Freitag, 16. März 2012

Contramann: Links und Rechts

Am 17.2.2012 stand in der Welt folgender Kommentar:
Eine üble Hetze. Ich habe lange nicht mehr so eine Volksverhetzung lesen müssen. Wenigstens hat die Welt kritische Kommentare nicht gelöscht. Dafür wahrscheinlich bald diesen Kommentar. In der Springer Presse ist halt nichts für die Ewigkeit.
Das Petra Pau und Gregor Gysi der SED entstammen ist zwar richtig. Aber ihnen nach 20 Jahren (!) und mehreren Legislaturperioden eine mögliche Demokratiegefährdung anzudichten, ist natürlich Agitprop vom Feinsten. Schließlich ist eine ehemalige FDJ-Jugendvorsitzende mittlerweile Bundeskanzlerin. Eine persönliche Freundin von Friede Springer, Herausgeberin der Welt, ist sie zufälligerweise auch.
Und überhaupt Demokratiefeindlichkeit der Linken: Der Bundesnachrichtendienst unter Reinhard Gehlen hatte mit ihm und solchen Leuten wie Hans Globke oder Werner Repenning ehemalige Wehrmachtsoffiziere in führenden Positionen. Wenn man solchen Leuten eine Hinwendung zur Demokratie unterstellen kann, so kann man dies Gysi, Pau oder Sarah Wagenknecht erst recht unterstellen. Ich tippe mal, das unter dem Wehrmachtsgeneral Gehlen mehr Menschen getötet wurden als sämtliche Toten durch die Selbstschußanlagen an der innerdeutschen Grenze während der 40 Jahre des Bestehens der DDR.
Der Verfassungsschutz führt offenbar eine üble Tradition aus der Frühzeit der Bundesrepublik fort: Nach links wachsam, nach rechts blind. So kann man zwar über 70 gewählte Bundestagsabgeordnete - ohne mit der Wimper zu zucken - beobachten, aber in Thüringen fällt der Landesbehörde die rechtsextreme Terrorzelle jahrelang nicht auf.
In seltener Einmütigkeit von den Unionsparteien, FDP, SPD und Grünen wird diesen Sonntag, den 18.3.2012, Joachim Gauck zum neuen Bewohner des Schlosses Bellevue gewählt. Die Linken schicken als Gegenkandidatin Beate Klarsfeld ins Rennen. Die in Frankreich lebende Nazi-Jägerin wurde 1968 berühmt, als sie den damaligen Kanzler Georg Kiesinger ohrfeigte, um auf seine NS-Vergangenheit aufmerksam zu machen. Aufgrund ihres Engagements wäre sie normalerweise auch für SPD und Grüne eine wählbare Alternative zu Gauck.
Normalerweise. Aber wie wir wissen bzw. glauben sollen, hat alles, was mit den Linken zu tun hat, irgendwie mit der Stasi zu tun:
Bei den Kontakten zur Stasi bezieht sich die Welt auf eine Aussage des ehemaligen Stasi-Oberlollis Bohnsack. Da hier kein Beweis vorliegt, wird dies lediglich in diesem schmierigen Artikel in 2 Sätzen erwähnt. Dass Gauck seinerseits wegen angeblicher Mitarbeit bei der Stasi sogar vor Gericht stand, wird in der Springerpresse nirgends thematisiert.
Fairerweise muß man natürlich sagen, das Diestel seine Klage zurückgezogen hatte und man davon auszugehen hat, das Gauck eben nicht Stasi-Mitarbeiter war. Die Unschuldsvermutung eben!
Beate Klarsfeld ist Kandidatin der Linken für das Amt des Bundespräsidenten und da muß natürlich gehetzt werden, da gibt es logischerweise keine Unschuldsvermutung. Widerliches Geschmiere das.
Auch bei der überraschend notwendig gewordenen Neuwahl in Nordrhein-Westfalen gilt es, die Linken in einem schlechten Licht darzustellen oder auch gar nicht zu erwähnen.
Beispiele für die Verunglimpfung der Linkspartei gibt es genug. Witzigerweise sind die meisten der Vorzeigefiguren der Linken „Westler“ und ehemalige SPD oder Gewerkschaftsmitglieder. Aber hauptsache drauf; ohne Rücksicht auf Verluste. Das erinnert mich irgendwie an die Endphase der Weimarer Republik. Außer, das die Rechten auch negativ dargestellt werden. Aber nur, wenn es um die „Döner-Morde“ geht. Oder um das NPD Verbot.
Was bleibt ist der Skandal, das der Verfassungsschutz gewählte Volksvertreter heimlich beobachtet, ohne das die Immunität aufgehoben oder der parlamentarische Kontrollausschuß informiert wurde. Wulff hätte erst nach Aufhebung seiner Immunität angeklagt werden können. Für die Linken reicht ein bloßer Verdacht für nachrichtendienstliche Maßnahmen.
Sehr befremdlich. Da nimmt der Verfassungsschutz seine V-Männer aus Führungspositionen der NPD, damit ein Verbotsverfahren dieser Partei aufgenommen werden kann und bei den Linken... siehe den vorherigen Absatz.Werden wir jemals erfahren, was diese V-Leute unternehmen mußten, um in Führungspositionen der NPD zu gelangen? Ich befürchte nicht.
Ich kann mich nur wiederholen: Liebe Leute, laßt Euch von der Springer/Hugenberg – Presse nicht für dumm verkaufen. Sicher gibt es bei den Linken Politiker, die unser Vertrauen nicht verdienen. Aber auch nicht mehr als bei den anderen Parteien. Aber es ist zur Zeit die wirklich einzige Oppositionspartei in diesem Land. Bedenkt dies jetzt. Nicht erst, wenn ihr Euren Job verloren habt oder die Kinder keinen Ausbildungsplatz kriegen. Oder die Rente nicht reicht. Denn dann ist es zu spät. Ein toter Gaul kommt nicht weit.

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