Ich
glaube es war zu der Zeit, als ich vom Amt alimentiert wurde. Nach
dem Bund und vor dem Studium. Ich hatte die WG mit Pocke und wurde
eines Nachmittags plötzlich von Jenny und 2 Freundinnen überrascht.
Notdürftig
hatte ich dann den Tisch im Wohnzimmer freigeräumt. Kaffee war
gekocht. Ich veranstaltete doch tatsächlich ein Kaffeekränzchen.
Nett saßen wir dann zusammen am frühen Nachmittag und plauderten
eine Weile. Da saß ich nun mit den netten Damen. Unrasiert,
Unterhemd, Badelatschen. Und das Schlimmste: Lediglich mit einer
Unterhose bekleidet! Mich hatte das überhaupt nicht gestört. Dass
Jenny nach dieser Aktion mit mir noch gesprochen hat, rechne ich ihr
heute noch hoch an.
Überhaupt
ist Jenny ein Bärenmädel. Ich lernte sie Jahre vorher kennen, als
ich Urmel und Jopi in ihrer neuen Wohnung besuchte. Jopi war gerade
bei Jürgen aus der Hugo Luther ausgezogen. In der neuen Wohnung hing
auch Jenny rum. Jürgen hatte das schwarzhaarige Mädel auf einem
Festival in Karlsruhe kennengelernt und sie besuchte ihn gerade in
Braunschweig. Wir alle waren sofort freundschaftlich mit ihr
verbunden. Dies kann ich aus heutiger Sicht so sagen.
Auf
alle Fälle hatte Jenny ein Problem: Sie hatte kein Geld für den
Zug, um nach Hause zu fahren. Und so lieh ich ihr das Geld, obwohl
ich sie zum ersten Mal überhaupt gesehen hatte. Sie hat mir das Geld
dann auch zurücküberwiesen, gar keine Frage.
Jedenfalls
entschloss sie sich wenig später zum Umzug nach Braunschweig zu
Jürgen. Jahrelang hatten wir alle viel zusammen gemacht von Parties
über Konzerte, Kneipe, Kino etc. Und Doppelkopf! Letztlich war sie
dann mit Kroll zusammen und zog mit ihm Mitte der 90er nach
Süddeutschland.
So
weit so gut. Ich habe jetzt tagelang in meiner Erinnerung gekramt
nach einer Szene mit Jenny, die in diese Rubrik paßt. Mir will so
recht keine einfallen außer der mit dem Kaffeekränzchen. Es gibt
Streitpunkte und Zerwürfnisse, über die ich nicht berichten möchte.
Meistens hatte Jenny recht. Es gibt viele Aktionen, bei denen Jenny
beteiligt war. Aber nie im Mittelpunkt bzw. nicht in Situationen, die
ich in dieser Rubrik schildere. Das ist auch nicht ihr Style.
Wirklich
schön und wichtig sind im Rückblick eben nicht nur die „filmreifen“
Szenen, sondern die Freundschaft und gegenseitige Unterstützung über
Jahre auch in alltäglichen Dingen. Und gerade deshalb ist es
erwähnenswert. Über einen der vielen Doppelkopfabende z. B. könnte
ich hier nicht wirklich eine Story rauskitzeln. Aber wenn Du mich
fragst, ob ich jetzt lieber eins der klasse Konzerte samt der
erinnerungswürdigen Szene oder einen Doppelkopfabend mit Jenny
nochmals erleben möchte, würde ich mich für Doppelkopf
entscheiden.
Nicht
nur, weil wir schon so lange nicht mehr gespielt haben. Es war in den
80ern eher die Norm als Konzerte und irre Szenen. Gerade diese
alltäglichen Sachen haben mich wie auch Pocke, Kroll und Andere auf
dem Boden gehalten. Und Edith, beide Lisas, Ilka oder auch Wolfgang
haben ebenso wie Jenny mit dazu beigetragen. Deshalb gehört das hier
auch einmal hineingeschrieben. Ohne diese Freunde wären viele der
irren Szenen oftmals nicht möglich gewesen.
Über
eine davon berichte ich am nächsten 8. eines Monats. Mit Jenny,
versprochen.
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