Samstag, 23. August 2014

Hartmudo Spezial: Walter 9/14

9
Als ich so bei Kaufland beim Kaffeetrinken Donnerstags Mittag saß und dann mit meiner Löwin telefonierte, da begann quasi das bittere Ende.
Meine Löwin wurde zwischenzeitlich (als ich mit Berta telefonierte) von Mutter angerufen. Mutter wollte die Adresse von der Frau aus Florida, Walters Schwägerin und Alleinerbin seines Nachlasses, haben.
Auf der Fahrt von der Anwältin nach Melverode sprach Mutter zum ersten mal positiv über diese Frau. Schilderte sie die Schwägerin vorher als geldgierig und rücksichtslos, die das Erbe nicht verdient hätte, so war die Schwägerin Walters aus Florida auf einmal doch nett. Irgendwie. Häh?
Meine Löwin und ich kamen schon beim telefonieren darin überein, die Adresse Mutter nicht zu geben.
Hintergrund: Ich hatte und habe ein Adreßbuch Walters mit allen möglichen Adressen und Telefonnummern. Schließlich mußte ich ja auch Versicherungen, Rentenkasse etc. sowie die im 2000er Testament genannten von Walters Tod unterrichten.
Seinen Freund hatte ich ja auch tatsächlich angerufen und der kam dann ja auch zur Beerdigung mit seiner Frau. Aber wir erinnern uns: Die Schwägerin aus Florida, die im 2000er Testament auch bedacht wurde, sollte ich laut Mutter nicht kontaktieren.
„Die kommt ja sowieso nicht.“ so Mutter – mehrmals – wörtlich. Sie wäre nur hinter dem Geld her usw.
Und auf einmal …. war sie doch ganz nett? Als sie dies am Mittag bei der Rückfahrt im Auto erzählte, war ich schon konsterniert. Das Mutter ihr darüber hinaus noch einen Brief schreiben wollte, irritierte mich jetzt völlig. Was hatte sie vor?
Jedenfalls saßen die Löwin und ich den ganzen Nachmittag (wir hatten unseren Jahresurlaub!) an dem Schreiben für die Alleinerbin aus Florida. Ich tippte vor, die Löwin korrigierte und kurz vor Acht war der Brief fertig. Zeit, Mutter anzurufen.
Bis 8.00 Uhr sollte ich ja anrufen. Ich bot Mutter gerne an, unseren Brief vorzulesen. Schließlich fanden wir es nur recht und billig, das sie Kenntnis vom Inhalt hat. Die Adresse wollte ich ihr allerdings nicht geben und sagte dies ihr auch.
Schließlich hatten wir Angst, dass Mutter einen „geharnischten“ Brief nach Florida schickt und ich deswegen in die Röhre schaue. Ich glaube, Mutter war gar nicht klar, um was es ging. Wahrscheinlich war es ihr aber egal.
Mutters Reaktion war für mich dann genauso verblüffend wie am Montag. Sie hyperventilierte förmlich und verlangte die Adresse der Frau aus Florida, sofort. Sie wollte der Frau einen „ganz lieben“ Brief schreiben. Der Inhalt ginge uns nichts an, der sei persönlich.
Sie weinte und schrie wie ein kleines Kind, aber ich blieb eisern. Es fiel mir schwer und tat mir weh. Ich wollte Mutter erst noch eine falsche Adresse nennen, weil mir die Qual meiner Mutter sehr an die Nieren ging.
Doch meine Löwin überzeugte mich vom Gegenteil und hatte damit auch recht. Mutter ist es schließlich gewohnt, ihren Willen mit allen Mitteln durchzusetzen. So hatte sie schon Räumung der Wohnung die Möbelpacker zusammengeschrien wie ein Feldwebel. Und als Walter und sie vor Jahren einmal bei einer Kreuzfahrt nicht die erhoffte Außenkabine bekommen hatten, da hatte sie sich vor die Rezeption auf den Fußboden gelegt und so lange ausgehalten, bis die Beiden die Außenkabine hatten.
Nein, jetzt war Schluß. 2 Monate lang hatte ich alles Mögliche getan, um Walters letzten Wunsch zu erfüllen. Zwischendurch jammerte Mutter immer rum, wenn ihr etwas nicht paßte.
„Wenn man jemanden braucht, hilft einem keiner.“ Das sagte sie in den letzten Wochen immer dann, wenn etwas nicht nach ihrer Facon lief. Ihre Bekannten und „die vom Friedhof“ hätten auch die Erfahrung gemacht, das die Kinder einen nicht unterstützen würden.
Insbesondere die Streiterei der letzten 2 Tage und vor allem Anderen ihr Schweigen bei der Rückfahrt vom Vormittag brachten das Faß zum Überlaufen. Mehrmals legte meine Löwin und ich auf, mehrmals rief sie wieder an.
Mutter beschimpfte mich als Natter. Ich wäre Schuld, wenn ihr was passieren würde. Ihr Herz! Und als Allerletztes dann noch der „Befehl“, unseren Brief ihr vorzulesen. Sofort ! Ansonsten wären wir geschiedene Leute. Das war dann der Punkt, an dem ich endgültig auflegte und nicht mehr ans Telefon ging.
Erst interessierte sie unser Brief nicht – den ich ja ursprünglich vorlesen wollte. Und dann aber doch – als Befehl! Geht gar nicht.
Mit meinen Schwestern Berta und Sunny sprach ich dann doch noch. Berta hatte logischerweise nen Anruf von Mutter erhalten. Mutter beklagte sich und Berta sollte dann auf mich einwirken …
Das machte Berta nicht und bot mir sogar sofort 1000,- € an, obwohl sie und Bud selber immer relativ klamm sind und das Geld eigentlich für ihr Hausdach brauchen. Ihr Angebot hat mich sehr berührt, ich mußte es aber ablehnen.
Sunny schließlich erzählte, das sie Walter schon immer für einen Nassauer gehalten hatte und ihn nur geduldet hätte, weil er der Freund unserer Mutter war. Das fand ich selbst jetzt noch als zu hart, aber gut.
Der Zuspruch meiner Schwestern bestärkte mich in der Ansicht, jetzt doch das Richtige getan zu haben. Und nein, im Schlußstatement kommt kein Rückzieher von mir!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen