(zuerst veröffentlicht 23.04.2002)
Geboren am 5.10.1933 in Pocohantas, Arkansas, hing der sechsjährige Billy Lee vor der Jukebox in den Schwarzenvierteln ab, um seine Mundharmonika zu spielen und zu den Songs mitzuträllern. Auch die Cops, die den Bengel immer wieder schnappten und zur weißen Seite der Stadt zurückfuhren, konnten ihn nicht davon abhalten.
Mit 13 Jahren zog er mit seiner Familie auf eine Farm, auf der überwiegend schwarze Familien lebten. Alle waren im Deltablues sehr bewandert; Hier lernte er bei den Williams Brüdern Slidegitarre – abgebrochene Colaflasche – und trieb seiner Mutter die Baumwolle in die Ohren, weil sie den Krach nicht ertragen konnte.
Viel lernte er hier von Lightnin` Leon Carter, bevor dieser 1948 verstarb. Zu dieser Zeit lebte die Familie in Tupelo, Mississippi. Billy Lee reiste mit einem Prediger und trug Gospelsongs vor, bevor er 1949 durch eine gefälschte Unterschrift bei der Army landete. Warum er sich dies antat, bleibt schleierhaft. Jedenfalls schaffte er es in seiner vierjährigen Dienstzeit, 3 Talentwettbewerbe des Army Services zu gewinnen.
1955 heiratete er und zog nach Memphis, wo er Weihnachten auf Jack Clements traf. Auf der Rückfahrt von seinen Eltern nahm er 2 Tramper mit, Clements und Slim Wallace, die nach durchsoffener Nacht im Knast gelandet waren. Wie das dann so ist, trat Billy Lee fortan als Sänger in deren Gruppe in Slim`s Club auf. Zuvor zeigten die beiden ihm noch eine Garage, die sie zu einem Studio ausgebaut hatten. Sie nannten die Bude Fernwood Studios und Riley wurde schließlich ihr 1. Musiker, der dort etwas aufnahm und veröffentlichte: Trouble Bound.
Clements brachte das Tape zu Sam Phillip`s Sun Studio, um ein Master zu erstellen. Phillips erkannte das Potential von Riley : „this is what the kids want – Rockabilly !“ Von Phillips ermutigt, orientierte sich Riley nunmehr in diese Richtung. Er bekam einen Plattenvertrag und ließ sich von Clements produzieren.
Zwischen 56 und 60 entstanden so 6 Singles, darunter die absoluten Highlights „red hot“ und „flyin`saucers rock `n` roll“. Letzterer Song entstand, weil Riley eines Morgens im Studio auf einen jungen Pianisten traf, der sein Instrument derart malträtierte, das Riley ihn sofort bat, in seiner Band für ein paar Shows mitzuspielen. Der Pianist, Jerry Lee Lewis, war sofort einverstanden. Nur Sam Phillips war uninspiriert, weil seiner Meinung nach ein Piano einfach nicht zu Rockabilly passte.
Dennoch stimmte er einer Session zu; Allerdings mit der Auflage, kein Piano Solo einzufügen. Nach der Session war er von dem „Pumping Piano Style“ derart begeistert, das er Lewis als Ersatz für Elvis zum Star aufbaute.
Auch bei „red hot“ ist Jerry Lee Lewis und das pumpin`piano zu bewundern. Von diesem Song war Alan Freed total begeistert und erkannte sofort das Hitpotential. Doch leider hatte Sam Phillips andere Pläne: „great balls of fire“ wurde zum Hit aufgebaut, „red hot“ als ähnlicher Song dagegen wurde nicht gepusht.
Als Riley dies spitzkriegte, stürmte er besoffen ins Studio und schlug Lewis` Piano kurz und klein. Aber Sam Phillips konnte ihn davon überzeugen, das er mit Riley noch größere Pläne hätte. Riley nahm ihm dies ab und blieb noch bis 1960 mit den „little green men“ bei Sun.
Bitter enttäuscht, gründete er mit Roland Janes (aus seiner Band) 1960 das Rita Label. Hier produzierte er den Millionseller, der ihm als Musiker versagt blieb: „mountain of love“ von Harold Dorman. Ab 1961 arbeitete er in Los Angeles als Producer und begehrter Sessionmusiker. Zusätzlich trat er noch in Nightclubs auf.
Obwohl Billy Lee Riley der Sprung in die hot hundred verwehrt blieb, ist er nicht nur für Bob Dylan ein Idol. Mit seinen „little green men“ spielte er als backing Band auf nahezu jeder Aufnahme bei Sun von 56 – 60. Der Pionier des Rock `n` Roll ist Mitglied der Hall of Fame und inspirierte andere, sich dem Rockabilly zu verschreiben.
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