Kip Tyler hieß eigentlich Elwood
Westerton Smith und wurde am 31. Mai 1929 in Chicago geboren.
Anfang 1957 in Kalifornien: Kip Tyler
war Sänger der „Sleepwalkers“, der heißesten Band der Union
High School. Zusammen mit Musikern einer anderen Highschool gründete
Kip eine frühe Version der Flips.
Wie seinerzeit üblich, spielte die
Band auf „High School Dances“ und Parties. Der für die Zeit rohe
Rockabilly Sound, gepaart mit einer entsprechenden Bühnenperformance,
machte sie zur beliebtesten Combo im El Monte Legion Stadium. In El
Monte, östlich von LA gelegen, wurden schon damals Fernsehshows
produziert; später traten dort auch die Beatles auf. Kip Tyler &
the Flips gaben zu diesen Gelegenheiten die Backing Band für die
bekannten Stars.
Und dann, eben Anfang 1957, eröffnete
sich für Kip eine Chance. Joe Gershenson war für die Musik im Film
„Rock Pretty Baby“ verantwortlich. John Saxon spielte dort die
(fiktive) Figur des Rock `n` Roll Sängers und Bandleaders Jimmy
Daley, konnte aber nicht singen. Mehrere Sänger versuchten sich nun
am Gesang des bereits 1956 (!) eingespielten Films; Kip ist
schließlich in der Kinofassung zu hören. Saxon bewegt im Film seine
Lippen zu einer früheren Aufnahme.
Entscheidend für Kip Tyler war nun,
dass Decca – beflügelt durch den Erfolg des Films – den
Charakter des Jimmy Daley in die Charts hieven wollte.
Es entstanden Songs wie „Red Lips and
Green Eyes“ oder auch „Hole in the wall“ und „Bongo Rock“.
Letztere zeigten wieder den roheren Kip Tyler. Als aber der Film
„Summer Love“ - ein Sequel zu „Rock Pretty Baby“ floppte, war
es auch mit der Karriere von „Jimmy Daley“ vorbei. Bleibenden
Eindruck in den Charts hinterließ er eh nicht, so dass Decca das
Projekt einstampfte.
Der Organisator der Shows im Legion
Stadium, der DJ Art Laboe, erkannte aber das Potential von Kip Tyler
& the Flips und nahm sie auf seinem Label „Starla“ unter
Vertrag. Noch 1957 verließen sie das Label wieder. Dank ihres
Managers Gershenson landeten sie bei Challenge.
Doch trotz genialer Songs wie „She
got Eyes“ oder „Jungle Hop“ blieben die Verkaufszahlen weit
hinter den Erwartungen zurück. „She got Eyes“, Ende 1957
eingespielt, zeigte Kip Tyler erstmals mit einem eingespielten Rumba
Rhythmus. „Jungle Hop“ wurde leider erst durch das Cover der
Cramps Ende der 70er bekannt. Dennoch ist dieser „Dschungelsound“
charakteristisch für die damalige Zeit. Anders als in den
Folgejahrzehnten spielte man noch mit den verschiedensten Musikstilen
und schuf diverseste Stile,die heute größtenteils vergessen sind.
Für das Ebb Label entanden Ende 1958
bis Ende 1959 dann Kracher wie „Rumble Rock“ oder „She`s my
Witch“. In dieser Phase spielte übrigens Sandy Nelson zeitweise an
den Drums. Kip`s Gitarrist Larry Knechtel kam später bei Duane Eddy
unter. Der zweite Gitarrist Mike Deasy landete in der Tourband von
Eddie Cochran. Bei einem anderen Kracher aus dieser Zeit stammt der
Backgroundgesang übrigens nicht von der damaligen Managerin. Wer es
war, konnte ich nicht herausfinden, aber es war wohl nicht Shirley
Spector, die Schwester von Phil, eben die frühere Managerin der
Flips.
1960 wechselte Kip Tyler zu Imperial.
Es reichte für eine erfolglose Single. In der Folgezeit versuchte er
vergeblich in den Twist einzusteigen. Aber auch seine dynamische
Bühnenshow und eine wöchentliche TV Show in den frühen 60ern
konnte nicht darüber hinwegtäuschen, das er mittlerweile zu alt für
die Teenagerkultur war.
Schwarze Lederklamotten und ein
Motorrad – so betrat er 1957 die Bühne. Mit Ende des Erfolgs von
Rock `n` Roll wechselte er die Klamotten. Aber trotz Beachwear blieb
ihm auch weiterhin der Erfolg versagt, während einige seiner
ehemaligen Bandmitglieder Musikgeschichte schrieben.
Zuletzt künstlerisch betätigte sich
Kip Tyler von 1991 bis 1995 als Pornodarsteller. Als über 60jähriger
sicher eine sportlich gute Leistung. Vielleicht verkörpert er gerade
deshalb den „Rock `n`Roll“ mehr als alle anderen Rockabilly
Heroes.
Kip Tyler starb am 23. September 1996
in Los Angeles. In Erinnerung bleiben „She`s my Witch“ oder „Wail
Man Wail“. Nicht die Pornos.
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