Sonntag, 23. März 2014

Hartmudo Spezial: Walter 4/14

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Am 9. Juni dann war es endlich soweit: Ich hatte die Vermögensaufstellung fertig und schickte diese an das Amtsgericht, so wie ich es kurz nach Walters Tod mit dem Amtsgericht besprochen hatte. Den Inahlt der Kassette konnte ich nur grob beschreiben. Einen Wert angeben ging gar nicht, da hätte ich die Münzen schätzen lassen müssen. Hierzu wartete ich natürlich auf eine entsprechende Aufforderung durch das Amtsgericht.
Laut der Testamentskopie in Walters Unterlagen war das Testament beim Amtsgericht hinterlegt. Eine Übersendung dieser Kopie erübrigte sich somit in meinen Augen.
Dann stand auch der Termin zur Seebestattung. 13.Juli in Travemünde. Walters bester Freund und Trauzeuge nebst Gattin hatte auch Zeit. Ich hatte 2-3 mal mit ihm telefoniert und freute mich darauf, ihn kennenzulernen. Dann war da ja noch die Schwägerin aus Florida. Die Schwester seiner verstorbenen ersten Frau wurde von Walter in der Vergangenheit erwähnt.
„Ich werde die Tante aus Florida anrufen. Die steht ja auch im Testament mit drin.“ sagte ich zu Mutter, denn ich wollte der Frau wenigstens Bescheid sagen.
„Nein, mach das nicht. Die kommt sowieso nicht.“ erwiderte meine Mutter.
Ich hatte trotzdem vor, diese Frau anzurufen, kriegte es dann aber nicht auf die Reihe. Dazu schien diese Frau nicht ganz koscher zu sein. Mutter erwähnte dies immer, wenn die Sprache auf diese Frau kam. Beim Tode einer anderen Schwester von Walters erster Frau soll sie einfach nur nach Hannover gekommen sein, um das Geld abzuholen.
Mit diesen Sachen hatte ich zwar nichts zu tun, aber irgendwie hielt ich mich dann an Mutters Wunsch, diese Frau nicht mit einzubeziehen.
Im wesentlichen passierte dann bis zum 13. Juli nichts mehr. Meine Löwin und ich sowie Berta kümmerten uns um Mutter. Wir freuten uns, das es ihr augenscheinlich wieder besser ging. Sogar die ersten Reisepläne hatte sie schon wieder. Das klingt jetzt pietätlos, aber Walter und Mutter sind jahrelang mehrmals pro Jahr weggefahren. Ob mit dem Schiff über den Jangtsekiang oder 8 Wochen im Winter in Spanien oder der Türkei. Ich denke, dies wäre auch in Walters Sinne gewesen.
Wir fuhren mit 2 Autos nach Travemünde. Dort trafen wir auch Walters Freund nebst Gattin. Beim Kaffeetrinken kamen wir uns etwas näher. Walters Freund war auch nicht mehr der Jüngste und so verlief die Unterhaltung etwas steif und zäh. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Schade.
Auf dem Schiff unterhielt ich mich hauptsächlich mit Walters Freund und trank noch ein Bier und nen Korn auf Walters Wohl. Der Kapitän sprach noch ein paar schöne Worte und ließ dann die Urne zu Wasser. Mutter warf einen Strauß roter Rosen hinterher, wir Anderen hatten einen Korb voller Blütenblätter, die dann bei der Umkreisung der Bestattungsstelle das Wasser schmückten.
Die Seebestattung an sich war, kurz gesagt, würdevoll und Walter war wieder bei seiner ersten Frau, die auch dort bestattet worden war. Insgesamt 8 Wochen lang hatte uns diese Beerdigung in Trab gehalten, jetzt fehlte nur noch die Nachricht vom Amtsgericht, was ich noch tun soll. Dann gäbe es den Erbschein und wir könnten die Bestattung bezahlen.
Noch am selben Abend, als wir nach Hause kamen, war der Brief vom Amtsgericht da. Es war ein Schlag ins Gesicht.
Alleinerbin ist die Frau aus Florida! Es hing sogar noch die Kopie eines handschriftlichen Testaments aus dem Jahr 1994 dran, nachdem Walter und seine Frau u.a. diese Frau als Erben einsetzten. Die anderen waren zwischenzeitlich verstorben.
Dann fragte das Amtsgericht noch, ob wir denn ein anderes Testament hätten. Dort würde kein anderes vorliegen. Ich war wie vor den Kopf geschlagen.
Offenbar hatte das Amtsgericht nur oberflächlich in den Akten nachgeschaut. Und die Krönung des Ganzen: Testamentseröffnung war am 30. Mai gewesen und keiner hatte mir Bescheid gesagt! Da hatte das Amtsgericht ja richtig Mist gebaut.
Am Montag wollte ich gleich zum Amtsgericht hin, um die Sache zu klären. Meiner Mutter sagte ich erstmal nichts davon. Schließlich wollte ich sie nicht unnötig aufregen. In den vergangenen Wochen hatte sie sich öfters schon genug aufgeregt und hörte schon Musik. Also quasi Stimmen.
Am Montag würde ich alles klären können.

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