Mittwoch, 17. August 2011

Udorallala und all time Faves

Ich erzähle es mal so: Irgendwann Anfang der 80er vertellte mir Aki eine alte Story über sich und seinen (damals schon) früheren Mitbewohner Stan. Beide wohnten in der Hugo Luther unter den üblichen Bedingungen. Diese waren Kohleheizung und Klo im Treppenhaus. Duschen war in der Badeanstalt vorzunehmen. Oder in der Küche.
Dies war noch in den 70ern und die Wohnung war billig. „So schön, schön war die Zeit...“
Die Kohle war immer knapp; nicht umsonst wohnte die Mannschaft dort. Jedenfalls waren dann die Kaffeefilter alle und Stan nahm folgerichtig Klopapier als Ersatz dafür. Kaffee war tagsüber wichtig, um die helle Sonneneinstrahlung überstehen zu können. Natürlich ergab sich dadurch ein Problem: Wenn das Klopapier als Kaffeefilter herhalten muß, was passiert dann, wenn dieses Klopapier zum eigentlichen Zweck benötigt wird, aber nicht benutzt werden kann, weil ja die Kaffeefilter alle sind...
Genau. Wie die Araber. Mit der blanken Hand wird das Gesäß nach dem Geschäft gereinigt!
Kurze Zeit später waren Aki und ich im Eintracht Stadion und er stellte mir seinen früheren Mitbewohner Stan vor. Dieser, ein sehr freundlicher Charakter, streckte mir sofort seine Hand zur Begrüßung entgegen. Hallo? Ich weiß nicht mehr, ob ich in die Hand eingeschlagen habe oder nicht, aber aufgrund der von Aki vorher erzählten Story...
Ein paar Jahre später war ich zum Geburtstag von Stan eingeladen.Ich fuhr mit UMD hin – von den üblichen Nasen war sonst keiner mit dabei. Nun mußt Du wissen, das Stan als Pfleger in Neuerkerode arbeitete und auf seiner Geburtstagsfeier eigentlich nur Erzieher der Neuerkerödischen Anstalten für Behinderte anwesend waren. Das waren alles Hippies und Teetrinker. Selbstgestrickte Pullover und Birkenstock. Nickelbrille und sanfte Musik. Tiefschürfende Gespräche und ich saß mit UMD auf dem Teppich vor dem Plattenspieler. Es lief irgendwelches Gedudel.
Ich denke, das war irgendwann auch Stan zuviel. Ansatzlos ging er zum Plattenspieler und nahm die Platte runter, um eine neue aufzulegen. R A M O N E S !
Mit dem ersten Takt sprang er auf und fing ansatzlos an zu pogoen. Ein geiles Bild, welches ich bis heute vor Augen habe. UMD und ich mußten sofort mitmachen, das waren wir ihm schuldig. Die restlichen Gäste wirkten etwas verstört, da sie mit den Ramones nichts anfangen konnten. Zu wild ?
Szenenwechsel. 1978. Oberstufe im Gymnasium. Ich hatte meine Freistunde dazu genutzt, um in der Stadt bei Govi oder Mewes die neue von den R A M O N E S – Rocket to Russia – zuzulegen.
Auf dem Weg bzw. Vorplatz unserer Schule traf ich Öhrchen; so sein Spitzname. Seineszeichens bekennender Yes- und Genesishörer. Brrrr....
Jedenfalls schaute er auf meine Plattentüte und fragte mich, was ich mir denn da gekauft hätte. Ich sagte es ihm und seine Antwort weiß ich bis heute wortgenau.
R A M O N E S ? Igitt, das ist ja Punk !“
Noch in demselben Jahr bot er am schwarzen Brett seine Yes- und Genesisplatten zum Verkauf an. Jahre später war er Frontmann von Leberschaden, einer lokalen Gruppe, der der verdiente Erfolg leider versagt blieb. „Suzy is a headbanger“ war natürlich Standard als Cover, aber auch die eigenen Sachen waren gut. Besser jedenfalls als das Gedöns, werlches dann in BS angesagt war.
Aber so läuft es halt.
Die Ramones hatten trotz aller Bemühungen die Hitparaden nicht sprengen können. Laut US Magazin Spin sind sie in einer Liste der „greatest Bands of all Times“ auf Platz 2 hinter den Beatles und vor Led Zeppelin“ gelistet. Mehr zur Biographie siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Ramones .
Für mich sind sie immer noch die Größten. Der Musikladenauftritt oder die Silvesteraufnahme 1978/79 – als „It`s alive“ veröffentlicht – sind nach wie vor ein gutes Mittel zur Bekämpfung schlechter Laune. Bis heute bedaure ich es, sie nie live gesehen zu haben.
Da auch alle tot sind, bis auf Tommy Ramone, den Drummer, bleiben mir auch Reunions erspart.
one-chew-free-far“. Und ruht in Frieden. Always yours.
Hey Ho, let`s Go !

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