Montag, 13. Juni 2011

hartmudo 2002

Montag, 23.9.2002: Die Bundestagswahl ist gelaufen und der ehemalige Juso-Vorsitzende bleibt unser aller Kanzler. Ohne Herta Däumling-Gambling. Die huschte am Samstag vor der Wahl nochmal durch die Presse. In einem Interview mit dem schwäbischen (!!!) Tageblatt soll sie gesagt haben, das Bush Junior mit Kriegsvorbereitungen gegen den Irak von inneren Problemen ablenken wolle. Wie Hitler. Sofort wurden in den USA deutsche Produkte boykottiert. Die Stimmung ist also schlecht. Also muß sie weg. Der Export. und so.
Abends kam dann im Fernsehen Starship Troopers. Die Bugs, Insektenwesen eines fremden Sonnensystems, bedrohen die Erde durch Asteroidenbeschuß, terroristische Aktivitäten also. Eine ganze Stadt wird ausradiert, Millionen Tote sind die Folge. Und alles auf zu den Waffen und töten, töten, töten! Ersetzt man jetzt die Bugs durch Irakis und Buenos Aires durch das World Trade Center, hat man auf einmal keinen Science Fiction Film mehr. Oder wie der junge Mann rechts in den 80ern sang: Ernstfall, es ist schon lang so weit...
Die Art, mit welcher Begeisterung die Soldaten - alle irgendwie doch amerikanische Teenager - die Bugs abschlachten, erinnert fatal an einen anderen, sehr guten Film bzw. Roman: Im Westen nichts Neues! Doch wurde dort noch die Sinnlosigkeit des Krieges schonungslos dargestellt, wird bei Starship Troopers dies relativ unreflektiert geschildert. Der Feind bleibt abgrundtief böse und muß vernichtet werden.
Wie ehemals die Juden bei Hitler. Oder Stalin. Oder heute die Irakis? Nach 2 Besuchen in den USA Anfang der Neunziger wird mir glatt Angst und Bange. Mangelnde politische Bildung der Bevölkerung verbunden mit einem Selbstbewußtsein, das phasenweise in Arroganz umschlägt. Und alles im Namen der Freiheit. Warum Terroristen zu verabscheuungswürdigen Taten schreiten, wird nicht hinterfragt. Immer nur draufhauen und bloß nicht daran denken, ob nicht vielleicht doch die eigene Großmachtpolitik Leute wie Saddam überhaupt erst an die Macht gebracht hat.
Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, das allein die Reaktion der amerikanischen Öffentlichkeit der deutschen Justizministerin Recht gibt.
Wie dem auch sei: Der Rücktritt von Herta ist notwendig - sie war halt einfach zu dusselig. Und ganz wichtig ist, das Stoiber in München bleibt. Nicht das in 3 Monaten doch noch in Deutschland das große Hurra ausbricht, wenn die ersten Bomben fallen. Später dann die Leichensäcke bei ihrer Ankunft in Frankfurt, die weinenden Mütter aus Hamburg, Berlin oder München. Alles bei RTL! Also drum: Bleib standhaft, Gerhard! Nicht einknicken! Weil ansonsten wähle ich nächstes Mal wirklich die PDS!
Der Mann links ist übrigens Xao. Nein, kein Chinese, sondern der Gitarrist von dem Typen auf dem ersten Bild. Wir reden also über Family 5. Bald live. In Berlin. Und da muß ich hin. Am 11.10. ist das Konzert meiner alten Favoriten, gegen die BAP, Gröni und wie sie alle heißen reaktionäre Säcke sind. Die Texte sind das Beste, was in deutscher Sprache unter der Rubrik Rockmusik firmiert und die Bläsersätze....
Leider, wie üblich, sind nicht alle meiner Meinung. Auch was die Sache mit den Amis und den Irakis angeht. Aber das ist normal in Deutschland. 1939 war es ja auch ähnlich. Uups - das war jetzt vielleicht doch übertrieben.

Montag, 21.10.2002: Das Attentat auf Bali hat gezeigt, das die El Khaida immer noch aktiv ist. Wer jetzt allerdings glaubt, ein Einmarsch im Irak würde dieses Problem aus der Welt schaffen, irrt sich. Die Amis haben Bin Laden schon in Afghanistan nicht aufstöbern können. Und das Saddam 45 Minuten braucht, um biologische und chemische Waffen einzusetzen, ist auch kein Grund. Die Amis brauchen dazu sicherlich weniger als 5 Minuten. Bush sollte sich stattdessen lieber um den Heckenschützen von Washington kümmern.
Die Bürger müssen Opfer bringen!” meint Gerhard. Da ist es beruhigend, das das Haushaltsloch erst nach der Bundestagswahl auffiel. Sonst hätte Stoiber uns noch die Steuererhöhungen nahebringen müssen. Überhaupt hat Schröder seinen Wahlsieg dem Araberfreund Möllemann zu verdanken. Jedenfalls sieht Guido das so. Was so ein Flugblatt doch alles anrichten kann. Hat Bin Laden dies etwa noch bezahlt? War die arabische Connection des Jürgen Möllemann als Spender dabei? Jedenfalls hat Jürgen jetzt aufgegeben. Gut für Guido, das dies - zufälligerweise - rauskam, als Guido ihn absägen wollte.
Family 5 am 11.10. war übrigens herausragend. In der Regel wird man ja enttäuscht, wenn die Erwartungen zu hoch sind. Ein Sax raus, eine Gitarre zusätzlich - und schon ist der Sound kompakter. Peter Hein ist älter und, jaa, auch fett geworden. Die Stimme war nicht mehr so zornig wie gewohnt, dafür die Präsentation sehr überzeugend. Störend waren nur die Idioten hinter mir, die ständig nach Fehlfarben schrien. Oh Mann! Bitter, bitter ist das. Die wußten sicherlich nicht mal, wer den letzten Song des Abends geschrieben hatte: Denn 10 Minuten nach (!) der letzten Zugabe folgte der Kommentar zum Zeitgeschehen - I`m so bored with the USA. Aber seinerzeit haben die Idioten wahrscheinlich noch in ihre Pampers gekackt.

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