In
den Foren taucht häufig die Meinung auf, das eine große
Langlebigkeit die Innovation hemmt. Beispielhaft hierfür werden gern
Handys angeführt. Wenn die Nokias und Siemens Geräte ewig gehalten
hätten, würde es heute keine Smartphones geben. So das Credo.
Bleiben wir gleich bei diesem Beispiel. Siemens und Nokia waren
Marktführer und beherrschten den Handymarkt ab Mitte der 90er des
letzten Jahrhunderts. Meine Nokias und Siemens Handys gingen
eigentlich nicht kaputt. Bis auf das letzte Siemens zugegebenermaßen.
Der Minijoystick war relativ schnell nicht mehr nutzbar.
Dies
war aber eher ein Konstruktionsfehler denn eine Sollbruchstelle.
Siemens war da schon im Niedergang und schloß im Folgejahr seine
Handysparte. Ein ehemaliger Marktführer hatte den Trend verpaßt und
mußte Nokia das Feld überlassen. Übrigens gingen in meinem
Freundeskreis die Handys einfach nicht kaputt. Und warum?
Alle
2 Jahre gab es ein Neues. Seinerzeit gab es fast ausschließlich
Mobilfunkverträge mit einem Provider – T-Mobil,
Mannesmann/Vodaphone, E-Plus oder auch VIAG Interkom, das heutige O2.
Die Verträge hatten eine Laufzeit von 2 Jahren und beinhalteten ein
nagelneues Handy – vorzugsweise Nokia oder Siemens – zum
Nulltarif. Refinanziert wurde das ganze durch entsprechend hohe
Minutenpreise. 39 Pfennig pro Minute; Später dann 29 oder auch 19
Pfennig netzintern.
Hier
sorgte also ei9n ausgeklügeltes Vertriebssystem in Zusammenarbeit
mit dem Provider für immer weiteren Absatz von Neugeräten. Da die
Branche innovativ blieb, konnte auch der Erfolg der Prepaid Anbieter
wie Simyo oder Blau.de diesen Kreis nicht durchbrechen. Die Tarife
sind mittlerweile bei 9 cent pro Minute in alle Netze. Das stabil
seit mehreren Jahren. Die Handys muß man sich zwar selber kaufen als
Prepaid Kunde, aber aufgrund des Erfolges der Smartphones
funktioniert dies noch. Es gibt halt immer noch irgendeinen
Schnörkel, den man noch nicht hat aber meint, brauchen zu müssen.
Whats
App hat die SMS abgelöst und ein I-Phone 4 oder Galaxy 3 ist über
einen Mobilvertrag „alter“ Güte schon ab 20 Euro zu haben. Das
I-Phone kostet dann einmalig „nur“ 80 oder 90 Euro. Ein
Rechenexempel also.
Aber
es gibt hier auch schon Auflösungserscheinungen. Die Löwin von
hartmudo z.B. hat ihr Samsung Galaxy Mini ausgemustert, weil man
damit zwar alles machen kann, bloß nicht telefonieren. Soll heißen:
Unbequem in der Handhabung beim Telefonieren. Jetzt hat sie ihr
altes, 2006 gekauftes Motorola Razr wieder im Betrieb und ist
glücklich.
Das
Motorola funktioniert noch tadellos mit dem ersten Akku und straft
die These mit der Sollbruchstelle Lügen. Nein, Nein, Nein. Bei
Handys lohnen sich gezielte Sollbruchstellen nicht, dazu ist der
Innovationsschub und auch das Modebewußtsein der Kunden zu stark
ausgeprägt. Eine minderwertige Verarbeitung durch billige
Plastikteile oder schlecht verschweißte Gehäuse (Aufschrauben ist
nicht vorgesehen) fällt da nicht weiter ins Gewicht. Es gibt zwar
Leute, die ein Handy jahrzehntelang benutzen (wollen) und davon gibt
es auch immer mehr, aber noch sind es wenige.
Generell
wollen die Leute hier das Neueste vom Neusten. Haltbarkeit ist da
zweitrangig. Insofern ist die Studie der Grünen bezüglich
Obsoleszens bei Elektrogeräten im Wachstumsmarkt Handy/Smartphone
nicht anwendbar.
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