Freitag, 17. Mai 2013

Hartmudo: Süßau

Weil der Chef meiner Löwin dort eine Ferienwohnung hat, sind wir auf der Rückfahrt von Heiligenhafen nach Süßau in Holstein gefahren. Übers flache Land, das Meer war nur zu erahnen … Eine ruhige Gegend, in der ich nicht aufwachsen möchte.
„Dorfkinder“ von Rocko Schamoni fällt mir dabei ein. In so einer Gegend spielt der Roman. Diese einzelnen Gehöfte. Da mußten die Kids ja ziemlich weit laufen oder radeln, bis sie zur Party oder in die Dorfdisco kamen. Und heuer sind es noch weniger Kinder als Anfang der 80er, als Schamoni seine Punkallüren entdeckte.
Strandpromenade links
Vereinzelt kamen uns Touristen auf Fahrrädern entgegen. Weit und breit gab es keine Geschäfte. Kein Aldi, kein Kik. Keine Kneipen oder Ärzte. Hier brauchst Du schon ein Auto, wenn Du hier lebst. Wahrscheinlich fährt man erst mal 15 – 20 km, bevor auch nur ne Tankstelle auftaucht. Da ist es schon egal, ob Du in nem einzelnen Gehöft wohnst oder in einer der kleinen Ortschaften. 
Derart abgeschieden zu wohnen, das kann ich mir immer noch nicht vorstellen. Selbst im Urlaub würde mir das maximal 3-4 Tage gefallen. Zwar werd auch ich immer ruhiger, aber etwas mehr Action sollte es schon sein. 
Neustadt in Holstein, Heiligenhafen oder auch Grömitz sind die größeren Ortschaften in der Nähe. Heiligenhafen waren wir ja hergekommen, Grömitz kenn ich noch von früher (dort habe ich mal das Rauchen angefangen). Und Neustadt … 
Nach einiger Zeit tauchte dann das Ortsschild von Süßau auf. Links rein in die Straße, und …. hier sieht es ja aus wie in Mascherode! Links und rechts lauter freistehende Häuser mit Garten. Ab und zu bis zu 3 stöckige Mehrfamilienhäuser; 6-8 Wohnungen. Mehr aber auch nicht. Das Haus, in dem der Chef eine Ferienwohnung hat, war schon quasi das größte.
Das Ganze wirkt wirklich wie ein Vorort. Verschlafen, ja verschnarcht. Aber ordentlich und voll erschlossen, keine brachliegenden Flächen.

Strandpromenade rechts. Geil!
Wir fuhren die Straße weiter Richtung Meer. Aus dem Ort draußen, sahen wir schon aus der Ferne die Bettenburg. Plattenbau at his best, hier muß das Meer in der Nähe sein. In diese Wohnklos packt man normalerweise nur die Pauschalreisenden, selbst Berge und Meer würde hier keine Ferienwohnungen anbieten. In diesen Räumen kann man nur schlafen, am Besten besoffen. Gemütlich ist anders.
Auf dem Weg dahin: Links und rechts Campingplätze. Sehr nett. Große Campingplätze mit Strom- und Wasseranschluss. Ich werde wohl nie verstehen, wieso man mit seinem Wohnwagen freiwillig in so ein Ghetto fährt. Dicht an dicht hockt man dort seinem Nachbarn auf der Pelle. Da ist wohl selbst der Plattenbau diskreter. Also wenn Wohnwagen, dann bitte doch in freier Natur!
Kaum haben wir die Camper und den Betonklotz hinter uns gelassen, taucht auch schon ein neues Ortsschild auf. Strand. Einfach Strand, okay. An der Seite ein Schotterparkplatz für den starken Besucheransturm. 5 Autos standen schon da, eine Frau mit Hund kam uns entgegen. Ein kleines Stückchen mußten wir noch bis zur Strandpromenade laufen. Ein älteres Pärchen auf dem Fahrrad kam uns entgegen. Über die Strandpromenade schlichen auch ein paar Gestalten. Und als ich endlich auf der Strand promenade stand und kurz nach links, dann nach rechts blickte, da, ja da habe ich mich in diesen Ort verliebt.
Geil. Hier ist es so richtig abgerockt. Es fehlen nur noch die trockenen Ginsterbüsche, die über das Straßenpflaster gepustet werden. Von der Spitze einer verrotteten Seebrücke, die zweifelsohne auch schon bessere Zeiten gesehen hat, war die gesamte Promenade nebst Restaurants und Souvenirgeschäften in Sicht.
Tourismuscenter
Vor einem Kiosk saßen 2 gelangweilte Gestalten. Sie warteten sicher auf den Kunden, der ihnen die Bildzeitung abkauft. Vielleicht 3 Läden schienen noch in Betrieb zu sein. Sie waren zwar so früh am Tage (14.00 Uhr) nicht offen, aber anhand aushängender Preisschilder wirkten sie zumindest noch als Aktiva.
Bei vielen anderen Plätzen in der Häuserzeile waren schon Pappen in den Schaufenstern, einige Scheiben waren auch eingeschlagen. So richtig gemütlich halt. Wenn dies kein Ort für ne BiRe ist, dann weiß ich auch nicht. Die Preise in den 3 Kneipen waren nach den Auslagen billig. Die eine hatte sogar einen schönen Freisitz. Bei schönem Wetter schmeckt dort ein Gezapftes sicher lecker. Und wenn es dazu noch windig ist, so das man einen Pullover überziehen muß, dann könnte ein Grog weiterhelfen.
El Feistolino
Zumindest für einen Nachmittag. Und dann natürlich weiter. Nicht ganz ins Bild passte da das Tourismuscenter. Ein großer Raum, nach außen voll verglast und mit einer Kinderspielecke, aber auch mit vielen Sitzecken ausgestattet. Die Info selbst war überraschenderweise nicht besetzt. Selbst Diebe scheinen also diesen Ort zu meiden.
Aber die Klos waren offen, Respekt. Wenn es draußen also tatsächlich mal stürmt und regnet, kann man hier in Ruhe sein Bierchen weiterschlürfen. Der Bau war relativ neu und passte schon deshalb nicht ins Bild. Aber doch irgendwie kuschelig. Mit gemischten Gefühlen verließen wir Strand und dann Süßau. Einerseits scheint hier noch das Preis – Leistungsverhältnis zu stimmen, andererseits war eine Trostlosigkeit zu spüren. Ich denke, zum Saufen sollte man nochmal hinfahren.
Also Männer, wie wärs? Vielleicht auch als Fahrradtour?

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