Donnerstag, 18. April 2013

Uncle Fester: grad gelesen April 2013

James Corey: Leviathan erwacht
„Jesus, Käpt`n. Sie sehen vielleicht beschissen aus.“
Und wieder ein neuer Schriftsteller. „Das faszinierendste Debüt seit Jahren!“ urteilt die Washington Post. Über James Corey fand ich keine Infos im Buch, also Wikipedia. Und dort, im amerikanischen Wikipedia, habe ich es gefunden.
Es handelt sich hierbei um ein Pseudonym, eine Zusammenarbeit von 2 Autoren. Daniel Abraham und Ty Franck kenne ich persönlich gar nicht. Abrahams kommt aus Albuquerque, New Mexico. Von Ty Franck fand ich auf Anhieb nichts und habe es dann gelassen. Ich finde es aber traurig, das weder der Verlag im Buch oder im Web noch die Händler (Amazon, Bol, Buch.de etc) darauf hinweisen. Dieses kollektive „Schweigen“ ist ein weiteres Anzeichen für die armselige Qualität des deutschen Journalismus bzw. Buchhandels. Aber das ist eher ein Thema für Contramann.
Worum geht’s bei diesem 650 Seiten starken Schmöker? Die Menschen haben das Sonnensystem besiedelt. Mars und Erde stehen sich waffenstarrend argwöhnisch gegenüber. Die Bewohner der Asteroiden und Planetoiden stehen da schon eher unter Kolonialverwaltung – und zwar durch die Großkonzerne der Erde, selbst die Polizei ist privatisiert.
Jim Holden ist die gute Seele des Romans. Mit seiner Crew entdeckt er die Leiche von Julie Mao, „Terroristin“ und Tochter eines Firmenbosses. Sie starb eines grausamen Todes auf einem Frachter. Alles sieht nach einem Anschlag der Marsianer aus und führt an den Rand eines Krieges zwischen dem Mars, Gürtlern und der Erde.
Detective Miller ist Polizist auf Ceres und soll die verschwundene Firmentochter – Julie Mao – ausfindig machen. Im Laufe der Ermittlungen stellt er (und damit der Leser) fest, das seine besten Tage schon vorbei sind und er sich nur noch mit Mühe (und viel Alkohol) im Job hält. Er ist besessen von der toten Julie Mao, kündigt seinen Job und will nur noch die Mörder ausfindig machen.
Holde3n und Miller kämpfen sich actionreich durch das Geschehen. Es gibt keine großartigen Schlachtengemälde, aber eine powervolle Story um einen tödlichen Virus bzw. Alienmolekül, der offenbar von einem Erdkonzern nazimäßig zur Vernichtung von Menschen im großen Stil getestet wird. Aber dieses Molekül ist auch der Schlüssel zu den Sternen, könnte es doch einen Überlichtantrieb ermöglichen.
Die Jagd nach dem Molekül ist der Auftakt zu 2 Triologien und ist einfach nur noch klasse. So macht SciFi wieder richtig Spaß. Band 2 der ersten Triologie, Calibans Krieg, ist soeben auf Deutsch erschienen.

John Scalzi: Redshirts
Der neue, abgeschlossenen Roman von John Scalzi, von dem ich zuletzt nicht mehr so überzeugt war. Hat mich dann doch umgehauen. Scalzi selbst hat als Berater für die TV Serie „Stargate Universe“ gearbeitet. Seine Erfahrungen dort verwurstet er in dieser galligen Satire.
Fähnrich Andy Dahl ist ein Redshirt auf der Intrepid, dem Flaggschiff der Universal Union. Als einfache Mannschaftsmitglieder sind die Redshirts auf Außenmissionen immer mit dabei. Und wenn insbesondere 4 bestimmte Offiziere auf Außenmission gehen, schnellt die Todesrate bei den Redshirts signifikant in die Höhe.
Genüßlich zu lesen ist es, als sich alle aus Dahls` Abteilung blitzschnell verkrümeln, bevor der Captain das Labor des Teams betritt, weil er noch jemanden für den bevorstehenden Außeneinsatz sucht.
Die Lösung dieses Rätsels ist ebenso verblüffend wie genial: Ein Hippie, der irgendwo in den Maschinenschächten der Intrepid haust und die Besatzungsmitglieder warnt, wenn ein Außeneinsatz bevorsteht, hat herausgefunden, das es sich bei diesem Universum lediglich um eine Fernsehserie (noch dazu eine schlechte) aus einem anderen Universum handelt. Jede Mission entspricht einer Folge und die Toidesfälle kommen immer zur Werbepause, während die dümmlichen „Helden“ nicht sterben.
Mit Hilfe einer Zeitmaschine löst Dahl das Problem im Hollywood des beginnenden 21. Jahrhunderts und stellt fest, das die Hauptpersonen der Serie in Wirklichkeit er und die anderen Redshirts sind.
So philosophisch der Roman gegen Ende auch daherkommt: Insgesamt ist es eine hübsche, vor allen Dingen frische Idee und ist toll geschrieben. Da kann ich Scalzi auch die zuletzt schwächeren Werke verzeihen.

               

Edward Gibson: Sternenreise
Der Autor war selbst Pilot von Skylab 3 und befand sich während einer Mission über 80 Tage im All. Dieses von mir 1990 gekaufte Buch lagerte also über 20 Jahre in meinem Schrank. Jetzt erst habe ich es gelesen, klang halt nicht so spannend.
Die Warfare 1 soll eine Gruppe von Planetoiden untersuchen, die knapp außerhalb unseres Sonnensystems befinden. Der Funkkontakt reißt ab und eine Rettungsmission wird kurzfristig erstellt. Der Leser merkt sehr schnell, das Gibson hier vor allem seine Erfahrungen mit der Nasa als Astronaut verarbeitet. Das ganze Buch besteht fast ausschließlich aus Kritik am Bürokratismus auf Cape Canaveral, Loblieder auf die Astronauten und den Sorgen und Ängsten der Angehörigen.
Am Ende jeden Kapitels wird eine außerirdische Macht angedeutet, die den Leiter der ersten Mission wohl getötet hat bzw. die Gedanken entnommen hat, weil sich dieses Wesen davon ernährt. Erst auf den letzten 20 Seiten, als die Rettungsmission Warfare 1 erreicht, löst sich die Story von einer bloßen Beschreibung aktueller Probleme der amerikanischen Raumfahrt hin zu einer Konfrontation mit einem außerirdischen Wesen.
Elektrische Impulse als Waffe retten am Ende den Mitgliedern von Warfare 2 das Leben. Auf der Warfare 1 waren eh schon alle tot. Als Fazit bleibt, das dies eine unausgegorene Idee ist und lediglich dazu dient, dem geneigten Leser die momentanen Probleme der amerikanischen Raumfahrindustrie nahe zu bringen. Schade.

Ben Bova: Die dunklen Wüsten des Titan
Der Altmeister! Ben Bova ist Jahrgang 1932 und schreibt immer noch gute SciFi. Dieser Roman ist aus dem Jahr 1972 und Teil einer neunbändigen Romanreihe,m von denen die letzten 4 bis heute nicht erschienen sind. Ich las die deutsche Erstausgabe von 1975 (!). Die hatte ich wohl vor Jahren, Jahrzehnten vom Flohmarkt gekauft.
Und selbst in diesem kurzen Roman zeigt Bova seine außerordentliche Klasse. Auf dem Saturnmond Titan haben Aliens seltsame Artefakte hinterlassen. Eine jahrzehntelange Reise zu den Nachbarsternen soll Klärung bringen. O`Banion liebt Marlene; beide sind im Astronautenprogramm und wollen zu den Sternen. Marlene liebt leider (auch) Lee, ein Forscher, der die Artefakte mit entdeckt hat und dem Wahnsinn verfiel. Aber er kam zurück und fliegt mit zu den Sternen. Marlene ist mit dabei; O`Banion schafft es nicht.
O`Banion fliegt stattdessen zum Jupiter und erforscht dort die Tiefen des Gasmeeres. Erst spät erkennt er, das er selbst sein Schiff samt Besatzung in Gefahr bringt. Marlene und Lee wiederum treffen Jahrzehnte später auf dem einzigen Planeten des Sirius-Systems auf Neandertaler! Die letzte Gruppe von Neandertalern ist wieder auf Steinzeitniveau zurückgefallen, nachdem Äonen zuvor die „Anderen“ ihre Zivilisation zerstört hatten.
Auf Titan stellt sich letztendlich heraus, das die Maschinen auf Titan zur Erzeugung von Gravitationswellen dienen, um die Sonne – wie mit Sirius geschehen – überhitzen zu lassen, auf das das Leben auf der Erde – und damit die Neandertaler – zerstört werden. Das hat dann ja nicht geklappt.
Hier könnte man sich noch Fortsetzungen vorstellen. Waren die Anderen doch der Homo Sapiens, ähnlich der Lemurer bei Perry Rhodan? Wo sind die Aliens jetzt? Da aber die 4 letzten Romane nicht auf Deutsch erschienen sind, werde ich dies leider nicht herausfinden. Schade.

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