Sonntag, 13. April 2014

Eddie Cochran 2/7

Die wichtigsten Fernsehshows an der Westküste waren Cliffe Stone`s „Hometown Jamboree“ sowie die „Town Hall Party“. Hometown Jamboree wurde jeden Sonntag aus dem Legion Stadium in El Monte im örtlichen TV übertragen. Die Town Hall Party fand immer in Compton, 25 Meilen südlich von Los Angeles statt.
Die wöchentliche Samstagsabendshow wurde regelmäßig im TV übertragen. Aus dieser Sendung ist übrigens eine sehenswerte DVD mit Eddie Cochran erhältlich. Es sind wohl die am besten erhaltenen und wohl (fast) auch einzigen Live-Aufnahmen mit Eddie und stammen aus den Jahren 1958 und 1959.
Erwähnenswert sind jedoch diese beiden Shows, weil dort neben den bereits bekannten Country Stars auch lokale Größen wie auch Newcomer präsentiert wurden. Die von Steve Stebbins geleitete Amerikana Music Corporation (AMC) war die wichtigste Booking Agentur an der Westküste und damit der Motor der Szene. Zu den Aktionären dieser Agentur zählte nicht nur Cliffe Stone, der Macher des Hometown Jamboree, sondern auch u.a. Country Größen wie Merle Travis oder Tennessee Ernie Ford.
mit Fiddle !
Ohne die AMC lief nichts; Sämtliche Newcomer waren somit gezwungen, bei der AMC zu unterschreiben, die das Monopol für Country Music an der Westküste hatte. Die Cochran Brothers zeichneten einen Vertrag im April 1955. Von da an verbesserte sich die finanzielle Situation der beiden Musiker entscheidend.
Die Cochran Brothers wurden sowohl in die Town Hall Party als auch in die Hometown Jamboree eingebaut.. Ebenso im „Country Barn Dance“, einer kleineren Veranstaltung im Jubilee Ballroom westlich von El Monte.
Daraufhin arrangierte Steve Stebbins einen Vorspieltermin für die Cochran Brothers bei EKKO Records, eines der vielen kleinen Independentlabels aus der Gegend um Los Angeles. Einer der Besitzer, Ed Bloodworth, schaffte es trotz kleinem Budgets, ambitionierte Musik zu veröffentlichen. Für die großen Acts fehlte dem Label das Geld, aber unbekannte und lokale Größen wie die Cochrans oder Jess Willard sowie Veteranen des Western Swing aus den 40ern konnten dort Platten veröffentlichen.
Charles „Red“ Mathews, der A & R Manager von EKKO, kam eigentlich aus Memphis, wo das Label seinen Hauptsitz hatte. Aber immer wieder reiste Mathews für Aufnahmen mit neuen Talenten nach Kalifornien. Eben weil er nicht aus der Region kam, nahm er eine führende Rolle bei der Talentsuche ein. Mathews glaubte an die Cochran Brothers und nahm sie gründlich unter die Lupe.
Im Mai 1955 produzierte Mathews bei Sunset Records in Hollywood 4 Stücke mit den Cochran Brothers im sentimentalen Hillbilly Style, der schon Hank Williams zum Erfolg brachte. Auf der Debüt-Single der Cochran Brothers fanden sich aus dieser Session 2 Stücke wieder. „Mr. Fiddle“ und „Two Blue Singing Stars“. Der Gesang von Hank ist auf diesen Aufnahmen kräftiger als sonst; Eddie unterstützt ihn hier tatkräftig mit einem schönen Countrystyle auf der Gitarre.
So konnten die Cochran Brothers jetzt überregional durchstarten. Im Herbst wurden sie für die „Big D Jamboree“ in Dallas gebucht. Aufgezeichnet auch fürs TV fand die Jamboree jedes Wochenende im Dallas Sportatorium statt, einem Wellblechpalast, in dem in der Woche Wrestling Wettbewerbe stattfanden. Trotzdem war „Big D Jamboree“ im Osten ähnlich prestigeträchtig wie Nashville`s „Opry“.
Zu dieser Zeit eroberte Elvis Presley aus Memphis mit seiner bahnbrechenden Fusion aus Country, R & B und Pop die Hitparaden. Dank seiner elektrisierenden Bühnenpräsenz schlug Elvis eine Schneise in den Süden und setzte Maßstäbe in Sachen Bühnenpräsenz.
Eine Quelle berichtet, das die Cochran Brothers in Dallas ankamen, als Elvis gerade wenige Tage vor ihnen bei „Big D“ auftrat. Voller Ehrfurcht hörten sie sich die Stories eines Securitymitarbeiters von Elvis an. Dieser wußte zu berichten, das Elvis förmlich von den hysterischen Fans zerrissen würde, sobald er sich diesen näherte.
Nach einer anderen Quelle hatte Eddie Cochran Elvis bei seinem Gig in Dallas für „Big D“ live gesehen. Für Eddie war klar, das dies die Musik war, an der er sich von nun an zu orientieren hatte.
Passend dazu traf er im Oktober 1955 auf Jerry Capehart, der im weiteren Verlauf von Eddie`s Karriere nicht nur als Co-Autor beim Songwriting auftrat, sondern ihn auch produzierte. Beide trafen sich zufällig im Bell Gardens Music Center, wo sich Eddie gerade neue Saiten kaufen wollte. Rock `n`Roll war gerade im Kommen und Jerry Capehart warb die Cochran Brothers als Sessionmusiker für seine eigenen Rock `n` Roll Songs an.
Die Cochran Brothers landeten so als Studiomusiker beim kleinen Label Crest Records. Auf zahllosen Aufnahmen für dies Label sind sie im Background zu hören; Die Aufnahmen entstanden alle in den Goldstar Studios in Los Angeles.
Bei diesen Aufnahmen lernte Eddie die technischen Möglichkeiten eines Studios kennen. Endlich war er in der Lage, Overdubs und Halleffekte professionell in seinem Gitarrenstil einzubauen. Bis ins Jahr 1956 entwickelte Eddie durch diese Studiojobs seinen unverwechselbaren Stil. Bereits mit seinen 17 Jahren avancierte er so zu einem vielgefragten Sessiongitarristen.
Cochran Brothers begleiten Don Deal
Erwähnen möchte ich noch, das Eddie und Jerry sich laut einer anderen Quelle bereits Mitte 1955 trafen und Jerry Capehart bereits auf den Aufnahmen für EKKO mit dabei war.
Im Januar 1956 tourten die Cochran Brothers über San Francisco nach Oregon und Washington. Kurz zuvor hatte der Sender KOVR-TV aus Stockton eine TV Show namens „The California Hayride“ eingeführt. Die auf der Durchreise befindlichen Cochran Brothers wurden eingeladen, bei der Show langfristig teilzunehmen. Die Bay Area wurde für Hank und Eddie so zum Revier für den Beginn des Jahres 1956; Napa, Kalifornien nahmen sie zu ihrem Wohnsitz. Dank ihrer TV Präsenz waren die Cochrans jetzt voll beschäftigt. Schließlich traten sie am 10. März auch mit Jerry Capehart beim „Hollywood Jubilee“ auf.
Am 4. April 1956 nahmen die Cochran Brothers unter Mitwirkung von Jerry Capehart Demos von zahlreichen Songs für Americana Music auf. Bei der Handvoll Songs ragte mit „Pink Peg Slacks“ ein von Eddie geschriebener früher Rockabilly Song heraus.
Der Song war an Carl Perkins` „Blue Suede Shoes“ angelehnt und der erste Rockabilly Song, den Eddie jemals aufnahm. Hier zeigt sich schon sein eigentümlich nölender Gesangsstil, aber auch ein zum Song schlecht getimter Gesang nebst verschluckten Konsonanten. Und dennoch kann man die für Eddie so typische Wechselwirkung zwischen Gesang und Gitarre sowie die allgegenwärtige Dynamik in der Performance gut heraushören.
Nachdem Elvis das gemütliche Stilleben der Country Music quasi pulverisiert hatte, merkte Hank, das er nicht für den Rock `n` Roll geboren war. Einer Musik, die ihm als Country Puristen oberflächlich vorkommen mußte. Der verheiratete Hank Cochran war auf Country fixiert und trennte sich somit von Eddie in Freundschaft.
Eddie wiederum frönte seiner Leidenschaft zum Rock n` Roll und empfing diesen neuen Musikstil mit offenen Armen. Das Ganze von nun an mit Unterstützung durch Jerry Capehart, der das (finanzielle) Potential des Rock `n` Roll schnell erkannt hatte.
Schließlich war Eddie – anders eben als Hank – mit 17 noch hungrig nach Erfolg und offen für Neues.

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