Dienstag, 5. Februar 2013

Udorallala: Heino

Als ich im Spiegel Online letzte Woche las, das Heino eine Platte mit Covern von den Ärzten, Rammstein und anderen Größen der deutschen Rock- und Popmusik herausbringt, war ich unbegreiflicherweise sofort interessiert. Heino war für mich doch immer eher ein Feindbild, eine Ikone des schlechten Geschmacks oder auch einfach nur ein No Go.
Das Album war noch nicht draußen, da startete Bild schon die Promotion. Die Ärzte und Rammstein hätten sich aufgeregt, von einem Rockerkrieg war die Rede. Alles frei von Bild erfunden, aber viele Leute glaubten dies tatsächlich, wie ich beim Stöbern in mehreren Foren erfahren mußte.
Viel Schmähungen über Heino mußte ich in den Foren lesen. Bezeichnenderweise kannten einige dieser Kritiker nicht mal die Originalinterpreten! Ständig wurde aber auch von „Fans“ des Heinoalbums auf der angeblichen Kritik der Ärzte und Rammstein rumgeritten, als dies schon längst als Falschmeldung bekannt war.
Die Emotionen schlugen also hohe Wellen. Wie schon immer bei Heino. Unvergessen der Sketch von Otto mit den Heinos, die aus den Gräbern stiegen. Auch für mich war Heino immer ein Feindbild. Er stand für die Elterngeneration, die im 3. Reich von nichts gewußt hatte. Die wenig wandelbare Stimme mit dem rollenden „R“ ist bis heute unverwechselbar.
Als sich Norbert Hähnel Mitte der 80er als Heino im Vorprogramm der Toten Hosen betätigte, wurde er von Heino verklagt und mußte danach als "wahrer Heino" auftreten. Es ging hierbei lediglich um Copyright-Rechte und nicht um Humorlosigkeit von Heino; seine jetzige Platte macht dies mehr als deutlich.
Auch gerade deshalb liegt der neuen Platte ein ironischer Unterton bei, denn ausgerechnet die Toten Hosen werden nicht gecovert! Zurecht, beweisen diese doch mit ihrer neuen Scheibe, das die Toten Hosen mittlerweile selber Schlager machen – nur mit etwas mehr Gitarren. Und wenn sich Campino schon bei Wetten Das produzieren muß …
Eines zeigen die von Heino eingespielten Cover allemal: Musikalisch sind die Originale nicht so weit weg von Schlagerstars wie Helene Fischer oder Andrea Berg. Die Texte mögen etwas härter sein oder kritischer wirken. Das hat man bei Tim Toupe oder Mickie Krause aber auch, wenn auch etwas ordinärer.
Dies gilt sowohl für die Ärzte als auch für Peter Fox oder gar Rammstein. Im Gegenteil, durch Heinos relativ unflexiblen Gesang gewinnen diese Songs noch Struktur im Vergleich mit den Originalen. Einzig „Willenlos“ von Marius kann den Vergleich mit dem Original nicht bestehen. Hierin sehe ich eine späte Rehabilitation von Marius, der sich in den letzten 20 Jahren auch schon als „Verräter“ beschimpfen lassen mußte.
„Vogel der Nacht“ von Stefan Remmler ist im Original ja schon ne Schnulze, aber erst mit Heinos überzogen prätenziösem Gesang treibt mir der traurige Text Tränen in die Augen. Und „MFG“ von Fanta 4 hat er geil gecovert. Ich mußte mir sofort das Original in Gänze anhören und rubbeldiekatz liegt auch schon Fanta 4 zum ersten Mal seit über 20 Jahren in meinem Player.
74 Jahre ist er nun, der Konditor aus Bad Münstereifel. Und er räumt nochmal ab. Optimal promotet zeigt er mit dieser CD, das all unsere Heroen aus der allzuheilen Rock-Welt schließlich auch „nur“ schöne Musik machen. Ich denke ja auch, das die deutsche Rockmusik nach dem damaligen Ausstieg von Peter Hein bei Fehlfarben Anfang der 80er ihre Unschuld verloren hat. Seitdem ist es einfach nur Unterhaltung. Das gilt für Rammstein genauso wie für die Ärzte, Fanta 4 oder Sportfreunde Stiller. Letztere können bekanntlich eh nicht singen. Und „Augen auf“ von Oompf ist doch in Wirklichkeit von Heino, oder?
Das Totenkopflogo jedenfalls ist unschlagbar. Ich will das T-Shirt zum Geburtstag !!!

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