Weil der Chef meiner Löwin dort eine
Ferienwohnung hat, sind wir auf der Rückfahrt von Heiligenhafen nach
Süßau in Holstein gefahren. Übers flache Land, das Meer war nur zu
erahnen … Eine ruhige Gegend, in der ich nicht aufwachsen möchte.
„Dorfkinder“ von Rocko Schamoni
fällt mir dabei ein. In so einer Gegend spielt der Roman. Diese
einzelnen Gehöfte. Da mußten die Kids ja ziemlich weit laufen oder
radeln, bis sie zur Party oder in die Dorfdisco kamen. Und heuer sind
es noch weniger Kinder als Anfang der 80er, als Schamoni seine
Punkallüren entdeckte.
Vereinzelt kamen uns Touristen auf
Fahrrädern entgegen. Weit und breit gab es keine Geschäfte. Kein
Aldi, kein Kik. Keine Kneipen oder Ärzte. Hier brauchst Du schon ein
Auto, wenn Du hier lebst. Wahrscheinlich fährt man erst mal 15 –
20 km, bevor auch nur ne Tankstelle auftaucht. Da ist es schon egal,
ob Du in nem einzelnen Gehöft wohnst oder in einer der kleinen
Ortschaften. Derart abgeschieden zu wohnen, das kann ich mir immer noch nicht vorstellen. Selbst im Urlaub würde mir das maximal 3-4 Tage gefallen. Zwar werd auch ich immer ruhiger, aber etwas mehr Action sollte es schon sein.
Neustadt in Holstein, Heiligenhafen oder auch Grömitz sind die größeren Ortschaften in der Nähe. Heiligenhafen waren wir ja hergekommen, Grömitz kenn ich noch von früher (dort habe ich mal das Rauchen angefangen). Und Neustadt …
Nach einiger Zeit tauchte dann das Ortsschild von Süßau auf. Links rein in die Straße, und …. hier sieht es ja aus wie in Mascherode! Links und rechts lauter freistehende Häuser mit Garten. Ab und zu bis zu 3 stöckige Mehrfamilienhäuser; 6-8 Wohnungen. Mehr aber auch nicht. Das Haus, in dem der Chef eine Ferienwohnung hat, war schon quasi das größte.
Das Ganze wirkt wirklich wie ein Vorort. Verschlafen, ja verschnarcht. Aber ordentlich und voll erschlossen, keine brachliegenden Flächen.
Strandpromenade rechts. Geil! |
Wir fuhren die Straße weiter Richtung
Meer. Aus dem Ort draußen, sahen wir schon aus der Ferne die
Bettenburg. Plattenbau at his best, hier muß das Meer in der Nähe
sein. In diese Wohnklos packt man normalerweise nur die
Pauschalreisenden, selbst Berge und Meer würde hier keine
Ferienwohnungen anbieten. In diesen Räumen kann man nur schlafen, am
Besten besoffen. Gemütlich ist anders.
Auf dem Weg dahin: Links und rechts
Campingplätze. Sehr nett. Große Campingplätze mit Strom- und
Wasseranschluss. Ich werde wohl nie verstehen, wieso man mit seinem
Wohnwagen freiwillig in so ein Ghetto fährt. Dicht an dicht hockt
man dort seinem Nachbarn auf der Pelle. Da ist wohl selbst der
Plattenbau diskreter. Also wenn Wohnwagen, dann bitte doch in freier
Natur!
Kaum haben wir die Camper und den
Betonklotz hinter uns gelassen, taucht auch schon ein neues
Ortsschild auf. Strand. Einfach Strand, okay. An der Seite ein
Schotterparkplatz für den starken Besucheransturm. 5 Autos standen
schon da, eine Frau mit Hund kam uns entgegen. Ein kleines Stückchen
mußten wir noch bis zur Strandpromenade laufen. Ein älteres Pärchen
auf dem Fahrrad kam uns entgegen. Über die Strandpromenade schlichen
auch ein paar Gestalten. Und als ich endlich auf der Strand promenade
stand und kurz nach links, dann nach rechts blickte, da, ja da habe
ich mich in diesen Ort verliebt.
Geil. Hier ist es so richtig abgerockt.
Es fehlen nur noch die trockenen Ginsterbüsche, die über das
Straßenpflaster gepustet werden. Von der Spitze einer verrotteten
Seebrücke, die zweifelsohne auch schon bessere Zeiten gesehen hat,
war die gesamte Promenade nebst Restaurants und Souvenirgeschäften
in Sicht.
Tourismuscenter |
Vor einem Kiosk saßen 2 gelangweilte
Gestalten. Sie warteten sicher auf den Kunden, der ihnen die
Bildzeitung abkauft. Vielleicht 3 Läden schienen noch in Betrieb zu
sein. Sie waren zwar so früh am Tage (14.00 Uhr) nicht offen, aber
anhand aushängender Preisschilder wirkten sie zumindest noch als
Aktiva.
Bei vielen anderen Plätzen in der
Häuserzeile waren schon Pappen in den Schaufenstern, einige Scheiben
waren auch eingeschlagen. So richtig gemütlich halt. Wenn dies kein
Ort für ne BiRe ist, dann weiß ich auch nicht. Die Preise in den 3
Kneipen waren nach den Auslagen billig. Die eine hatte sogar einen
schönen Freisitz. Bei schönem Wetter schmeckt dort ein Gezapftes
sicher lecker. Und wenn es dazu noch windig ist, so das man einen
Pullover überziehen muß, dann könnte ein Grog weiterhelfen.
El Feistolino |
Zumindest für einen Nachmittag. Und
dann natürlich weiter. Nicht ganz ins Bild passte da das
Tourismuscenter. Ein großer Raum, nach außen voll verglast und mit
einer Kinderspielecke, aber auch mit vielen Sitzecken ausgestattet.
Die Info selbst war überraschenderweise nicht besetzt. Selbst Diebe
scheinen also diesen Ort zu meiden.
Aber die Klos waren offen, Respekt.
Wenn es draußen also tatsächlich mal stürmt und regnet, kann man
hier in Ruhe sein Bierchen weiterschlürfen. Der Bau war relativ neu
und passte schon deshalb nicht ins Bild. Aber doch irgendwie
kuschelig. Mit gemischten Gefühlen verließen wir Strand und dann
Süßau. Einerseits scheint hier noch das Preis –
Leistungsverhältnis zu stimmen, andererseits war eine Trostlosigkeit
zu spüren. Ich denke, zum Saufen sollte man nochmal hinfahren.
Also Männer, wie wärs? Vielleicht
auch als Fahrradtour?
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