Donnerstag, 23. Mai 2013

Contramann Spezial: Sollbruchstellen 2/5

In den Foren taucht häufig die Meinung auf, das eine große Langlebigkeit die Innovation hemmt. Beispielhaft hierfür werden gern Handys angeführt. Wenn die Nokias und Siemens Geräte ewig gehalten hätten, würde es heute keine Smartphones geben. So das Credo. Bleiben wir gleich bei diesem Beispiel. Siemens und Nokia waren Marktführer und beherrschten den Handymarkt ab Mitte der 90er des letzten Jahrhunderts. Meine Nokias und Siemens Handys gingen eigentlich nicht kaputt. Bis auf das letzte Siemens zugegebenermaßen. Der Minijoystick war relativ schnell nicht mehr nutzbar.
Dies war aber eher ein Konstruktionsfehler denn eine Sollbruchstelle. Siemens war da schon im Niedergang und schloß im Folgejahr seine Handysparte. Ein ehemaliger Marktführer hatte den Trend verpaßt und mußte Nokia das Feld überlassen. Übrigens gingen in meinem Freundeskreis die Handys einfach nicht kaputt. Und warum?
Alle 2 Jahre gab es ein Neues. Seinerzeit gab es fast ausschließlich Mobilfunkverträge mit einem Provider – T-Mobil, Mannesmann/Vodaphone, E-Plus oder auch VIAG Interkom, das heutige O2. Die Verträge hatten eine Laufzeit von 2 Jahren und beinhalteten ein nagelneues Handy – vorzugsweise Nokia oder Siemens – zum Nulltarif. Refinanziert wurde das ganze durch entsprechend hohe Minutenpreise. 39 Pfennig pro Minute; Später dann 29 oder auch 19 Pfennig netzintern.
Hier sorgte also ei9n ausgeklügeltes Vertriebssystem in Zusammenarbeit mit dem Provider für immer weiteren Absatz von Neugeräten. Da die Branche innovativ blieb, konnte auch der Erfolg der Prepaid Anbieter wie Simyo oder Blau.de diesen Kreis nicht durchbrechen. Die Tarife sind mittlerweile bei 9 cent pro Minute in alle Netze. Das stabil seit mehreren Jahren. Die Handys muß man sich zwar selber kaufen als Prepaid Kunde, aber aufgrund des Erfolges der Smartphones funktioniert dies noch. Es gibt halt immer noch irgendeinen Schnörkel, den man noch nicht hat aber meint, brauchen zu müssen.
Whats App hat die SMS abgelöst und ein I-Phone 4 oder Galaxy 3 ist über einen Mobilvertrag „alter“ Güte schon ab 20 Euro zu haben. Das I-Phone kostet dann einmalig „nur“ 80 oder 90 Euro. Ein Rechenexempel also.
Aber es gibt hier auch schon Auflösungserscheinungen. Die Löwin von hartmudo z.B. hat ihr Samsung Galaxy Mini ausgemustert, weil man damit zwar alles machen kann, bloß nicht telefonieren. Soll heißen: Unbequem in der Handhabung beim Telefonieren. Jetzt hat sie ihr altes, 2006 gekauftes Motorola Razr wieder im Betrieb und ist glücklich.
Das Motorola funktioniert noch tadellos mit dem ersten Akku und straft die These mit der Sollbruchstelle Lügen. Nein, Nein, Nein. Bei Handys lohnen sich gezielte Sollbruchstellen nicht, dazu ist der Innovationsschub und auch das Modebewußtsein der Kunden zu stark ausgeprägt. Eine minderwertige Verarbeitung durch billige Plastikteile oder schlecht verschweißte Gehäuse (Aufschrauben ist nicht vorgesehen) fällt da nicht weiter ins Gewicht. Es gibt zwar Leute, die ein Handy jahrzehntelang benutzen (wollen) und davon gibt es auch immer mehr, aber noch sind es wenige.
Generell wollen die Leute hier das Neueste vom Neusten. Haltbarkeit ist da zweitrangig. Insofern ist die Studie der Grünen bezüglich Obsoleszens bei Elektrogeräten im Wachstumsmarkt Handy/Smartphone nicht anwendbar.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen