Mittwoch, 13. Juni 2012

Contramann: Urheberrecht Teil 1


Ein Thema, welches man mit den Piraten immer verbindet, ist das Thema mit dem „umsonst Laden“ aus dem Netz. Hier machen Künstler wie Sven Regner oder Jan Delay auf ihr Urheberrecht aufmerksam. Wenn alle umsonst laden, verdienen die Künstler nichts. So das Credo.
Die Piraten sehen dagegen eher die Gefahr eines unfreien Internets, wenn immer mehr Sicherungsmechanismen ins Internet eingebaut werden, um Raubkopien einzudämmen. Verhindern lassen diese sich nämlich nicht. So die Piraten.
Ein Spiegel-Mitarbeiter schlägt sich auf die Seite der Piraten:
Hier schwebt Contramann irgendwo dazwischen, sowohl als auch. Pro und Contra und alle haben Recht. Ich will mich heute auf die Musikindustrie konzentrieren, da hier die Umsonst-laden-und-nicht-kaufen-Mentalität besonders stark ausgeprägt ist.
So ist es natürlich richtig, daß es eines vernünftigen Vertriebes bedarf, um einen Künstler und sein neues Produkt bekannt zu machen. Insbesondere gilt dies im Musikbereich, wo eine neue CD aufgrund der Flut an Neuerscheinungen ordentlich befeuert werden muß. Im Gegensatz zur Filmindustrie oder auch bei Buchautoren wirkt eine CD kaum lange nach. Zweit- oder Drittverwertung ist seltenst möglich, langfristige Ausschüttungen durch GEMA-Gebühren sind auch eher für die Topstars interessant. Das allgegenwärtige kostenlose Herunterladen geht überwiegend auf Kosten der nicht so bekannten Bands, die so nicht einmal die Produktionskosten einer CD einspielen können.
Es ist natürlich auch frustrierend, wenn Du 5 – 7 CDs produziert hast, die Kritiker Dich über den grünen Klee loben und Deine Songs überall gern gehört werden. Aber wenn 95% Deiner Fans die Musik lediglich für lau laden, hat der Künstler nichts davon. Genau wie die Musikindustrie, die Dich dann folgerichtig nicht mehr unterstützt, weil sie nur noch Miese einfährt.
Auf der anderen Seite steht der Konsument. Es wird so viel Schrott produziert, das man sich fragen muß: Wer soll das alles kaufen? Zumeist sind 2 – 3 Songs auf einer CD gut, der Rest plätschert so dahin. Man kann natürlich auch ein Album erstmal umsonst laden, um es sich in Ruhe ganz durchzuhören. Hinterher wird es dann gekauft. Oder nicht?
Vor Erfindung der Schallplatte mußten sich Musiker ihr Brot auf der Bühne verdienen. Erst die technische Revolution verhalf der Musik, insbesondere der Pop- und Rockmusik (brrrr) zu ungeahnten Vertriebs- und damit Verdienstmöglichkeiten.
Da haben manche einen Hit geschrieben und können sich bis an ihr Lebensende einen Bentley vor die Tür stellen. Ob im Radio oder TV, mit viel Werbeeinsatz kriegt noch der unbedarfteste Manager seine Künstler in die Charts. Das Ganze lief wie geschnitten Brot, bis die CD kam.
Jetzt ist die Musik durch die Digitalisierung 1:1 kopierbar. Ungeachtet der Haltbarkeitsdauer von Kopien kann man Original nicht von Plagiat unterscheiden. Höchstens optisch. DSL tat ein übriges. Nach Napster und Audiogalaxy, Kazaa und Bittorrent hatte die Musikindustrie das Nachsehen.
Bei Preisen von 12 – 15 € pro CD kann man schon ins Grübeln kommen, ob man die CD kauft oder umsonst lädt. Man kann die Künstler genauso durch den Besuch eines ihrer Konzerte unterstützen. Bei Preisen ab 25 € aufwärts für eine international mäßig erfolgreiche Band ist das eigentlich genug Unterstützung.
Ich habe eher den Eindruck, dass mit sinkenden Umsätzen der Musikbranche eine Steigerung der Anzahl von Stars einhergeht. Denn hat jemand auch nur annähernd etwas, das man als Hit bezeichnen kann, gelandet, dann wird der neue Star auch gnadenlos vermarktet. Auftritte im TV zu hauf, teure Konzerttourneen (gemeint sind hier die Eintrittspreise) im Anschluß. Und das von Leuten, die zuvor häufig lediglich vor 200 Leuten gespielt haben. Falls überhaupt. Evtl. Merchandisingprodukte oder auch Klassiker wie Bücher oder Filmmusik. Wer braucht da noch massive Umsätze der CDs oder auch Musikvideos?
Die Stars und Sternchen gibt es ja nach wie vor, obwohl die Branche von dem eigentlichen Produkt, der „Scheibe“, immer weniger umsetzt. Da ist es auch nicht hilfreich, wenn sich die Branche einen imaginären Umsatz erträumt, indem die illegal geladenen Scheiben einfach mit dem Verkaufspreis als Schaden gerechnet werden. Als ob die Leute alles kaufen würden, was sie umsonst runterladen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen