Dienstag, 19. Juni 2012

Contramann: Urheberrecht Teil 2


Seit Jahren ist die Branche bestrebt, den „Downloader“ zu kriminalisieren, um von der sinkenden Bedeutung des Produktes Audio-CD in der neuen Medienwelt abzulenken.
Dabei ist die Frage doch eine ganz andere: Muß das Internet unfreier und restriktiver werden, allein um die Eigentumsrechte von Vertreibern und Künstlern garantieren zu können? Um deren Einkommen zu garantieren, müssen da z. B. Internetsperren für Täter oder das Zwangsabschalten von bestimmten Seiten über die Provider hingenommen werden?
Ich meine nein. Wenn die Vertreiber nicht mehr auf ihr Geld kommen, sollen sie sich neue Vertriebswege überlegen. Es ist nicht Aufgabe des Staates, einzelnen Gruppen durch restriktive Maßnahmen, von denen auch Leute betroffen wären, die eben nicht die Produkte der Vertreiber konsumieren, negativ betroffen wären.
Was bei der ganzen Pro und Contra Diskussion zum Thema Urheberrecht außer Acht gelassen wird, ist der Umstand, das es nicht wirklich um die Rechte der Künstler auf der einen und den Freiheiten des Internets auf der anderen Seite geht. Die Gegner der Urheber oder auch Rechteverwerter sind eigentlich nicht die Downloader, sondern 2 andere Parteien.
Da haben wir zuerst nicht den Urheber oder Künstler, sondern den Inhaltsanbieter. Ob Youtube, der Fernsehsender Sky oder die Kinoketten. Sie alle brauchen Inhalte, um den User (Konsumenten) an sich zu binden. Und wenn der User nichts für Inhalte bezahlen muß, ist er eher geneigt, sich z. B. Auf Youtube auszutoben. Geld für den Inhalteanbieter läuft dann über Werbung oder auch die Nutzerdaten (Facebook, Twitter). Da es umsonst ist, interessiert sich der User erstmal nicht für diesen Aspekt.
Der User will den Inhalt, also den Film oder die CD, sichern. Und da haben wir auch schon die 2. Partei – die Hardwarehersteller. Ob DVD- oder Blueraybrenner. Festplattenrecorder oder ebookreader. Die ganzen Inhalte sollen über die Hardware abgespielt werden.
Da ist es logisch, das der Hardwarehersteller kein Interesse hat, illegale Downloads zu kriminalisieren. Schafft doch überhaupt erst der DVD-Brenner die Voraussetzung, um Inhalte umsonst zu laden und somit einen kriminellen Akt zu begehen.
Das Geschäft für die Inhalteanbieter wie Youtube, Facebook und Co sowie für die Hardwarehersteller wie Sony, Apple und HP ist in den Zeiten des Internets gigantisch. Das Geld, das früher die Plattenfirmen und Kinoketten eingesammelt hatten, wandert nun verstärkt zu den Hardwareanbietern oder indirekt zu Youtube und Co. Für CDs oder DVDs zum Originalpreis fehlt dem Kunden dann das Geld. Beides geht halt nicht.
Oder anders ausgedrückt: Es ist wie immer im Kapitalismus. Ein Industriezweig stirbt zugunsten eines neuen Zweiges aus. Wobei hier niemand ausstirbt; Es findet lediglich eine Umstrukturierung statt. Denn schließlich brauchen Youtube oder auch die Kinoketten ständig neue Inhalte, um den Kunden bei der Stange zu halten. Wichtig ist nur, das es neu ist. Auch jedes künstlerische Produkt ist nur noch als Event etwas wert. Danach wird es nur noch kopiert und wirft keinen Gewinn mehr ab.
Die Zeiten des One-Hit-Wonder sind also vorbei. Einen Hit schreiben und sich dann bis ans Ende des Lebens zukoksen ist nicht mehr. Die Halbwertzeit wird immer kürzer. Und darauf müssen sich Künstler wie Rechteverwerter einstellen oder besser umstellen. Der Kuchen ist groß genug, aber überleben werden nur die Künstler und Firmen, die mit den „Netzbetreibern“ arbeiten statt zu versuchen, das Geld abseits des Netzes einzusammeln.
Vielleicht werden Sven Regner oder Jan Delay es auch mal begreifen, das sie sich umstellen müssen, wenn sie Geld verdienen wollen. Die Wertschätzung für die Künstler ist nämlich nach wie vor ungebrochen. Bloß den überhöhten Preis dafür will halt keiner mehr bezahlen.
Die Filmindustrie ist schon weiter als die Musikindustrie. Fernsehserien werden immer aufwendiger produziert und über Pay TV Kanäle vertrieben. Das bringt das Geld – auch für die Schauspieler. Auch für Musik sind ähnliche Modelle denkbar. Auf der Stelle tritt vielleicht die Band mit den guten Kritken, aber mittelmäßigen CD Verkäufen. Jungs, denkt dran: Das Event ist Euer Konzert. Eintritt, T Shirt Verkauf. Vielleicht sogar die Live DVD.
Die Brötchen werden vielleicht kleiner. Na und ? Muß man halt mehr backen, denn die Leute sind dann ja später satt. Und insbesonder Künstler, die sich vor den Karren überkommener Strukturen der Industrie spannen lassen, werden sehr schnell merken, das sie ins Hintertreffen geraten.
Ich bin gespannt, wie sich Künstler und Verwerter in 2-3 Jahren aufgestellt haben.

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