Als
ich im Spiegel Online letzte Woche las, das Heino eine Platte mit
Covern von den Ärzten, Rammstein und anderen Größen der deutschen
Rock- und Popmusik herausbringt, war ich unbegreiflicherweise sofort
interessiert. Heino war für mich doch immer eher ein Feindbild, eine
Ikone des schlechten Geschmacks oder auch einfach nur ein No Go.
Das
Album war noch nicht draußen, da startete Bild schon die Promotion.
Die Ärzte und Rammstein hätten sich aufgeregt, von einem
Rockerkrieg war die Rede. Alles frei von Bild erfunden, aber viele
Leute glaubten dies tatsächlich, wie ich beim Stöbern in mehreren
Foren erfahren mußte.
Viel
Schmähungen über Heino mußte ich in den Foren lesen.
Bezeichnenderweise kannten einige dieser Kritiker nicht mal die
Originalinterpreten! Ständig wurde aber auch von „Fans“ des
Heinoalbums auf der angeblichen Kritik der Ärzte und Rammstein
rumgeritten, als dies schon längst als Falschmeldung bekannt war.
Die
Emotionen schlugen also hohe Wellen. Wie schon immer bei Heino.
Unvergessen der Sketch von Otto mit den Heinos, die aus den Gräbern
stiegen. Auch für mich war Heino immer ein Feindbild. Er stand für
die Elterngeneration, die im 3. Reich von nichts gewußt hatte. Die
wenig wandelbare Stimme mit dem rollenden „R“ ist bis heute
unverwechselbar.
Als
sich Norbert Hähnel Mitte der 80er als Heino im Vorprogramm der
Toten Hosen betätigte, wurde er von Heino verklagt und mußte danach als "wahrer Heino" auftreten. Es ging hierbei
lediglich um Copyright-Rechte und nicht um Humorlosigkeit von Heino;
seine jetzige Platte macht dies mehr als deutlich.
Auch
gerade deshalb liegt der neuen Platte ein ironischer Unterton bei,
denn ausgerechnet die Toten Hosen werden nicht gecovert! Zurecht,
beweisen diese doch mit ihrer neuen Scheibe, das die Toten Hosen
mittlerweile selber Schlager machen – nur mit etwas mehr Gitarren.
Und wenn sich Campino schon bei Wetten Das produzieren muß …
Eines
zeigen die von Heino eingespielten Cover allemal: Musikalisch sind
die Originale nicht so weit weg von Schlagerstars wie Helene Fischer
oder Andrea Berg. Die Texte mögen etwas härter sein oder kritischer
wirken. Das hat man bei Tim Toupe oder Mickie Krause aber auch, wenn
auch etwas ordinärer.
Dies
gilt sowohl für die Ärzte als auch für Peter Fox oder gar
Rammstein. Im Gegenteil, durch Heinos relativ unflexiblen Gesang
gewinnen diese Songs noch Struktur im Vergleich mit den Originalen.
Einzig „Willenlos“ von Marius kann den Vergleich mit dem Original
nicht bestehen. Hierin sehe ich eine späte Rehabilitation von
Marius, der sich in den letzten 20 Jahren auch schon als „Verräter“
beschimpfen lassen mußte.
„Vogel
der Nacht“ von Stefan Remmler ist im Original ja schon ne Schnulze,
aber erst mit Heinos überzogen prätenziösem Gesang treibt mir der
traurige Text Tränen in die Augen. Und „MFG“ von Fanta 4 hat er
geil gecovert. Ich mußte mir sofort das Original in Gänze anhören
und rubbeldiekatz liegt auch schon Fanta 4 zum ersten Mal seit über
20 Jahren in meinem Player.
74
Jahre ist er nun, der Konditor aus Bad Münstereifel. Und er räumt
nochmal ab. Optimal promotet zeigt er mit dieser CD, das all unsere
Heroen aus der allzuheilen Rock-Welt schließlich auch „nur“
schöne Musik machen. Ich denke ja auch, das die deutsche Rockmusik
nach dem damaligen Ausstieg von Peter Hein bei Fehlfarben Anfang der
80er ihre Unschuld verloren hat. Seitdem ist es einfach nur
Unterhaltung. Das gilt für Rammstein genauso wie für die Ärzte,
Fanta 4 oder Sportfreunde Stiller. Letztere können bekanntlich eh
nicht singen. Und „Augen auf“ von Oompf ist doch in Wirklichkeit
von Heino, oder?
Das
Totenkopflogo jedenfalls ist unschlagbar. Ich will das T-Shirt zum
Geburtstag !!!
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