es 17.500 Menschen, die wohl eine drohende Islamisierung Deutschlands befürchten und hier, auf einer ausländerfeindlichen Demo, auch noch Weihnachtslieder singen. Was sie eigentlich wollen, wissen die Medien auch nicht, da niemand von den Demonstranten mit den Medien reden will.
Das sollte den Medien eigentlich schon zu denken geben. „Lügenpresse, Lügenpresse“ skandieren sie. Das dies u.a. von der Berichterstattung der Medien über die Krise in der Ukraine herrührt, wird in den Leitmedien wie den großen TV Sendern oder auch Spiegel, FAZ oder Süddeutsche nicht oder auch kaum erwähnt. Lediglich Alternativmedien wie die Nachdenkseiten ziehen hier die richtigen Schlüsse, haben aber das Problem, dass an eine große Glocke zu hängen, da sie ansonsten Pegida vielleicht sogar gutheißen müssten.
Das wäre dann wirklich von den Leitmedien ein perfider Plan; So könnten in einem Abwasch noch Alternativmedien, die als einzige noch wirklich unabhängig und objektiv berichten, abgewatscht werden. In diese Falle tappen die Nachdenkseiten natürlich nicht. Dafür sind Müller, Lieb und Berger zu schlau.
An dieser Stelle, auch zum Jahresausklang 2014, möchte ich ein ganz dickes Dankeschön an die Macher der Nachdenkseiten und anderer, artverwandter Blogs wie „ad sinistram“ oder „Bild-Blog“, ja natürlich den „Spiegelfechter“ von Jens Berger auch, loswerden. Diese Blogs haben mittlerweile zu Recht eine zahlreiche Verbreitung gefunden und können deshalb nicht riskieren, in die rechte Ecke gestellt zu werden. Mein kleines, schmieriges Blog hat da nicht dieses Problem, obwohl mir jegliches rassistisch motiviertes Gedankengut fremd ist.
Contramann muss an dieser Stelle aber auch erwähnen, dass die Demonstranten der Pegida hier nicht wirklich unschuldig in die rechte Ecke gedrängt werden. Mögen für die meisten der „Wutbürger“ auch andere Themen wie einseitige Presse oder die eigene, als schlecht empfundene wirtschaftliche Situation im Vordergrund stehen, aber in Dresden geht es schon offen gegen einen befürchteten islamischen Terrorismus. Und da muss sich schon jeder einzelne Pegida Demonstrant fragen lassen, warum er sich vor den fremdenfeindlichen Karren spannen lässt, wenn es ihm doch nur um die Unzufriedenheit mit der Politik der letzten 25 Jahre geht.
Und ich glaube, das dies der hauptsächliche Beweggrund für gefühlte 99% der wöchentlich wachsenden Zahl an Demonstranten ist. Näher aufdröseln will ich das jetzt nicht; Der aufmerksame Leser meines Blogs oder eben der Alternativmedien kennt die Kritikpunkte an der vorherrschenden Politik besser als ein Salafist die Scharia.
Ein weiterer Vorwurf an die Demonstranten ist, das sie die Losung „wir sind das Volk“ benutzen. Vor ziemlich genau 25 Jahren skandierten dies bekanntlich die DDR Bürger bei ihren Demonstrationen. Berühmt wurde hier die andere sächsische Metropole, nämlich Leipzig. Damals ginge es ihnen um die Freiheit und damit würde der Begriff heuer missbraucht, da diese ausländerfeindliche Grundeinstellung der Pegida dem Freiheitsbegriff widerspricht.
Und hier irren sich alle wohlmeinenden „Gutmenschen“, wenn sie über diesen Missbrauch der Sprechchöre erzürnt sind. Das ausländerfeindliche Rhetorik den allgemeinen Freiheitsbegriff pervertiert, ist unbestritten. Aber um die „Freiheit“ im Sinne der Revolution von 1948, an den der verträumte Linksintellektuelle beim Einkauf im Bio Supermarkt denken mag, ging es 1989 eben nicht. Und wenn doch, dann haben die DDR-ler in den Jahren bitter erfahren müssen, das diese Freiheit im kapitalistischen System nur dann verwirklicht werden kann, wenn man Geld hat.
Denn ursprünglich wollten die Demonstranten von Leipzig ja hauptsächlich eine Reisefreiheit erreichen, d.h. auch mal in den Westen verreisen zu dürfen. Vom Umsturz des Regimes oder gar einen Anschluss an die BRD war während der Demos nie die Rede. Dieser Freiheitsbegriff und damit der Slogan „wir sind das Volk“ war ja eigentlich konsumorientiert und hatte nur am Rande wirklich etwas mit Politik zu tun.
Das derartige Konsumwünsche einen Systemwechsel erfordern würden, war den Demonstranten von Leipzig überhaupt nicht klar. Und als dieser für die Möglichkeit eines uneingeschränkten Konsums durch den Beitritt 1990 zur Bundesrepublik folgerichtig vollzogen wurde, da wachten die Menschen in der DDR so nach und nach auf.
So ein Urlaub kostet eine Menge Geld. Geld, dass viele eben nicht hatten. Weil sie auch ihre Arbeit irgendwann nicht mehr hatten. Ohne Moos nichts los, wie wir im „Westen“ immer sagten.

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