Montag, 7. Oktober 2013

Hartmudo: Ruuuf

Samstag, 5. Oktober. Meine Löwin und ich sind mit Britt zu Phil nach Hannover gefahren, um ihm beim Verlegen des Laminats im Schlafzimmer zu helfen. Zu viert kamen wir gut voran und waren alsbald soweit, das nur noch die Fußleisten angebracht werden mußten.
Gegen 15.00 Uhr bestellte Phil die Pizzen, denn gleich war es soweit: Samstag 15.30 Uhr – Konferenz auf Sky. Phil hatte sich halt für das preiswertere Paket entschieden. So kam es, das übern Sender gerade Stuttgart oder Mainz lief, als eine Stimme im Off gröhlte.
„Tor in Wolfsburg!“
Nun dauert es ja immer einen Moment bis zum Umschalten, aber dann sah ich den Pulk der jubelnden Spieler der Eintracht und hatte dann auch die Gewißheit, dass es heuer klappen wird mit dem ersten Dreier.
Im weiteren Fortgang des Spiels war zu sehen, wie souverän Eintracht das Spiel im Griff hatte und näher am nächsten Tor war als der Gegner. So und nicht anders sind sie letzte Saison aufgestiegen. Insbesondere in der Hinrunde spielten sie konsequent so durch.
Nach dem 2:0 hatte ich dann endgültig Pipi in die Augen. Die später bemühten Vergleiche mit dem kleinen gallischen Dorf hatte ich zwar noch nicht im Blick, jedoch freute es mich für die Mannschaft und das gesamte Umfeld des Teams, das der Knoten endlich geplatzt war. Jetzt ist Eintracht wieder da.
Und das ausgerechnet in Wolfsburg. Dort hatten die Fans eine zugegebenermaßen eindrucksvolle Choreo hingelegt, konnten sich aber die Häme nicht verkneifen, Schraubenlutscher dammische. Es geht natürlich um weit mehr als Fußball, da Wolfsburg schon seit längerem versucht, Braunschweig den Rang als Oberzentrum der Region abzulaufen.
Doch ist hier der Fußball durchaus ein Spiegelbild der Situation beider Städte. Während in Wolfsburg dank der Gewinne des VW Konzerns und einer vorbildlichen Lohngestaltung für die Mitarbeiter viel Geld investiert wurde – gerade im kulturellen Bereich, wurde in Braunschweig gespart und optimiert und als Ergebnis tritt ein finanziell gesunder Verein bzw. eine lt. Haushalt schuldenfreie Stadt hervor.
Da verblasst das in Wolfsburg entfachte Feuer. Da wird wohltuend sichtbar, das man Erfolg nicht einfach mal kaufen kann. Gleiches gilt für die gefühlte Lebensqualität. Und da der Etat vom VFL Wolfsburg mehr als dreimal so hoch ist als der Minietat der Eintracht, ist dieser Sieg nochmal umso schöner.
Mindestens dreimal so schön, zumal die ganze Häme, die schon seit geraumer Zeit auf die Eintracht einprasselt, jetzt endlich gekontert wurde. Da ist es egal, ob die nächsten Spiele wieder haushoch knattern gehen. Wenn sie absteigen, ist es egal. Jetzt, und zugegebenermaßen leider erst jetzt, bin ich selber so weit, das ich sagen kann: Egal ob sie drinbleiben oder absteigen. Auch wenn es weiter Niederlagen hagelt. Wenn Tasmania Berlin nicht mehr schlechtestes Team aller Zeiten ist. Egal. Eintracht bleibt auch in der zweiten Liga stabil und wird über kurz oder lang wieder um den Aufstieg kämpfen.
Und wenn sie dann wiederkommen, dann halt die Gäule fest.
Als ich dann heuer ein bisserl im Netz nochmal nach der unterstellten Verharmlosung eines Rechtsradikalenproblems bei Eintracht fahndete, da stieß ich auf folgendes Interview:
Schon wieder Christoph RUUUUUF !
Im Interview mit Eintrachts Geschäftsführer Sören-Oliver Voigt bauscht sich Ruf als kritischer Nachfrager auf und hat doch nur halbgare Unterstellungen, pardon: Fragen, zu bieten. Gleich am Anfang des Interviews erblödet sich Ruf, als er Voigt auf dessen „Freundschaft“ mit einem rechtsradikalen NPD Funktionär auf dem Facebook Account anspricht.
Voigt hat sich gleich in die Defensive drängen lassen und es eigentlich auch erklärt, das Freundschaft hier der falsche Begriff ist. Als Geschäftsführer ist Voigt natürlich auch bei Facebook am Ball. Das ist heutzutage selbst für einen Getränkekiosk Pflichtprogramm.
Das dort Freundschaften einseitig erklärt werden können und bei über 1500 „Freunden“ der Geschäftsführer eines Bundesligisten da nicht mehr durchblicken kann, ist für Ruf offenbar nicht denkbar. Vielleicht sollte ich mich unter dem Nickname „Eichmann“ bei Facebook anmelden und Christoph Ruf zu meinem „Freundeskreis“ hinzunehmen. Eine Mitteilung an die Bildzeitung darüber …
Ruf ist dermaßen verblendet in seinekm Kreuzzug gegen rechts, das er auf Teufel komm raus Feinde aufbaut, wo auch nur ein Hauch davon zu sehen ist.
Leider hat Voigt im Interview nicht deutlicher Stellung genommen. Wahrscheinlich wollte er nicht zuviel Staub aufwirbeln. Christoph Ruf, der ja in Sachen Fußball als weißer Ritter gilt, sowie den Spiegel als Feind zu haben, könnte natürlich eine Hetzkampagne zur Folge haben.
Aber auch so ist die Berichterstattung von Spiegel Online und der TAZ in Sachen „Eintracht und die Neonazis“.
Der Rest des Interviews ist wieder das übliche Geseiere über UB 01. Voigt zieht die sachliche Beantwortung der Suggestivfragen von Ruf tapfer bis zum Ende durch. Kein abschließender Kommentar von Ruf – vielleicht merkt er ja doch noch, dass er sich vor lauter Geltungssucht im Kampf gegen rechts verrannt hat.
Wie gesagt, der Looser kommt aus Karlsruhe. 11 Freunde haben wohl inzwischen die Berichterstattung über UB 01 eingestellt bzw. die Soße vom Ende letzten Jahres entfernt. Anscheinend haben 11 Freunde ihre Berichte mal gegengecheckt und dann gemerkt, in was für eine perfide Falle sie da geraten sind.
Aber Ruf läßt sich ja gern vor den Karren von dogmatischen Antifaschisten, denen selbst die Verletzung demokratischer Prinzipien zur Durchsetzung eigener Interessen legitim erscheint, spannen.
Aber genau das ist der Punkt, wo Antifaschismus sich selbst ins Unrecht setzt. Solche Leute sind eben nicht mehr die Opfer, sonderen Täter. Insbesondere dann, wenn man – wie von UB 01 vorgemacht – selbst gewalttätig gegen Andere vorgeht (vor 5 Jahren) und sich bis heute nicht mal davon distanziert.
Und darauf fällt der „Spitzenautor“ Ruf auch noch rein. Erbärmlich.
Die Krönung aber beim „Lesegenuss“ des Interviews ist dann der erste Leserbrief. Der Schreiber meint doch allen Ernstes, das der „Chaosverein“ Eintracht aufgrund fehlender Professionalität, dem Fanverhalten (da meint er wohl das Interview) und felender sportlicher Stärke nicht hätte aufsteigen dürfen.
Dies dürften nur Vereine wie Köln, Düsseldorf oder Lautern. Wenn Dummheit weh tun würde ….
Geschrieben wurde der Leserbrief einen Tag vor dem Wolfsburgspiel. Soviel zur sportlichen Qualität. Dazu noch, das Köln und Lautern ja nicht von ungefähr WEIT hinter Eintracht letzte Saison zurückblieben.
gegen den Traditionsverein Lautern - 2. Liga 2012/2013
Fanverhalten? Wie war das beim Relegationsspiel Düsseldorf gegen Hertha? Die Morddrohungen gegen einen Kölner Profi? Mannomann, was haben manche Leserbriefschreiber nur für Gülle im Kopp.
Es kotzt mich immer mehr an. Da wird allerortens beklagt, das die Fußballprofis zuviel Geld verdienen und immer dieselben Mannschaften die Meisterschaft unter sich ausmachen. Bayern und Dortmund waren letzte Saison, eine der langweiligsten der Bundesligageschichte, meilenweit weg und werden es auch dieses Jahr sein.
Und wenn dann ein Verein wie Eintracht einen anderen Weg geht, ist es auch nicht recht. Mit der Aufstiegsmannschaft als Belohnung für eine grandiose Saison letztes Jahr. Ohne Millioneneinkäufe oder entsprechenden Sponsorverträgen. Fußball pur mit reichlich Stimmung trotz bitterer Niederlagen auf den Rängen.
Wahrscheinlich sind aber die Meckerer nur neidisch. Die enttäuschten Wolfsburg Fans nach der Niederlage vom Samstag in ihren Lacosteschals jedenfalls haben mich für all die Häme, die ich als Eintracht Fan mir anhören mußte, entschädigt.
Ich hoffe, das ich dieses Gefühl bis zum Saisonende konservieren kann. Wenn das Team auch weiterhin so fightet, werde ich zumindest nicht zum Nörgler mutieren. Falls doch, sagt mir bitte Bescheid.
Und erinnert mich an die enttäuschten Faces in der Wolfsburger „Fankurve“ am 5. Oktober 2013.

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