Montag, 21. April 2014

Hartmudo: Endspurt

Freitag, 4. April. Als meine Löwin mir beim Fernsehen den Hörer reichte mit den Worten: „Tesla ist dran.“ Ja, da nahm ich den Hörer entgegen und sagte nur: „Ja, ich komme mit!“
Kein Hallo, kein wie geht’s. Nur „ich komme mit.“
Sonntag, 6. April, 15.30 Uhr war – was sonst - der Tag des Derbys gekommen. Tesla wollte natürlich das Spiel gegen Hannover (West Peine, 95+1, Hangover etc.) sehen. Berthold war auch dabei und im Biergarten beim Prinzenpark wollten wir uns treffen. Schließlich ist Eintracht noch nicht weg vom Fenster und außerdem Derby, das ist doch Pflicht.
Der Abend vor dem Derby
In den letzten Wochen habe ich wieder und wieder über Eintracht berichtet. Zuletzt ja eher euphorisch, aber zeitweise auch schon frustriert und voller Zweckoptimismus. Mit viel Aberglauben sind wir alle die Sache angegangen. Ich habe zeitweise auf die Live Infos verzichtet, Kroll glaubte an die okkulte Macht der Negerküsse und Pocke wie auch Urmel, der alte Hertha Frosch, nahmen Opferbiere zu sich. Und es war ja auch nicht ganz vergebens.
Denn vor dem Derby waren es lediglich 2 Punkte bis zu Rang 16, dem erklärten Saisonziel lt. Trainer. Und an Lieberknechts Wohnort war am Tag des Derbys Ostermarkt. Traditionellerweise arbeitet meine Löwin da inner Bude und ich besuche sie dort immer. Ende März hatte ich ja kurz über den Typen mit dem Fahrrad geschrieben, der zu jedem Auswärtsspiel fährt …
Ok, here we go. Sonntag früh, Tag des Derbys. Phil kam aus Hannover vorbei, um seine Steuererklärung zu machen und insbesondere, um das Spiel mit seinen Freunden im Block 7 zu verfolgen. Nein, er wohnt nur in Hannover! Gegen Mittag ging er zum Vorglühen in den Braunschweig Treff, während ich mich langsam auch fertigmachte.
Voller Vorfreude erreichte ich Groß Schwülper mit dem Rad und hatte grade noch Zeit für ein Fischbrötchen und ne Bratwurst, dann mußte ich auch schon los Richtung Prinzenpark. Eine Stunde vor Anpfiff muß man schon da sein, wenn man noch nen vernünftigen Platz haben möchte. Ich strampelte und strampelte in der Hoffnung, das es helfen möge. Denn Stuttgart und Hamburg hatten am Tag zuvor ihre Spiele gewonnen. Da war für Eintracht ein Sieg Pflicht. Bei einer Niederlage wäre es wohl vorbei.
gleich ist Anpfiff   DERBY!
Berthold erreichte mich telefonisch auf Höhe Hagenmarkt. Der Biergarten war zu, Charlys Tiger war jetzt angesagt. 6 Große habe ich eingeatmet, die ersten davon Krombacher, danach angeblich Wolters. Wers glaubt.. Aber den Unterschied schmeckte ich eh nicht mehr. Der Spielverlauf war aber auch begeisternd. Nach knapp über 20 Minuten stand es schon 2:0 und Hannover war alles andere als gefährlich.
Trotzdem zitterten wir aus leidvoller Erfahrung zu Anfang der zweiten Halbzeit, doch mit zunehmender Spieldauer stellte sich mehr und mehr ein unbändiger Optimismus ein. Als Kumbela kurz vor Schluß ausgewechselt wurde, stand die gesamte Kneipe auf, um Beifall zu klatschen. Dieses 3:0 entschuldigte für viele Schmähungen, die ich mir auf der Arbeit und anderswo anhören mußte.
Irgendwie schaffte ich es nach Hause, abends hatten wir noch gekegelt. Eintrachts Situation hatte sich nach diesem Spieltag nicht wirklich verbessert, aber der Optimismus war jetzt doch groß, den Klassenerhalt noch schaffen zu können.
Am folgenden Samstag, den 12. April, dann das Auswärtsspiel in Freiburg. Die waren auch nicht ohne Abstiegssorgen und vor der Saison zusammen mit Eintracht großer Abstiegsfavorit. Für Eintracht war es an der Zeit, die Abstiegsränge endlich mal zu verlassen. Auswärts muß auch einfach was passieren, wenn sie es noch reißen wollen.
Diesmal war das Studio Ost das Fernsehzimmer unserer Wahl. Berthold konnte leider nicht und auch meine Löwin mußte schweren Herzens absagen, weil sie mit Harald noch mit der Renovierung des kleinen Bades beschäftigt war. Pocke und Patti waren aber dabei und selbst Wolfgang, der alte Wandergesell, war endlich mit dabei. Gute Vorzeichen also, so daß ich voller Vorfreude Richtung Kastanienallee radelte.
Studio Ost nochn Bier
Die Sonne schien, auf dem Rudolfsplatz hatten sie endlich Fahrradampeln angebracht, so daß man jetzt in einem Rutsch über die Kreuzung kommt. Dieses Mal sollte Uli mein Glücksbringer sein.
Ich betrat den Laden von der Katze und Uli kurz nach 14.00 Uhr, einfach nur um Hallo zu sagen. „Willste nen Jägermeister?“ fragte Uli nur knapp und nahm mich mit nach hinten. Ein Schluck aus dem Schnapsglas – ein weiterer Glücksbringer. „Ich habe da heute kein gutes Gefühl.“ sinnierte Uli noch. Er sollte ja leider auch Recht behalten.
Auch diesmal war die Schlagzahl hoch, obwohl ich noch vom Vorabend ermattet war. Da hatte mich Hotte besucht und geholfen, das restliche Bier vom Geburtstag noch zu vernichten. Aber als wir da so saßen und dem Anpfiff entgegenfieberten, war das alles vergessen. Wenigstens nen Punkt, das mußte doch machbar sein.
Wenn ich hinterher Berichte über die 0:2 Niederlage in Freiburg gesehen oder gelesen habe, ist dort immer von einem uninspirierten, ja mutlosen Spiel der Eintracht zu hören. Freiburg hätte verdient gewonnen. Das ist Quatsch.
Das unglückliche, aber unnötige Eigentor von Vrancic erfolgte nach der allerallerersten Hereingabe der Freiburger und war normalerweise nicht mal gefährlich. Danach war Eintracht zwar ungefährlich, aber doch gleichwertig. Das Anfang der zweiten Halbzeit der Verlegenheitsschuß von Bicakcic abgefälscht wird, war wiederum Pech für die Eintracht, die in der zweiten Halbzeit nicht chancenlos war.
Biergartenstart Kennel Minigolfplatz
Verdient war der Sieg für Freiburg wohl doch, aber souverän, wie die Presse schrieb, war er nicht. Geschmeckt hatte das Bier trotzdem. Leider war ich hinterher dann doch so müde, das ich beim Doko zuhause mit Biggi und Britt am Tisch weggenickt bin. Da witzigerweise auch die Konkurrenz verlor, hatte sich die Lage für Eintracht nicht verändert.
Trotzdem war ich etwas enttäuscht und vor allem traurig, denn jetzt ging es Ostern gegen die Bayern. Da mußte also fast wieder ein Sieg her. Uli meinte zwar, das Eintracht die letzten 3 Spiele gewinnt (!) und damit durch wäre, dennoch möchte ich mich auf diese Weissagung nicht verlassen.
Es war jetzt am Osterwochenende wieder mal Livestream Abstinenz angezeigt, da meine Löwin und ich zu Ostern in Leipzig waren. Der Gutschein, den die Jungs mir zu meinem 50. geschenkt hatten, mußte so langsam mal weg.Karfreitag fuhren wir los und fuhren zuerst in die Sachsen Therme.
Dort bekamen wir einen kleinen Vorgeschmack auf die immer noch nicht fertige Wasserwelt auf dem Schützenplatz. Die üblichen Gimmicks eines Badelandes mit Massagedüsen, Außenbecken, Strömungskanal, Wellenbad, 2 Rutschen und auch ein 25 Meter Becken sind dort vorhanden. Acht Euro für Eineinhalb Stunden sind allerdings auch fett. Aber gut, wenn Du bedenkst, was ein Kinobesuch so kostet...
Parkplatzklo vor Leipzig
Erfrischt waren wir aber hinterher und das Bad ist toll. Genau wie unser Hotel, denn dort um die Ecke ist auch gleich die „Karli.“
Der Karl-Liebknecht-Straße sieht man die Irrungen und Wirrungen der Gründerzeit seit der „Eingemeindung“ in das westliche Wirtschaftssystem deutlich an. Die notdürftig sanierten Häuser sind teilweise schon wieder zusammengefallen und stehen mit eingeschlagenen Schaufenstern und Bretterverschlägen leer da, während sich überall herum Erstaunliches tut.
Phantasievoll tummelt sich hier eine Studenten- und Künstlerszenerie, wie es sie vor 20 Jahren höchstens am Prenzlberg oder in den Nachwehen der Hafenstraße gab. Wir aßen in den 2 Tagen beim Mexikaner, genossen die Cajun-Küche und konnten uns auch in den anderen Bars davon überzeugen, dass ideenreich nicht mit teuer gleichzusetzen sein muß.
Zumindest in Leipzig nicht. Eine wunderhübsche Stadt, in der meine Löwin und ich gerne wieder fahren. Ich selbst könnter mir hier sogar ne BiRe vorstellen. Das RB Leipzig jetzt wohl tatsächlich in die zwote Liga aufsteigt, ist zwar ärgerlich. Aber andererseits sehe ich nur mit ner zusammengekauften Truppe die Möglichkeit, langfristig einen Erstligisten im Ostzen zu etablieren. Wenn dafür Hoffenheim und Wolfsburg runtergehn, dann kann ich damit leben. Aber genug der Träume, nächstes Jahr könnte Eintracht in Leipzig spielen müssen.
auf der Karli
0:2 gegen Bayern ist das erwartete Ergebnis. 70 Minuten das Spiel torlos zu halten klingt für Manche sogar wie ein Erfolg, ist allerdings ein Muster ohne Wert. Und wenn Kroll mir dann noch am Telefon erzählt, das Schweini in der 70. eine Karte hätte kriegen müssen für nen Faustschlag und das Spiel eben nicht wegen eines angeblichen Braunschweiger Fouls hätte unterbrochen werden dürfen, wodurch das sichere 1:0 für Eintracht verhindert wurde …
Zählt alles nicht. Auch wenn dies eben nicht in der Sportschau erwähnt wurde, nimmt es der Szene nicht ihre Wahrhaftigkeit. Bayern ist ja nun mal staatstragend und deshalb darf da nichts negatives stehenbleiben. So weit unterschreibe ich dies, aber letztendlich bringt das auch nichts.
Samstag in Berlin wird es ernst. Ich freu mich, wenn ich mit meiner Löwin, Maddn und Kroll im Family Block sitze. Urmel, Hasi, Jürgen und wohl auch Edith werden schräg gegenüber auf der anderen Seite sitzen. Jenny und Ilka gehen lieber shoppen. Mädels, da verpaßt ihr was.
Und trotzdem werden wir abends bei einem Bierchen zusammensitzen. Denn das steht, so abgedroschen es auch sein mag, über allem:
Nur zusammen in Eintracht sind wir stark.

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