Mittwoch, 13. Februar 2013

Kip Tyler & the Flips

Kip Tyler hieß eigentlich Elwood Westerton Smith und wurde am 31. Mai 1929 in Chicago geboren.
Anfang 1957 in Kalifornien: Kip Tyler war Sänger der „Sleepwalkers“, der heißesten Band der Union High School. Zusammen mit Musikern einer anderen Highschool gründete Kip eine frühe Version der Flips.
Wie seinerzeit üblich, spielte die Band auf „High School Dances“ und Parties. Der für die Zeit rohe Rockabilly Sound, gepaart mit einer entsprechenden Bühnenperformance, machte sie zur beliebtesten Combo im El Monte Legion Stadium. In El Monte, östlich von LA gelegen, wurden schon damals Fernsehshows produziert; später traten dort auch die Beatles auf. Kip Tyler & the Flips gaben zu diesen Gelegenheiten die Backing Band für die bekannten Stars.
Und dann, eben Anfang 1957, eröffnete sich für Kip eine Chance. Joe Gershenson war für die Musik im Film „Rock Pretty Baby“ verantwortlich. John Saxon spielte dort die (fiktive) Figur des Rock `n` Roll Sängers und Bandleaders Jimmy Daley, konnte aber nicht singen. Mehrere Sänger versuchten sich nun am Gesang des bereits 1956 (!) eingespielten Films; Kip ist schließlich in der Kinofassung zu hören. Saxon bewegt im Film seine Lippen zu einer früheren Aufnahme.
Entscheidend für Kip Tyler war nun, dass Decca – beflügelt durch den Erfolg des Films – den Charakter des Jimmy Daley in die Charts hieven wollte.
Es entstanden Songs wie „Red Lips and Green Eyes“ oder auch „Hole in the wall“ und „Bongo Rock“. Letztere zeigten wieder den roheren Kip Tyler. Als aber der Film „Summer Love“ - ein Sequel zu „Rock Pretty Baby“ floppte, war es auch mit der Karriere von „Jimmy Daley“ vorbei. Bleibenden Eindruck in den Charts hinterließ er eh nicht, so dass Decca das Projekt einstampfte.
Der Organisator der Shows im Legion Stadium, der DJ Art Laboe, erkannte aber das Potential von Kip Tyler & the Flips und nahm sie auf seinem Label „Starla“ unter Vertrag. Noch 1957 verließen sie das Label wieder. Dank ihres Managers Gershenson landeten sie bei Challenge.
Doch trotz genialer Songs wie „She got Eyes“ oder „Jungle Hop“ blieben die Verkaufszahlen weit hinter den Erwartungen zurück. „She got Eyes“, Ende 1957 eingespielt, zeigte Kip Tyler erstmals mit einem eingespielten Rumba Rhythmus. „Jungle Hop“ wurde leider erst durch das Cover der Cramps Ende der 70er bekannt. Dennoch ist dieser „Dschungelsound“ charakteristisch für die damalige Zeit. Anders als in den Folgejahrzehnten spielte man noch mit den verschiedensten Musikstilen und schuf diverseste Stile,die heute größtenteils vergessen sind.
Für das Ebb Label entanden Ende 1958 bis Ende 1959 dann Kracher wie „Rumble Rock“ oder „She`s my Witch“. In dieser Phase spielte übrigens Sandy Nelson zeitweise an den Drums. Kip`s Gitarrist Larry Knechtel kam später bei Duane Eddy unter. Der zweite Gitarrist Mike Deasy landete in der Tourband von Eddie Cochran. Bei einem anderen Kracher aus dieser Zeit stammt der Backgroundgesang übrigens nicht von der damaligen Managerin. Wer es war, konnte ich nicht herausfinden, aber es war wohl nicht Shirley Spector, die Schwester von Phil, eben die frühere Managerin der Flips.
1960 wechselte Kip Tyler zu Imperial. Es reichte für eine erfolglose Single. In der Folgezeit versuchte er vergeblich in den Twist einzusteigen. Aber auch seine dynamische Bühnenshow und eine wöchentliche TV Show in den frühen 60ern konnte nicht darüber hinwegtäuschen, das er mittlerweile zu alt für die Teenagerkultur war.
Schwarze Lederklamotten und ein Motorrad – so betrat er 1957 die Bühne. Mit Ende des Erfolgs von Rock `n` Roll wechselte er die Klamotten. Aber trotz Beachwear blieb ihm auch weiterhin der Erfolg versagt, während einige seiner ehemaligen Bandmitglieder Musikgeschichte schrieben.
Zuletzt künstlerisch betätigte sich Kip Tyler von 1991 bis 1995 als Pornodarsteller. Als über 60jähriger sicher eine sportlich gute Leistung. Vielleicht verkörpert er gerade deshalb den „Rock `n`Roll“ mehr als alle anderen Rockabilly Heroes.
Kip Tyler starb am 23. September 1996 in Los Angeles. In Erinnerung bleiben „She`s my Witch“ oder „Wail Man Wail“. Nicht die Pornos.

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