Donnerstag, 8. November 2012

H Lecter: Jenny

Ich glaube es war zu der Zeit, als ich vom Amt alimentiert wurde. Nach dem Bund und vor dem Studium. Ich hatte die WG mit Pocke und wurde eines Nachmittags plötzlich von Jenny und 2 Freundinnen überrascht.
Notdürftig hatte ich dann den Tisch im Wohnzimmer freigeräumt. Kaffee war gekocht. Ich veranstaltete doch tatsächlich ein Kaffeekränzchen. Nett saßen wir dann zusammen am frühen Nachmittag und plauderten eine Weile. Da saß ich nun mit den netten Damen. Unrasiert, Unterhemd, Badelatschen. Und das Schlimmste: Lediglich mit einer Unterhose bekleidet! Mich hatte das überhaupt nicht gestört. Dass Jenny nach dieser Aktion mit mir noch gesprochen hat, rechne ich ihr heute noch hoch an.
Überhaupt ist Jenny ein Bärenmädel. Ich lernte sie Jahre vorher kennen, als ich Urmel und Jopi in ihrer neuen Wohnung besuchte. Jopi war gerade bei Jürgen aus der Hugo Luther ausgezogen. In der neuen Wohnung hing auch Jenny rum. Jürgen hatte das schwarzhaarige Mädel auf einem Festival in Karlsruhe kennengelernt und sie besuchte ihn gerade in Braunschweig. Wir alle waren sofort freundschaftlich mit ihr verbunden. Dies kann ich aus heutiger Sicht so sagen.
Auf alle Fälle hatte Jenny ein Problem: Sie hatte kein Geld für den Zug, um nach Hause zu fahren. Und so lieh ich ihr das Geld, obwohl ich sie zum ersten Mal überhaupt gesehen hatte. Sie hat mir das Geld dann auch zurücküberwiesen, gar keine Frage.
Jedenfalls entschloss sie sich wenig später zum Umzug nach Braunschweig zu Jürgen. Jahrelang hatten wir alle viel zusammen gemacht von Parties über Konzerte, Kneipe, Kino etc. Und Doppelkopf! Letztlich war sie dann mit Kroll zusammen und zog mit ihm Mitte der 90er nach Süddeutschland.
So weit so gut. Ich habe jetzt tagelang in meiner Erinnerung gekramt nach einer Szene mit Jenny, die in diese Rubrik paßt. Mir will so recht keine einfallen außer der mit dem Kaffeekränzchen. Es gibt Streitpunkte und Zerwürfnisse, über die ich nicht berichten möchte. Meistens hatte Jenny recht. Es gibt viele Aktionen, bei denen Jenny beteiligt war. Aber nie im Mittelpunkt bzw. nicht in Situationen, die ich in dieser Rubrik schildere. Das ist auch nicht ihr Style.
Wirklich schön und wichtig sind im Rückblick eben nicht nur die „filmreifen“ Szenen, sondern die Freundschaft und gegenseitige Unterstützung über Jahre auch in alltäglichen Dingen. Und gerade deshalb ist es erwähnenswert. Über einen der vielen Doppelkopfabende z. B. könnte ich hier nicht wirklich eine Story rauskitzeln. Aber wenn Du mich fragst, ob ich jetzt lieber eins der klasse Konzerte samt der erinnerungswürdigen Szene oder einen Doppelkopfabend mit Jenny nochmals erleben möchte, würde ich mich für Doppelkopf entscheiden.
Nicht nur, weil wir schon so lange nicht mehr gespielt haben. Es war in den 80ern eher die Norm als Konzerte und irre Szenen. Gerade diese alltäglichen Sachen haben mich wie auch Pocke, Kroll und Andere auf dem Boden gehalten. Und Edith, beide Lisas, Ilka oder auch Wolfgang haben ebenso wie Jenny mit dazu beigetragen. Deshalb gehört das hier auch einmal hineingeschrieben. Ohne diese Freunde wären viele der irren Szenen oftmals nicht möglich gewesen.
Über eine davon berichte ich am nächsten 8. eines Monats. Mit Jenny, versprochen.

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