19.12.2011. Da hat Christian Wulff dann doch nicht richtig aufgepaßt. Jetzt steht er im Fokus der Medien, weil er vom befreundeten Unternehmer Geerkens einen Kredit zu 4% Verzinsung über eine halbe Million Euro erhielt. Dafür, dass er zum Bau seines Einfamilienhauses in Großburgwedel keine Sicherheiten bieten konnte, ist das ein Zinssatz, der erheblich unter dem üblichen Niveau liegt. Aber halt – nicht ganz richtig. Der Kredit kam ja von dessen Ehefrau. A – ha!
Herr Geerkens machte Anfang der 70er in Osnabrück sein Geld mit Unfallautos und Schrott, eröffnete dann einen Juwelierladen und dank geschickter Immobiliengeschäfte … Klingt irgendwie halbseiden und passt nicht zu Herrn Wulff, dem ewig strahlenden Saubermann. Ein Urlaub in der Villa von Geerkens leitete vor einigen Jahren den Air Berlin Skandal ein. Vor dem Landtag äußerte seinerzeit der Ministerpräsident Wulff auf Anfrage der Grünen, dass er keine Geschäftsbeziehungen zu Herrn Geerkens unterhalten würde. Da ist es gut, dass der Kredit von Frau Geerkenss kam. Andernfalls hätte Herr Wulff seinerzeit im niedersächsischen Landtag gelogen.
Zu den Freunden von Herrn Wulff zählen auch Wolf Dieter Baumgartl, ein ehemaliger Spitzenmanager der Versicherungsbranche sowie der notorische Carsten Maschmeyer. Letzterer ist nicht nur der Ehemann von Veronika Ferres, sondern auch berüchtigt als Chef des Finanzdienstleisters AWD. Bei all diesen Freunden machte Herr Wulff zwischen 2003 und 2010 Urlaub von Norderney über Mallorca bis in die USA. Schön, wenn man solche Freunde hat. Jeder Hartz IV Empfänger würde sich glücklich schätzen.
Überhaupt Maschmeyer: Schon 1998 unterstützte er Gerhard Schröder auf dem Weg vom niedersächsischen Ministerpräsidenten zum Bundeskanzler. Scharfer Kritiker seinerzeit war der Oppositionsführer im Landtag, Christian Wulff. Schön, dass Maschmeyer und Wulff sich über die Jahre ausgesöhnt haben.
Da finanziert Maschmeyer 2008 die Anzeigenkampagne für Wulffs Buch „Besser die Wahrheit“. Mitten im niedersächsischen Wahlkampf! Und das Beste: Wulff wußte gar nichts davon! Wie uneigennützig er ist, der Carsten Maschmeyer. Hab ich mich wohl doch in ihm getäuscht. Bisher dachte ich immer an eine Rasierklinge und nen Spiegel, wenn ich Herrn Maschmeyer im TV sah.
42000,- € hat man ja auch einfach mal so übrig. Nobel, nobel.
Da kommt so einiges an Vorwürfen zusammen. Wie Karl-Theodor zu Guttenberg auch versucht Wulff die Vorwürfe auszusitzen. Nur bröckchenweise läßt er über Anwälte Einzelheiten verlauten, wenn ein Punkt nicht mehr zu leugnen ist bzw. er direkt der Lüge bezichtigt werden kann. Daztu zählt z.B., dass Herr Geerkens beim Kredit mit dabei war. Unterschrieben hat aber die Frau, so dass Wulff rein formell nicht gelogen hat.
Ja, Christian, die Medien lassen nicht locker. Komisch nur, dass selbst die Opposition nicht wirklich angreift. Selbst Klaus Ernst, Parteichef der Linken, äußerte die Hoffnung, dass sich die Geschichte aufklären möge. Selbst Klaus Ernst, der ja auch schon von den Medien als Porschefahrer an die Wand gestellt wurde wg. angeblicher Konsumfreudigkeit, was nicht zu den Linken passen würde. Ein Oldtimer von einem Porsche, ein Liebhaberstück des ehemaligen bayrischen Gewerkschaftsmannes. Wie krank war nur der Vorwurf.
Aber in Sachen Christian Wulff läßt die schwache Reaktion der Opposition – auch Herr Gabriel blies seine Backen ausnahmsweise nicht auf – nur einen Schluß zu: Sie wollen Wulff gern im Amt behalten, weil er als Bundespräsident bislang eher schwach agierte. Eher wurde durch ihn der Begriff eines „Grüßaugust“ körperlich. Und je mehr er durch die Vorwürfe im Zwielicht steht, desto besser ist es für die Wahlchancen der Oppositionsparteien 2013 bestellt. Mal sehen, was in den nächsten Tagen noch alles ans Licht kommt.
22.12.2011. Christian Wulff tritt die Flucht nach vorne an und verließt vor ausgewählten Pressevertretern eine persönliche Erklärung zu den Vorwürfen. Offensichtlich war die Erklärungsnot jetzt doch zu groß.
"Das war nicht geradlinig. Und das tut mir leid." "Nicht alles, was juristisch rechtens ist, ist auch richtig." Diese beiden Sätze wörtlich aus seiner persönlichen Erklärung vom 22.12.2011. Nach dem Motto: Ich? Was falsch gemacht? Nein – das war alles korrekt! Sieht vielleicht unschön aus...
Da mag er zwar recht haben, aber die Moral bleibt auf der Strecke. Gerade er, der große Saubermann. Siehst Du hier: Gerhard Glogowski
Nun ist Franz Walter nun nicht gerade eine seriöse Quelle, aber hier passt er ausnahmsweise mal rein. Das ich den Franzl nochmal positiv erwähnen kann...
Wulff hat seinerzeit den Mund derartig voll genommen, das er sich jetzt eigentlich an seinen eigenen Worten messen lassen sollte. Nichts als die Wahrheit (Wulffs Buchtitel) – das ich nicht lache. Das haut im juristischen Sinn vielleicht hin. Für ein Staatsoberhaupt ist das allerdings beschämend.
Anders als Berlusconi oder der frische Franzose ist Wulff eine richtig graue Maus. Da hilft auch keine tätowierte Ehefrau. Moralische Integrität war und ist sein einziger Trumpf. Und mit seiner kurzen Erklärung von einigen Minuten macht er alles gleich richtig kaputt. Aber wahrscheinlich kann man von einem Osnabrücker auch nicht mehr erwarten.
Ebenfalls an diesem Tag trennt er sich von seinem Pressesprecher. Der hatte in den vergangenen Jahren Wulff überhaupt erst zu dem Saubermann hochsterilisiert, als der Wulff sich immer noch fühlt. Mußte Olaf Glaeseker nach 12 Jahren als Pressesprecher wegen Gratis-Urlauben in Villen vom Partylöwen Manfred Schmidt gehen?
Aber das ist noch nicht alles. Bei der landeseigenen BW Bank Stuttgart nahm er laut Spiegel einen Kredit zu einem Zinssatz zwischen 0,9 und 2,1 Prozent auf, um den Kredit bei Frau Geerkens ablösen zu können. Warum krieg ich nicht so nen Zinssatz?
Glaeseker ist zwischenzeitlich abgetaucht. Von ihm spricht selbst der Spiegel nicht mehr. Da bin ich überrascht – schließlich wird bei Wulff ja auch weitergebohrt. Ich glaube nicht, das keiner mehr nachforscht, sollte Wulff zurücktreten. Also warum interessiert sich niemand mehr für Glaeseker? Weil eine Krähe einer anderen Krähe kein Auge aushackt vielleicht?
Bei Wulff geht es auch jetzt schon die ganze Zeit nur um Kleinigkeiten wie billige Urlaube oder den Kredit. Ob hier persönliche Vorteilsnahme seitens Wulff vorliegt, wird sich eh nicht rechtssicher klären lassen.
Contramann kann sich nicht vorstellen, das Männer wie Geerkens ihre „Gaben“ aus purer Freundlichkeit oder alter Freundschaft zur Verfügung stellten. Hier kommen dann die Begriffe Bestechung und Bestechlichkeit ins Spiel. Das sich hier kein Presseorgan wie z. B. Die Springer-Presse bemüht, einen derartigen Skandal aufzudecken, verwundert schon. So bleibt denn der ganze Medienrummel um die „Hannover-Connection“ eine riesige Nebelkerze. Der interessierte Bürger bleibt ratlos zurück.
02.01.2012. Über die Feiertage war dann Ruhe. War das der Plan des Christian Wulff? Gras über die Sache wachsen lassen – Kohl und Merkel haben es ja vorgemacht. Aber nix da. Neues Jahr, neuer Versuch.
Der Spiegel muß sich auch profilieren. Am schnellsten waren aber die Süddeutsche und die FAZ-Sonntagsausgabe. Am 12. Dezember sprach Wulff dem Bild-Chefredakteur Kai Diekmann auf die Mailbox. Gerade vom Staatsbesuch aus arabischen Gefilden zurück, erfuhr Wulff vom Vorhaben der Bild, am nächsten Tag einen Artikel ühber seine Kredite zu bringen.
Da ist er dann wohl abgerastet. Wutentbrannt drohte er Diekmann mit „einem endgültigen Bruch.“
Ja und? Den hat Contramann schon längst vollzogen, ebenso Judith Holofernes. „Der Rubikon sei überschritten“, „Krieg“ - hallo? Da hat er aber richtig die Nerven verloren. Ich muß da an Helmut Kohl denken – in Halle war es meiner Erinnerung nach – als er auf einen Eierwerfer einstürmte. Oder eher noch der Herr Beck – auch Mecki genannt – als er einen Zuhörer anpöbelte, wenn er sich rasieren würde, könnte er auch nen Job finden.
Zur Krönung entschuldigt sich Wulff 2 Tage später auch noch bei Bild. Ist der Mann überhaupt dienstfähig, wenn er so abrastet und dann wieder ansatzlos in die Ruhephase geht? Schon stressig, so nen Job. Ein Psychologe würde Otto Normalverbraucher Offenheit und Ehrlichkeit empfehlen. Doch, das sind 2 verschiedene Sachen!
Aber das kann Christian Wulff wahrscheinlich nicht machen. Wer weiß, was dann noch alles in der Zeitung steht.
Wenn sich jetzt zum Wutausbruch nicht noch etwas ergibt, werde ich diesen Artikel morgen ins Netz stellen. Sonst werd ich ja nie damit fertig, eh er zurücktritt. Oder bleibt er?
03.01.2012. Jetzt soll er auch noch bei Welt am Sonntag angerufen haben. Letzten Sommer ging es um eine fast vergessene Halbschwester von Wulff. Während sich die Medien darum reißen, von Wulff angerufen worden zu sein, schweigt die Politikprominenz aus Berlin. Jetzt aber ab damit ins Netz!
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